Vermutlich nicht das letzte mal: Tebartz-van Elst - Grautöne

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Ein Leser des PAPSTTREUENBLOGs hat mich dankenswerter Weise auf einen Beitrag von Andreas Püttmann auf katholisch.de mit dem Titel „Die Wahrheit in den Spamfilter“ hingewiesen, in der dieser meinen Beitrag zum Ende in Limburg zitiert und kommentiert.

 

Nun fühle ich mich einerseits geehrt, von Herrn Püttmann, mit dem ich mich hinsichtlich eines Beitrags von mir schon mal – ich möchte sagen freundschaftlich – gezankt habe (hierhier und hier), zitiert zu werden, gebe aber zu, dass mich der Kontext gelinde gesagt nachdenklich hinterlässt:

Einer der Einsichtigeren fordert als Kommentator vom Bischof jetzt "Worte der Reue, des Bedauerns" gegenüber denen, "die wie die Löwen für ihn gekämpft haben". Richtig! Dass die "Löwen" es allerdings längst hätten besser wissen können und dass klarsichtige Glaubensbrüder als "Verräter" verschrien wurden, ist ihm indes kein "Wort des Bedauerns" wert. Schuld sind immer die anderen. Jetzt auch der Bischof. Man selbst flüchtet in die Rolle der missbrauchten Unschuld.

In Püttmanns Augen als einer der "Einsichtigeren" zu gelten könnte mich freuen, wer aber meine weiteren Beiträge zur Causa Tebartz-van Elst gelesen hat, der wird sich verwundert die Augen reiben, wie Herr Püttmann dazu kommt, mich in einen Topf mit den Hardcoreverteidigern des ehemaligen Limburger Bischofs zu werfen. Ich muss mir vielleicht ankreiden lassen, weder von der Unschuld noch von der Schuld des Bischofs (abgesehen von der Frage des 1.-Klasse-Fluges nach Indien) überzeugt gewesen zu sein und so nun aus der vermeintlich bequemen Position der Mitte zu kommentieren. Ich stelle aber fest, dass ich mich in dieser Rolle weiterhin gut aufgehoben fühle – insbesondere kann ich mich nicht erinnern, mich selbst als „missbrauchte Unschuld“ dargestellt zu haben.

Eine umfassende Schau – das gebe ich gerne zu – benötigt aber auch mehr als einen Blick auf den Bischof und seine Verteidiger:

Der Bischof hat fehlerhaft gehandelt und gelogen und ist aus diesem Grund als Hirte kaum tragbar, insbesondere deshalb nicht, weil er sich so lange Zeit genommen hat, bis mal eine Bitte um Vergebung kam. Die ist nun da, die Kritik von Herrn Püttmann am Wortlaut der Entschuldigung teile ich nicht, bin aber andererseits auch nicht der Ansicht, dass er deshalb nach Limburg zurück kommen sollte. Ob er für sein Amt als Bischof generell untauglich geworden ist, das liegt natürlich im Ermessen des Papstes (vom Heiligen Geist geleitet).

Andererseits ist die Rolle der Medien in diesem Umfeld noch aufzuklären (wobei ich da wenig optimistisch bin), hat man doch dort auf jedes ungeprüfte Gerücht gesetzt, um dem Bischof zusätzlich zu den nachgewiesenen Sachverhalten zu schaden (gerade eben wieder geschehen mit der Nachrichtenente um seinen Dienstwagen, den er angeblich nach seinem Rücktrittsangebot noch selbst bestellt habe, bis sich herausgestellt hat, das jemand im Bistum gepennt und einen Leasingvertrag nicht gekündigt hat). Zu meinem Begriff der „Journaille“, den ich in diesem Zusammenhang verwendet habe und für den mich einige Leser kritisiert haben, stehe ich für diese Vertreter ihrer Zunft weiterhin. Der Bischof ist im Hinblick auf den Bistumsneubau und die Vorgänge um den 1.Klasse-Flug, Täter, hinsichtlich des Umgangs der Medien mit ihm aber auch Opfer. Davor, vor einem der beiden Aspekte, die Augen zu verschließen, verstellt den vollständigen Blick auf diese Angelegenheit.

Das bedeutet umgekehrt nicht, dass es nicht auch Journalisten gegeben hat, die sich um eine wirkliche Aufklärung im journalistischen Sinne bemüht haben. Die wiederum kann ich selbst nur um Vergebung bitten, wenn sie sich von mir mit ihren weniger professionellen Kollegen in einen Topf geworfen fühlen, und ich nicht klar genug gemacht haben sollte, welche Art von Journalismus ich mit meiner Kritik tatsächlich gemeint habe. Diese dürfen sich sicher auch angesprochen fühlen durch die Worte des Bischofs, alle um Vergebung zu bitten, „die unter [seinen] Versäumnissen gelitten haben oder leiden“.

