Verschuldung: die Kosten des "Weiter-So"

Nach Angaben der Bundesregierung sollen die Gesamtschulden von Bund, Ländern und Kommunen in diesem Jahr um 126 Milliarden auf mehr als 1,7 Billionen Euro steigen.

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Damit werde die Pro-Kopf-Verschuldung der gut 82 Millionen Deutschen Ende des Jahres 20.773 Euro erreichen.
Dazu ein paar Überlegungen:

     

  1. Bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 20.773 Euro und einem Zinssatz von 4% würde jeder Bürger, inklusive Kindern, Arbeitslosen und Rentnern, mit seinen Steuern Zinsen in Höhe von 20.773 X 0,04 / 12 = 69,24 Euro im Monat zahlen. Würde nun aber der Zins, den der Staat am Kapitalmarkt bieten muss, um eine kontinuierliche Refinanzierung alter durch neue Schulden zu erreichen, von 4% auf 6% steigen, würden die in den Steuern steckenden monatlichen Zinszahlungen von 69,24 auf 103,86 Euro pro Monat und pro Kopf steigen.
  2. Nun sind aber nicht alle 82 Mio. Einwohner Deutschlands erwerbstätig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind im ersten Quartal 2009 in Deutschland 39,859 Mio. Menschen erwerbstätig gewesen. Diese Erwerbstätigen umfassen alle Arbeitnehmer, inklusive der z.Zt. ca. 1,3 Mio. Kurzarbeiter, und die Selbständigen. Werden nun also die 1,7 Billionen Staatsschulden auf die Erwerbstätigen verteilt, ergibt sich eine Verschuldung von 42.650 Euro pro Kopf eines Erwerbstätigen. Pro einzelnem Erwerbstätigen belaufen sich die in den Steuern steckenden monatlichen Zinszahlungen damit auf 142 Euro bei einem Zinssatz von 4% und 213 Euro bei einem Zinssatz von 6%.
  3. Nun schrumpft aber die Bevölkerung Deutschlands. Es muss deshalb berücksichtigt werden, dass auch die Zahl der Erwerbstätigen sinken wird. Wird unterstellt, dass innerhalb von 30 Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um 1/3 sinken wird, wäre es angebracht, auch die Staatsverschuldung in diesem Zeitraum entsprechend abzubauen. Nun wird aber die Alterung unseres Volkes mit zusätzlichen Kosten für Rente, Krankheit und Pflege einhergehen. Um diese zusätzlichen Belastungen zu kompensieren, sollten die Staatsschulden entsprechend stärker abgebaut werden.
  4. Der Einfachheit halber soll hier nun unterstellt werden, dass die Staatsschulden von nun an mit 1,5% pro Jahr getilgt werden. Dies würde aber voraussetzen, dass zunächst die zusätzliche Kreditaufnahme gestoppt würde. Wie ausgeführt, erreichen die zusätzlichen Staatsschulden in diesem Jahr 126 Mrd Euro. Für die Tilgung der Staatsschulden wären zusätzlich 25,5 Mrd Euro zu kalkulieren, was also zusammen 151,5 Mrd Euro ergibt, die pro Jahr entweder als zusätzliche Einnahmen oder durch die Senkung staatlicher Ausgaben zu erwirtschaften wären. 151,5 Mrd Euro, das wäre pro Bürger ca. 154 Euro pro Monat und pro Erwerbstätigem 316 Euro pro Monat.
  5.  

Fazit: Kurzfristig sind die Kosten des "Weiter-So", dass heisst der weiteren Schuldenaufnahme und der dann steigenden Zinsbelastung zwar deutlich niedriger. Das "Weiter-So" ginge aber mit dem Risiko steigender Zinsen einher. So ist bei fortgesetzter Kreditaufnahme (die Geldmengenausweitung der Zentralbanken ist auch eine Kreditaufnahme!) nicht ausgeschlossen, dass das Zinsniveau im Gefolge einer Inflation mittelfristig explodiert. Wenn die vom Staat zu zahlenden Zinsen aber nur von 4% auf z.B. 12% steigen würden, wäre der Staatsbankrott dank des hohen Schuldenstandes kaum mehr zu vermeiden. Wenn dagegen jetzt massiv auf einen schmerzhaften Konsolidierungskurs umgeschwenkt würde, könnte dies mit niedrig bleibenden Zinsen belohnt werden.

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