Viele Kinder braucht das Land

Der ZDF-Moderator Peter Hahne hatte am 3. Mai  den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haselhoff und die Präsidentin des Verbandes Alleinerziehender Solweig Schuster zu Gast, um über die Notwendigkeit eines Systemwechsels im kindervergessenen deutschen Sozialsystem zu debattieren.Sehen Sie sich das Video an unter:

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www.zdf.de/peter-hahne/peter-hahne-5990118.html

Sehr geehrter Herr Hahne,

wir von der ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT können Ihnen nicht herzlich genug danken dafür, dass Sie am 3. Mai das Thema Demographie, d. h. die mangelnde Gebärfreudigkeit in Deutschland aufgegriffen haben. Die Bevölkerung , und vor allem die Politik muss endlich begreifen, dass es bereits 5 nach 12 ist, um Schaden vom Land abzuwenden.

Die Ursachen sind vielfältig, von unsicheren Arbeitsbedingungen bis dahin, dass Kinder für die Höhe Sozialabgaben keine Rolle spielen. Damit bezahlt ein Vater von 5 Kindern den gleichen Betrag wie der kinderlose Arbeitnehmer. Der deutsche Nationalökonom aus dem 19. Jh., Friedrich List spottete: „Derjenige, der Schweine aufzieht, ist ein produktives Mitglied der Gesellschaft, und derjenige, der Kinder aufzieht, ein unproduktives!“ Leider hat sich bis heute daran nichts geändert.

Allerdings, Herr Hahne, gibt es von unserer Seite auch Kritikpunkte an Ihrer Sendung:

     

  1. Die 200 Milliarden „familienbezogener Leistungen“ sind eine Lüge. Nur 55,4 Milliarden Euro und damit nur ein gutes Viertel des Gesamtpakets sind laut Ministeriumsrechnung „Familienförderung im engeren Sinne“.www.deutscher-familienverband.de/jdownloads/Publikationen/DFV_Familienfoerderung_Online.pdf
  2. Ihre Gäste diskutierten ausschließlich Reformen, die Vereinbarkeit zum Ziel haben. Damit ist aber weder das Zeitproblem gelöst, noch der Anspruch unserer Kinder auf ausreichende elterliche Präsenz. Eltern brauchen Zeit, um Art. 6 GG gerecht zu werden. Bei einer Lebensarbeitszeit bis 67 oder künftig wohl 70 Jahren, müssten Mütter, wenn sie es wollen, Anspruch auf erwerbsfreie Familienjahre ohne Verluste an Rentenansprüchen haben. Ohne ein ausreichendes Zeitbudget wird u. E. kein Kind zusätzlich geboren.
  3. Natürlich ist Ihre Sendung zeitlich begrenzt. Trotzdem warteten wir vergeblich auf wenigstens einen Hinweis zum Wohl der Kinder. Sie werden überhaupt nicht gefragt, ob sie ihre Mama  überhaupt entbehren können. Und so optimal sieht es in den Betreuungsanstalten ja keineswegs aus. Außerdem werden die Warnungen von Psychologen und  Kinderärzten vor zu früher Fremdbetreuung der Öffentlichkeit vorenthalten. Es wird immer nur diskutiert, was Frauen planen, worauf sie Anspruch haben und was die Wirtschaft verlangt. Wenn wir es unterlassen, das Kindeswohl zu unserem Hauptanliegen zu erklären, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Öffentlichkeit nur über Karrieren und Selbstverwirklichung diskutiert.
  4.  

In der öffentlichen Diskussion wird auch nicht artikuliert, dass der Staat von jedem geborenen Kind im Laufe seines Lebens transferbereinigt einen Gewinn von 77 000 € an Abgaben abschöpft. Also müsste es doch, rein rechnerisch (!), das Anliegen Nr. 1 sein, Familien ausreichend Autarkie und Autonomie zu verschaffen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bundesregierung beharrt taub und blind für alle guten Konzepte auf ihrer Weigerung, das System zu reformieren. Sie befindet sich in direktem Kamikaze-Flug.

Daher, Herr Hahne, möchten wir Sie darin bestärken, die demographische Frage nicht ruhen zu lassen und immer wieder neu zu bearbeiten. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Mit dankbaren Grüßen für die ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT

Bärbel Fischer

P.S. Das Video zu Ihrer Sendung finden Sie auf unserem Blog, ebenso diesen Brief.

Beitrag erschien auch auf: familiengerechtigkeit-rv.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: G.R.