Zu betrachten ist auch die Rolle der offiziellen Vertreter des Bistums, des Frankfurter Domdekans, der Reformtheologen, die sich dabei gegen den Bischof zu Wort gemeldet haben. Ich gebe gerne zu, ich bewege mich hier im Bereich der Spekulation: Aber meint jemand im Ernst, in deren Furor sei es ihnen nur um die Baukosten oder die Lüge gegangen? Ich war kurz nach Amtseinführung von Bischof Tebartz-van Elst in Frankfurt wohnhaft und durfte erleben, wie man ihn umgehend aufgrund seiner Lehramts- und Papsttreue abgelehnt hat (wobei seine Art der Amtsführung und Kommunikation – auch das gehört zu einem vollständigen Bild – sicher zu dieser Situation beigetragen hat).

Gebührt denen also ebenfalls eine Entschuldigung? Ja, wieder im Hinblick auf die Kritik an der Entwicklung und Kommunikation der Baukosten und den 1-Klasse-Flug, nicht aber hinsichtlich ihres außer Rand und Band geratenen Furors gegen den Bischof, deren Zielrichtung sich erst erweisen wird, wenn der von ihnen nicht selbst bestimmte Administrator oder der Nachfolger des Bischofs Entscheidungen fällt, die nicht das Wohlgefallen der Kombattanten finden. Man erinnere sich noch mal an die Begründung des Vatikans für die Annahme des Amtsverzichts von Bischof Tebartz-van Elst: „Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, […]“

Die extremem Verteidiger des Bischofs dagegen zeichnen noch heute ein schwarz/weiß-Bild, in dem der Bischof das arme Opfer einer Medienkampagne ist. Wie man in meinen Beiträgen lesen kann, teile ich diese Auffassung nicht, und das nicht erst seit neuestem. Der Gegenschlag von Herrn Püttmann lässt aber ebenfalls die Grautöne vermissen, die man hier ausmachen muss. Das bedeutet nicht, dass er sie nicht sieht, aber er thematisiert sie nicht. So wie ich die Notwendigkeit einer Entschuldigung an diejenigen, die sich von den Verteidigern des Bischofs als "Verräter" haben beschimpfen lassen müssen, nicht thematisiert hatte - heißt das, dass ich gemeint habe, ihnen stünde das nicht zu?

In meinem zitierten Beitrag ging es mir in erster Linie um eine Entschuldigung an den Gläubigen seines Bistums, und dabei im Besonderen um diejenigen, „die wie die Löwen für ihn gekämpft haben“ weil sie – leider unterschlägt Herr Püttmann in seinem Kommentar diesen Teil – „von seiner – moralischen wie rechtlichen – Unschuld überzeugt waren.“ Das setzt einen Schwerpunkt, schließt aber niemanden aus – und die nun erfolgte Bitte des Bischofs um Vergebung bezieht die von Herrn Püttmann thematisierten Betroffenen ganz offenbar ebenfalls ein.

Die wahren Unschuldigen in dem ganzen Thema sind diejenigen im Bistum, die in den letzten Monaten versucht haben, ihren Glauben zu leben, die versucht haben, sich einen neutralen, klaren Blick auf die Vorkommnisse zu bewahren, sich nicht beteiligt haben an Spekulationen und Vorwürfen, ob sie sich nun im Nachhinein als berechtigt herausgestellt haben oder nicht. Ich kann nicht behaupten, mich zu dieser Gruppe zählen zu können – aber allen anderen, insbesondere den Kritikern der Medien und den Unterstützern des Bischofs heute vorzuwerfen „abschreckender könnte kein kirchenfeindlicher Autor die Borniertheit und larmoyante Selbstgerechtigkeit in ultrakatholischen Kreisen fiktional in Szene setzen, als es diesen selbst real gelungen ist.“ – ein Satz, den Herr Püttmann direkt an das Zitat meines Blogs anschließen lässt – zeugt auch nicht gerade von einem weiten Blick auf das, was in den vergangenen Monaten geschehen ist.

Den letzten Sätzen Püttmanns schließe ich mich gerne an, kann aber nur - mich selbst, die Verteidiger und auch die Kritiker des Bischofs - davor warnen, dabei den Blick nur nach außen, auf „die anderen“ zu richten:

Benedikt XVI. warnte, die größte Gefahr für die Kirche komme aus ihrem Innern, und: "Das Böse kann sich auch als das Gute verkleiden". Der Limburger Mummenschanz ist noch nicht vorbei. Für eine redliche, wirklich reinigende Aufarbeitung wird es noch viel Demut und Selbsterkenntnis brauchen.

