Vom Kind her denken!

Reden wir einmal ganz offen über Mütter und deren Leistung. Sind sie uns was wert? Der Gesellschaft? Immerhin: Mit ein paar Euro Betreuungsgeld gibt es zaghafte Versuche zur Erkenntnis.

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Was sind uns eigentlich die Mütter wert? In unserer Gesellschaft und im ganz persönlichen Leben? Wer Familie gut erlebt hat oder gut erlebt, wird Gutes sagen können.Im ganz konkreten Leben hat „Mutter“ meist einen guten Klang. Die Mutter ist halt immer die Mutter.

Und sonst? Welchen Klang hat das Wort „Mutter“ bei denen, die keine Ahnung haben, was Mütter leisten? Was sie tagein tagaus leisten? Übrigens: Ohne Tarifanspruch, ohne Weihnachtsgeld und ohne Urlaubstantieme. Ach ja: auch ohne festgeschriebene Wochen- oder Tagesarbeitszeiten. Sieben Tage die Woche. 24 Stunden, wenn’s sein muss.

Vielfach wird selbstverständlich hingenommen, fast schon verkonsumiert, was Mütter daheim tun und für die Kinder schaffen. Aber gewürdigt? Gewürdigt von der Gesellschaft, die eben auch „ganz selbstverständlich“ davon profitiert? Anerkennung? Fehlanzeige.

Keine andere gesellschaftliche Gruppe wird so leichtfertig verkannt und rasch geringschätzig betrachtet, wie eben Mütter. Dabei ist ihre Erziehungsarbeit Gold wert – privat und für die Gesellschaft.

Die von der neuen Koalition geplanten 150 Euro Betreuungsgeld für alle, die ihre Kinder nicht abgeben, sind ein hoffnungsvoller kleiner Anfang. Ein  Anfang vom Ende der gewohnten und leider selbstverständlich gewordenen Diskriminierung von Müttern und ihrer Arbeit. Ein Anfang auf dem Weg zu echter Wahlfreiheit für Frauen und Männer.

Kinder wollen nicht wegbetreut werden, sondern Familie erleben. Deshalb muss in der Familienpolitik endlich auch vom Kind her gedacht werden dürfen.

Die Regierung, die mit wenigen Euro jetzt die Leistung der Mütter anerkennen will, die ihrer Erziehungsverantwortung bewusst nachkommen und da sein wollen für ihre Kinder, ist ein erster kleiner Schritt auf einem langen und noch wenig erkannten, aber richtigen Weg. Wer das nicht sehen will, sollte einmal überlegen, was der Gesellschaft die Betreuungsplätze wert sind. Ein Vielfaches gegenüber den Erziehungsplätzen in den Familien. Fair, also gerecht und angemessen, ist das alles noch lange nicht. Aber immerhin. Jeder Schritt auf dem Weg ist wichtig. Auch kleine Schritte.

Noch besser wäre es, es gäbe ein Kinderministerium. Also ein Ressort am Kabinettstisch, das stets die Stimme und Sichtweise der Kinder vernehmbar werden ließe. Ein Traum? Vielleicht. Aber manchmal führen Träume ins richtige Leben, und wer nicht träumen kann, versteht nicht viel vom Leben.

Anfangen könnte man ja mal damit, dass es in jedem Ressort, in jedem Ministerium, einen Kinderbeauftragten gibt, so etwas wie einen Gleichstellungsbeauftragten für Kinder. Ausgestattet mit einem Vetorecht bei allen Vorhaben und Gesetzesvorlagen, die Kindern als den Trägern der Zukunft schaden oder ihnen nichts nützen. Das wäre eine ziemlich beeindruckende Nachhaltigkeit, die dann möglich sein müsste.

Ein Traum? Nur ein Traum? Mag sein. Doch wenn ihn viele zu träumen wagen, wird es kein Traum bleiben.

Vom Kind her denken, und zwar konsequent. Allein dieser Weg führt wirklich in eine gute Zukunft.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

@Frank Martin
Hallo,
drastische Haushaltskürzungen könnten zu blutigen Unruhen führen. Der Königsweg ist das geordnete Auslaufen der jetzigen falschen Anreize.
Dazu zählt vor allem, dass das Prekariat deutlich weniger Kinder haben sollte, die als Kinder teuer sind und als Erwachsene kaum Arbeit finden. Arbeit wird in Deutschland viel viel weniger werden, wie es scheint.
Grüße
Freigeist
P.S. Die Subventionen an die Landwirtschaft nicht vergessen.

Gravatar: Frank Martin

Wieso sollte Anerkennung unbedingt in Geld ausgedrückt werden? Wieso dazu noch mit dem Geld anderer Leute?
Der Königsweg bleibt die drastische kürzung öffentlicher Haushalte und der damit verbundenen Umverteilung. Dann stellt sich die Anerkennung von Müttern ganz von alleine ein.

Gravatar: Freigeist

@ T. Myer,
Bravo, so sehe ich das auch. Ich sage es nun deutlicher:
Wo bleiben die Regeln, also die Feinsteuerung, dass missratene Eltern sanktoniert werden können?
Jedes Kind, dass von seinen Eltern missbraucht wird, nur zur Einkommenserzielung zu dienen, ist ein Kind zu viel.
Grüße
Freigeist

Gravatar: Elmar Oberdörffer

@T. Meyer:
Wenn man Ihren Kommentar liest, muß man annehmen, daß Sie zu den unglücklichen Kindern gehört haben, deren Eltern sich nicht um ihre Kinder gekümmert haben, pädagogisch unbedarft waren und das Kindergeld verprasst haben. In diesem Falle könnte ich Ihr Mißtrauen gegen Eltern verstehen. Nach meiner Erfahrung sind solche Eltern aber die Ausnahme, die meisten Eltern lieben ihre Kinder, kümmern sich um sie, erziehen sie und verwenden das Kindergeld und in Zukunft auch das Betreuungsgeld für ihre Kinder. Das geplante Betreuungsgeld ist endlich eine kleine Anerkennung der Arbeit, die Mütter leisten, die ihre Kinder selber erziehen und nicht in eine staatliche Verwahreinrichtung abschieben.

Gravatar: T. Meyer

Wenns schon so eine vergütung gibt dann sollte aber auch gewährleistet sein das sich auch wirklich um die Kinder gekümmert wird und die Eltern entsprechende Pädagogische Eignung haben.

Eltern werden ist nicht schwer, Kinder erziehen dagegen sehr.
Da helfen 150¤ mit der Gießkanne garnix...

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