Vielleicht liegt die niedrige Geburtenrate auch daran, das Männer sich 2x überlegen Kinder in die Welt zu setzen wenn sie (falls Frau dann den Abgang macht) nur noch als Zahlvater "exestieren" und keinerlei Lebensqualität mehr haben dürfen... Ich kanns gut verstehen

Gravatar: Bärbel Fischer

Ein "K" haben Sie noch in Ihrer Aufzählung vergessen: "Kinderlose." Denn ohne die Kinder ihrer Nachbarn, die von Eltern mit großem Einsatz aufgezogen wurden, kann´s im Alter ziemlich eng werden. Nicht nur finanziell, sondern vor allem in der Pflege. Die leisten immer noch von Müttern geborene und von Vätern begleitete Menschen . Wer keine Kinder wollte, konnte sich ein flottes Leben leisten. Ob das Konto im Alter verbraucht oder gefüllt ist, ohne Nachwuchs keine Pflege!

Noch gibt es keine Maschinen, die den inkontinenten Greisen die Windeln wechseln, da braucht es liebevolle menschliche Fürsorge.

Deshalb brauchen wir Kinder, Frau Bätsch!

Gravatar: Hans-Peter Klein

Worin besteht die eigentliche Angst wenn unsere Gesellschaft zahlenmäßig schrumpft?

Angst vorm Aussterben?
Die Angst vorm Aussterben dürfte die mit Abstand unbegründetste und irrationalste sein, wir sind mit ca. 80 Millionen eines der überbevölkertsten Länder, sowohl in Europa wie weltweit. Aus zahlenmäßig viel kleineren Nationen, z.b. die Isländer, die Norweger, u.v.m. ist mir dergleichen nicht bekannt.

Angst vor Altersarmut?
Da geistern ja immer Zahlen herum, das in Zukunft 1 junger Arbeitnehmer 2 unproduktive Rentner durchfüttern muß, wie soll das gehen?
Im Moment "funktioniert" es so, dass bedingt durch den techn. Produktivitätsfortschritt immer weniger Leute auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden und sogar junge, qualifizierte Leute sich mit Praktikas durchschlagen , ohne Aussicht auf eine Lebensplanung, geschweige Familienplanung. Somit ist das Problem gar kein wirklich demographisches, sondern ein technisch-wirtschaftliches, und da gibt es immer Alternativen. Niemand zwingt uns es so zu machen, wie wir es machen. Es müsste jedenfalls machbar sein, dass technischer Fortschritt den gewohnten Lebensstandard, zumindest einen akzeptablen, auch bei abnehmender Bevölkerung gewährleisten kann. Allerdings nur, wenn die Gewinne aus dem Fortschritt auch der gesamten Gesellschaft zugute kommen. Das ist dann wiederum eine hochpolitische Frage. Was ich lediglich sagen möchte, ist, dass wir nicht zwingend darauf angewiesen sind, den heutigen Bevölkerungsstand zu halten, um rein materiell und zivilisiert zu "überleben", die Angst in der Gosse zu landen ist reichlich unbegründet.

Kinderfeindlichkeit
Ganz anders stellt sich die Frage wie wir eine alternde Gesellschaft emotional verkraften. Ich möchte im Alter auch noch eine Aufgabe haben, mich z.B. um Enkelkinder kümmern, überhaupt mit den Jüngeren in Kontakt bleiben und dadurch weiterhin "im Leben" stehen. Es graust mir davor, mir mit Beschäftigungstherapie (Seniorentreff, Dackel, Wellensittich, Blumenkasten) die Restlaufzeit zu vertreiben, auf derartiges "Spitzwegidyll" kann ich gut und gerne verzichten.

Darauf habe ich auch noch keine allgemeingültige Antwort, die Kinderfeindlichkeit speziell der deutschen Gesellschaft ist für mich jedenfalls eine emotionales Problem.
Bei allen Schwierigkeiten, vor allem existentiellen, bin ich froh 3 Kinder groß gezogen zu haben, sie waren und sind eines der größten Geschenke, die man im Leben bekommen kann.

Hans-Peter Klein, Dipl. Ing.

Gravatar: Joachim Datko

Es gibt ungefähr 7 Milliarden Menschen auf der Welt. Das ist reichlich!

Ich bin gerne bereit ausführlich zu begründen, warum es besser ist, wenn die Geburtenrate in Deutschland niedrig bleibt.

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