Der Aufhänger der Diskussion war das Werk des Ökonomen Hans-Herman Hoppe, der so weit geht, jede Form von Staat für illegitim zu halten. Selbstverständlich bleibt eine solche Position nicht ohne Kritik. Sie widerspricht offensichtlich der Wirklichkeit, in der wir leben. Die Vorstellung einer ungebändigten Anarchie wirkt verständlicher Weise auf viele eher bedrohlich als verheißungsvoll.
Dennoch sind einige Ansätze dieser radikal liberalen Strömung interessant. Es geht im Kern darum, dass jeder Mensch für sich selbst die Verantwortung trägt und Herr seines eigenen Schicksals ist. Dennoch ist der Einzelne keine isolierte Nomade. Er kann sich mit anderen durch Verträge verbinden. Diese Verträge sollten die Vertragspartner frei gestalten dürfen, soweit gegenseitiges Einverständnis besteht und das Eigentum und die Rechte Dritter nicht berührt sind. Eine Welt, in der das absolut gewährleistet wäre, wäre eine ideale Welt. Wir leben aber nicht in einer idealen Welt, sondern in einer unvollkommenen. Das Ideal kann uns die Richtung weisen, es selbst ist aber ein unerreichbares Ziel.
Nach meiner Ansicht, muß man zwischen der politischen Philosophie und der praktischen Politik trennen, um solchen Positionen gerecht zu werden. In der politischen Praxis sind die Handlungsspielräume begrenzt, große Ideen wirken sich im realen Leben ganz anders aus, als im intellektuellen Diskurs.
Die Verantwortungsethik ist jene Position, die die Folgen des Handelns zur Beurteilung des Handelns mit einbezieht. Da die Wirklichkeit so komplex ist und unser Einfluss begrenzt, kann man nicht immer eine ideale Lösung erreichen. Es geht nicht um ein ideales Ziel, sondern um viele, kleine Schritte.
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