Versailles und kein Ende

Kaum ein anderes Dokument in der Geschichte der Menschheit war und ist so umstritten wie der Versailler Vertrag. Noch über 100 Jahre nach seiner Erstellung wird über ihn diskutiert. Dabei sollte er doch angeblich Frieden stiften.

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Eine Tatsache ist heute Historikern, Politikern und allen an dem Thema interessierten Menschen klar: der Versailler Vertrag hat keinesfalls für Frieden gesorgt. Er legte, auch das ist in er Zwischenzeit unumstritten, den Grundstein für den ihm nachfolgenden WK2. Vor allem in der den Mittelmächten auferlegte Alleinschuld ist der Kardinalfehler des Konstruktes zu finden. Statt Aus- und Versöhnung lag das Hauptaugenmerk vor allem der Franzosen auf nichts anderes als Rache für den verlorenen Krieg 1870/71. Sie hatten nicht verwunden, dass sie mit ihrer überalternden Militärstrategie in Sedan von der modernen preußischen Armee vernichtend geschlagen wurden und ausgerechnet in Versailles Wilhelm II. zum Deutschen Kaiser proklamiert wurde.

Auch die Dänen sahen die Möglichkeit gekommen, sich für ihre schmähliche Niederlage 1864 zu rächen. Damals stürmten preussische Truppen die angeblich uneinnehmbaren Düppelner Schanzen, nachdem die Dänen zuvor schon kampflos das Dannewerk, eine Festungsanlage mit symbolischem Charakter, geräumt hatten. Die Dänen wurden vernichtend geschlagen, Schleswig und Holstein verblieben beim Deutschen Bund.

Belgien hatte bereits in den ersten Jahren des damals jungen Jahrtausends im Zuge der Marokko-Krisen diverse Abkommen mit Großbritannien geschlossen. Dabei gingen die Briten mit einer gewissen Cowboy-Mentalität gegen Belgien vor. Würde man den britischen Wünschen nach Errichtung von Stützpunkten und anderer militärischer Infrastruktur nicht uneingeschränkt nachkommen, so würde die britische Marine eine Präsenz in den belgischen Häfen in Betracht ziehen. In aller Freundschaft, versteht sich. Die Belgier gaben nach; was hätten sie auch sonst tuen sollen. Als Kompensation erhielten sie dann die Regionen um Eupen, Malmedy und St. Vith.

Weitere Kriegsgewinnler, auch wenn sie mangels eigener Existenz gar nicht am Krieg beteiligt gewesen sein kontnen, waren Polen, die Tschechoslowakei und das unter seinem späteren Namen Jugoslawien gegründete Mischkönigreich auf dem Balkan.

Auf dem Gebiet des Generalgouvernement Warschau (vom Deutschen Reich 1915 nach der Vertreibung der Zaren-Truppen aus der Region gegründet) hatten sich Freiwillige zur etwa 70.000 Mann starken "Blauen Armee" zusammen gefunden. Zu ihnen gehörte auch ein gewisser Ludwik Kazmierczak, der später dann der Großvater von Angela Merkel sein sollte. Merkel ist die Enkelin eines Mannes, der auf Deutsche schoss, denn die Blaue Armee, auch Haller-Armee genannt, unterstützte Frankreich im Kampf gegen das Deutsche Kaiserreich. Wie schon Napoleon, der in seiner Hochphase den Polen einen eigenen Staat versprach, machten sich auch die Franzosen für einen solchen Staat stark. Dessen Neugründung sollte natürlich auf dem Territorium Deutschlands umgesetzt werden. So würde man das Zentrum Europas schwächen und von beiden Seiten auch zukünftig bedrohen können. Um diese Bedrohung nachhaltig zu manifestieren, gaben Großbritannien und Frankreich Garantieabkommen für Polen ab.

Die Tschechen unter dem heute höchst umstrittenen Edvard Beneš trauten sich erst im Herbst 1918, als der Krieg für die Mittelmächte bereits verloren war, ans Tageslicht. Bis dahin jedoch kämpften Böhmer und Mährer auf den Seiten der k.-u.-k.-Monarchie und waren vor allem für ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Gegner berüchtigt und gefürchtet. Nach dem Krieg fanden immer wieder Berichte italienischer Soldaten über Gräueltaten besagter Einheiten den Weg ans Tageslicht. Betrachtet man die nach dem WK2  erlassenen Beneš-Dekrete in diesem Kontext, so sind die Berichte der Italiener recht glaubwürdig.

