Verantwortungslos

Wikileaks ist eine sogenannte Online-platform. Dort wird alles Mögliche ins Netz gestellt, also veröffentlicht und das ist wörtlich zu nehmen, alles was möglich ist. Damit wirft Wikileaks eine alte Grundsatzfrage auf: Wer kontrolliert die Medienwelt?

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Braucht sie überhaupt eine Kontrolle? Und wenn ja, nach welchen Kriterien soll sie kontrolliert werden? Die fünf Zeitungen, die zeitgleich mit Wikileaks die vertraulichen und geheimen Dokumente veröffentlichten, berufen sich auf ein öffentliches Interesse. Aber worin besteht es? Eine Antwort auf diese Frage geben sie nicht. Sie ver-antworten ihre publizistische Tat nicht. Hier und da wurde eine Auswahl getroffen und zusammengefasst – es ist ja auch praktisch nicht möglich, sprich zu teuer, die 250.000 Dokumente in toto zu drucken und auf den Markt zu werfen. Die Fragen bleiben ohne Antwort. Statt wirklich verantwortungsvoll zu filtern, wurde informationell geflutet.

Hier liegt eine Schwachstelle der modernen Internet-Mediengesellschaft. Die Tatsache, dass jeder heute alles ins Netz stellen kann, öffnet dem Missbrauch mit Informationen Tür und Tor, weltweit. Genau das ist mit den Informationen von Wikileaks geschehen. Es gibt Grenzen der Information. „Von allen Gütern dieser Welt ist der gute Ruf das wichtigste“, sagte schon Franz von Sales, einer der Patrone der Journalisten. Die Persönlichkeitsrechte sind tabu, hieß das früher. Das persönliche Verhalten oder Krankheiten eines Politikers sind  für die Öffentlichkeit ohne Belang, solange sie nicht das Allgemeinwohl beeinträchtigen. Es gehört zu den Eigenheiten von Ideologen und Diktaturen, gerade den guten Ruf von Menschen anzugreifen und zu vernichten. Insofern haftet Wikileaks und seinen Medienpartnern – übrigens alle linksliberal - etwas Totalitäres an. 

Aus Berlin stammen rund 1700 „Informationen“. Schon möglich, dass sich darunter auch die eine oder andere findet, die für die Öffentlichkeit eine gewisse Relevanz hat. Diese herauszufiltern wäre die Aufgabe eines verantwortungsvollen Journalismus gewesen. Alles ins Netz hinauszuposaunen, was man gerade in der Hand hält, hat mit Journalismus nichts mehr zu tun. Wer so handelt, bestätigt nur alte Vorurteile, etwa das von Schopenhauer, wonach Journalisten „Tagelöhner des Geistes“ seien. Wenn es nur noch um Quote, Auflage und Anklicker, also um die kommerzielle Umsetzbarkeit von Informationen geht, dann wird Vertrauen zerstört – und damit ein Stück Glaubwürdigkeit und Zivilisation. Deshalb schafft Wikileaks einen Overkill durch schlechten Journalismus und ist ein indirektes Plädoyer für den klassischen, weil Orientierung schaffenden, die Welt erklärenden und vernünftig filternden Zeitungsjournalismus. Die Wahrheit hat ihr Recht, argumentieren dagegen die Allesveröffentlicher. Das mag sein, aber der gute Ruf auch. Und in der Abwägung liegt die Kunst, nicht im Veröffentlichen um jeden Preis.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gockeline

Tut mir Leid,ich kann ihre Meinung nicht teilen.
Man braucht nicht mal ein Internet um Lug und Betrug im Alltag festzustellen.
Banken beraten gegen Kunden.
Arbeitgeber arbeiten nur für ihre eigene Tasche.
Politik benutzt den Bürger nur für sich.
man kann das Internet beklagen weil sehr viel Mist dort zu finden ist.
Am meisten pornographisches Material kostenlos.
Niemand beklagt das.
Jeder darf einstellen was er will.
Das Verbrechen kann hinter jedem PC sitzen.
Nun schreit auf einmal alles laut auf,wenn jemand Robin Hood spielt im Internet.
Man kann beklagen dass diese Sache illegal ist.
Die Wahrheit hat diesen Preis!
Wir haben Gesetze die Mörder laufen läßt oder besser behandelt ,als den der einen Mord berichtet.
So geschehen in Afganistan und eingestellt bei Wikileaks.
Wer fragt nach Gesetze die jeden freisprechen der einen Mord aufdeckt?
Niemand!
Alle rufen:packt den,
der die Nachrichten aufdeckt.
Es ist einiges mysteriös bei Wikileaks.
Warum bleiben nicht alle ruhig und beobachten was da geschieht?
Und beurteilen dann, wenn sie mehr wissen?

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