Vermutlich liegen zwischen der Position Herrn Püttmanns und meiner gar nicht Welten, und es ist einfach an uns allen, die Wortwahl, die wir zu innerkirchlichen Themen treffen, genau zu beachten (ich kann nur hoffen, dass mir das oben gelungen ist) um auch nach außen das Bild einer Kirche abzugeben, die die Liebe Gottes ausstrahlt. Dass wir Katholiken derzeit ein desatröses Bild abgeben, geprägt von Misstrauen, gegenseitigen Beschuldigungen, dem Absprechen des rechten Glaubens und auch von Neid, das ist wohl, und auch da kann ich mich nicht selbst exkulpieren, unter vielen anderen einer der größeren Schäden, der in dieser ganzen Angelegenheit von vielen Beteiligten der Sache Jesu angetan wurde.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: August Orlog

"gerade eben wieder geschehen mit der Nachrichtenente um seinen Dienstwagen, den er angeblich nach seinem Rücktrittsangebot noch selbst bestellt habe, bis sich herausgestellt hat, das jemand im Bistum gepennt und einen Leasingvertrag nicht gekündigt hat"

Close, but no cigar...

"Ein enger Vertrauter von Franz-Peter Tebartz-van Elst hat während dessen Beurlaubung im Januar den neuen Dienstwagen geordert. Das hat Pressesprecher Stephan Schnelle am Montag auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. Demnach habe der betreffende Mitarbeiter des Bischöflichen Stuhls, dazu zählen etwa der Fahrer und der Sekretär des Bischofs, seine Unterschrift unter den Leasing-Vertrag für einen neuen 5er-BMW mit Sonderausstattung gesetzt. Gegenüber dem bisherigen Generalvikar Wolfgang Rösch, der jetzt als Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators, Manfred Grothe, fungiert, habe der Mitarbeiter geäußert, im Auftrag des ehemaligen Bischofs gehandelt zu haben."

http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/diez_artikel,-Vertrauter-bestellte-Dienstwagen-fuer-Limburgs-Ex-Bischof-_arid,1131412.html

Gravatar: Michael Schneider-Flagmeyer

Dem letzten Absatz von Felix Honekamp schließe ich mich gerne an. Allerdings habe ich auch andere (auch schriftliche) Zeugnisse über das Auftreten des Bischofs in den Pfarreien. Und diese Berichte sind durchweg sehr positiv. Ich war viele Jahre lang mit Vorträgen, Wortgottesdiensten und Einkehrtagen- und Wochenden für Pfarrgemeinderäte und Pfarreien im Bistum Limburg unterwegs schon lange vor der Zeit von Tebartz-van Elst. Die Limburger Krise ist sehr viel älter. Ich teile die Meinung von Dr. Barbara Wieland (Theologin), die als Diözesanrätin das Bistum Limburg im ZdK vertritt und verschiedentlich in der FAZ und im Domradio festgestellt hat, dass auch unter einem neuen Bischof die Schwiergkeiten in Limburg weiter bestehen bleiben.
Dass ein Bischof gewisse Mängel aufweist gehört zu m Menschsein und damit steht der nun emiritierte Bischof im Episkopat nicht alleine da.
Am 1. April war Im Münchner Merkur folgender Leserbrief abgedruckt:
“Hand aufs Herz! Hätte Bischof Tebartz-van Elst dem innerkirchlichen und dem außerkirchlichen Mainstream entsprochen, der Bau rund um den Dom wäre als architektonische Meisterleistung mit Weitblick gerühmt worden: und die hohen Kosten sowie die gefundenen Verfehlungen hätten keinen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt.”
Das ist nun keine Einzelmeinung und sollte Beachtung finden. Wenn man den Bischof gehen lässt, dann sollte - um eine wirkliche Befriedung des Bistums zu erreichen - das gesamte Domkapitel ebenfalls gehen müssen.
Zu Püttman möchte ich mich nicht mehr äussern. Püttman bleibt Püttman und stets nur sich selbst treu. Das ist meine letzte Bemerkung dazu. Ich habe ihm den härtesten Brief meines Lebens geschrieben und möchte und werde das auch nie wieder tun und zwar aus den Gründen, die der Inhaber des "papsttreuen blogs" hier im letzten Absatz nennt.
Grundsätzlich möchte ich aber doch noch eine Bemerkung zu allen Wendehälsen/Innen machen. Wer seine alten Freunde und Weggefährten, alle die ihm/ihr vertraut haben, gegen die Schienbeine tritt, der wird von den zahlreichen Gegnern dieser alten Weggefährten gebraucht werden und dem/der wird dort viel Raum eingeräumt werden. Ob er/sie aber dort Vertrauen und wirkliche Freunde gewinnt ob solchen Verhaltens, das sei doch sehr dahingestellt.

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