Jugoslawien, damals zunächst noch das Königreich der Slowenen, Kroaten und Serben, war der erste multikulturelle Stadt auf dem eruopäischen Kontinent und darf mit Fug und Recht als Pilotprojekt bezeichnet werden. Die Untersteiermark, damals noch Südsteiermark, mit den beiden Städten Laibach (Ljubljana) und Marburg (Maribor) wurde ebenso Staatsgebiet des neuen Königreichs wie zahlreiche andere Regionen der ehemaligen k.-u.-k.-Monarchie (Kronland Krain, Kronland Dalmatien, das ungarische Kronland Kroatien-Slawonien, um nur einige zu nennen). Hinzu kamen das Königreich Serbien und das zwangsweise diesem Königreich angeschlossene Herzogtum Montenegro. Mit der Schaffung dieses Kunstproduktes wurde die Zündschnur an eine Lunte gelegt, die in den 1990er-Jahren letztlich ein hochexplosives Fass zur Detonation brachte.

Noch ein Wort zum Kronland Dalmatien, denn hier wurde von den Siegermächten die Basis für den Aufstieg Mussolinis zum Duce gelegt. Italien, das von 1882 an dem Dreibund mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn angehörte, wurde von Briten und Franzosen mit großzügigen Landversprechungen zum Verrat an den Mittelmächten und zur Unterstützung der Entente geködert. Die verräterischen Italiener schnappten nach dem Happen und traten im Mai 1915 dem Krieg bei. Weil aber Italien nach dem Krieg lediglich Südtirol und die Region rund um die Hafenstadt Triest zugesprochen bekam, fühlte man sich betrogen. Diese im ganzen Land weit verbreitete Grundhaltung wurde von dem italienischen Sozialisten und Zeitungsinhaber Benito Mussolini massiv geschürt. Der Aufstieg seiner "Fascisti", benannt nach dem Amtssymbol der höchsten Würdenträger im römischen Reich, ist eine bekannte Geschichte. Den aus seiner Sicht verübten Betrug der Engländer und Franzosen an Italien aber hat Mussolini nie vergessen und ist daher im WK2 gegen beide Länder ins Feld gezogen.

Statt also Frieden zu stiften, wurden im Vertrag von Versailles Vereinbarungen getroffen, die maßgeblich für spätere Kriege hauptverantwortlich waren. Die Sieger des WK1 sind die Brandstifter für den WK2. Der damalige US-Präsident Woodrow Wilson erkannte das; darin liegt auch der Grund, warum die USA jenen unglückseligen Vertrag nicht unterzeichneten.

Ähnliches wie für Italien gilt übrigens auch für China. Dort hatte man gehofft, dass die ehemals deutschen Schutzgebiete in China dem Reich angeschlossen werden. Doch der Vertrag sah vor, dass diese Territorien unter japanischer Verwaltung (die Japaner hatten die deutschen Schutzgebiete okkupiert) bleiben sollten. Die Chinesen sahen sich sowohl von Briten und Franzosen wie auch von den USA getäuscht, ratifizierten den Vertrag nicht sondern zogen bitter enttäuscht ab. Mit dem Zuschlag jener Gebiete an Japan war der Grundstein für die später in den 1930er-Jahren extreme Expansionspolitik Japans gelegt. Erst zwei Atombombenabwürfe am 06. August 1945 über Hiroshima und am 09. August 1945 über Nagasaki machten dieser Expansionspolitik ein Ende. Auch hierfür tragen die Vertragsmacher von Versailles, primär die Franzosen, die Hauptverantwortung. Weniger Rachegelüste damals hätten der Menschheit viel Leid erspart.

Dieser Beitrag kann selbstverständlich keine alles behandelnde Abfassung der damaligen Ereignisse sein. Professoren in aller Welt diskutieren auch heute noch über die Ursachen, den Verlauf und die Folgen des WK1. Da reichen knapp 1.000 Worte hier in diesem Forum nicht aus, um alle Aspekte beleuchten zu können.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: mehr.licht

neues Video v. 13.1.2020:
"Die Welt braucht den Friedensvertrag":

https://www.youtube.com/watch?v=BVJ71AAqiUY

"Seit dem Ende des 1. Weltkrieges sind viele Verträge geschlossen worden, aber noch kein Friedensvertrag. Das betrifft Situationen im Jemen, Ukraine, Syrien und vielen anderen Ländern, wo ohne Kriegserklärungen Kriegshandlungen stattfinden. Weder die Politik, noch die Verwaltung oder die Medien Deutschlands haben ein Interesse an einem Friedensvertrag. Donald Trump hat als erster US-Präsident den Frieden mit Deutschland erwähnt, befindet sich aber im Wahlkampf. Das große Interesse vieler Deutscher an einem Friedensvertrag kann durch eine Petition auf www.der-Friedensvertrag.de anschaulich gemacht werden und könnte große Veränderungen in der Gesamtpolitischen Lage bewirken.
Holger Ditzel und Matthias Klama unterhalten sich - zufällig am Tag des Auslaufens des Versailler Vertrages mit Jo Conrad über die vielfältigen Aspekte auf dem Weg zum Friedensvertrag." -- Original auf http://www.Bewusst.tv
http://www.der-friedensvertrag.de

Gravatar: pol. Hans Emik-Wurst

Bezüglich des Artikels 231 wird gelogen, weswegen ich ihn zitiere! Es gibt keine "Alleinschuld am Weltkrieg"! Es werden "Urheber für die Verluste und Schäden" benannt! Wer ist so hirnverbrannt, an diesem verfluchten Schuldkult festzuhalten?

"Artikel 231.
Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für die Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben."

Da die Vertreter der BRD an ihren Sesseln kleben, haben sie stets alle Initiativen der Alliierten abgelehnt, die BRD aufzulösen und das Deutsche Kaiserreich wiederzubeleben, das seit den beiden Putschen am 9. November 1918 handlungsunfähig ist. Auch die Regelung von Grenzfragen wurde rigoros und dreist zurückgewiesen. Diese hochverräterischen Handlungen haben sich tief in die Seele vieler Deutscher eingebrannt.

Es obliegt nun den Alliierten, nämlich USA und Russland, Frankreich und Großbritannien, Zwang auszuüben und sich über die Vertreter der BRD hinwegzusetzen. Es gibt keinen anderen Weg, hundert Jahre Lügen zu beenden!

Wem ist schon bewusst, was in diesem Wikipedia-Artikel steht? Waffenstillstand von Compiègne (1940)

Verhandlungsverlauf
Der deutsche Diktator Adolf Hitler sah in diesem Ersuchen die willkommene Gelegenheit, sich für die Niederlage von 1918 und insbesondere für den als überhart empfundenen, von den Alliierten weitgehend diktierten Friedensvertrag von Versailles zu rächen.

Als Ort wählte er die Lichtung von Rethondes bei Compiègne, d. h. denselben Platz, an dem der Waffenstillstand 1918 unterzeichnet worden war. Die Verhandlungen fanden in dem auch 22 Jahre zuvor verwendeten Waggon statt; Hitler hatte den Wagen von Compiègne eigens aus dem Museum holen und auf die Gleise stellen lassen.

Im Vorfeld der Verhandlung wurde das französische Denkmal, das an den Sieg 1918 erinnerte, mit der Reichskriegsflagge bedeckt. Wiederum wurden die Waffenstillstandsbedingungen weitgehend diktiert, diesmal von deutscher Seite. Diese Bedingungen kamen einer Kapitulation Frankreichs gleich, denn sie beendeten die Existenz eines souveränen französischen Staates – der Dritten Französischen Republik – zu Gunsten des Vichy-Regimes.

Gravatar: harald44

Das wichtigste fehlt: Der Vertrag von Versailles war kein Vertrag, sondern ein Diktat!
Was bedeutet, daß den deutschen Unterhändlern die erpresserische Pistole auf die Brust gesetzt wurde: "Unterschreibt, oder die Hungerblockade gegen das Deutsche Reich geht weiter!" Und sie ging ja auch nach der Unterschrift noch weiter uns kostete Hunderttausenden deutscher Frauen, Kinder und Greise das Leben - nach der Kapitulation.
Und auch der Kapitulation ging ein gigantisches Betrugsmanöver voraus: Man versprach den Deutschen gemäß den 14 Punkten des US-Präsidenten Wilson ehrenhafte Friedensverhandlungen ohne Sieger und Besiegte, und die deutsche Reichsregierung glaubte an den Einfluß des US-Präsidenten, der aber damals nur eine Marionette der Briten und Franzosen war, und legte im Vertrauen darauf die Waffen nieder.
Daraufhin waren alle Zusagen von einem gerechten Frieden nur noch Schall und Rauch, und es begann die Ausplünderung Deutschlands, und das war die Voraussetzung für den späteren Aufstieg Hitlers zur Macht im gedemütigten Deutschen Reich.

Gravatar: Herbert Lachenal

Alles richtig, was hier im Kommentar zum Vertrag von Versailles zusammengestellt worden ist. Das besonders Fatale an diesem Vertrag ist jedoch der Zusammenhang zwischen Vertrag - Schuldzuweisung am Ausbruch des WK1 – Reparationen - Black Friday - Absturz der deutschen Volkswirtschaft - Verelendung der Deutschen - „Machtergreifung“ der NSDAP - mit allem was dann folgte. Worüber sich wohl die Verantwortlichen der Signatarmächte keinerlei Gedanken gemacht hatten: Mit Inkraftsetzung des Vertrags von Versailles vor nunmehr 100 Jahren und drei Tagen wurden die Deutschen einem brutalen gesellschaftspolitischen Experiment ausgesetzt! Das schlimme Ergebnis ist uns allen bekannt.

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