Unstatistik des Monats: Lebenselixier Kaffee

Auch was Studien über die Wirkung von Kaffee anbelangt, gibt es einen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität. Medien wie dem Hamburger Abendblatt und der Augsburger Allgemeinen scheint dieser leider immer noch nicht bekannt.

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Die Unstatistik des Monats November ist die in verschiedenen Medien verbreitete Meldung, Kaffeetrinken befördere ein langes Leben. So titelte beispielsweise das Hamburger Abendblatt am 18. November „Kaffee soll das Leben verlängern“. Auch die Augsburger Allgemeine berichtete am 19. November: „Kaffee verlängert das Leben“.

Das klingt gut in den Ohren leidenschaftlicher Kaffeetrinker. In Wahrheit hatte aber die diesen Meldungen zugrundeliegende, in der Fachzeitschrift „Circulation“ erschienene Studie „Association of Coffee Consumption with Total and Cause-Specific Mortality in Three Large Prospective Cohorts” nur eine Korrelation notiert, also einen Zusammenfall von Kaffeekonsum und höherer Lebenserwartung. Ein Kausalzusammenhang, dass der Kaffeekonsum ursächlich für die höhere Lebenserwartung ist, wurde jedoch nicht festgestellt: „The association between consumption of caffeinated and decaffeinated coffee and risk of mortality remains inconclusive“ („Der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Todesrisiko ist weiter ungeklärt“). Vielleicht verhält es sich ja auch genau umgekehrt: Menschen, die aktiv im Leben stehen und deshalb auch länger leben, trinken gerne Kaffee.

Verschiedene Medien wie der Spiegel wiesen in diesem Kontext auf den zentralen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität ausdrücklich hin. Anderen Medien wie dem Hamburger Abendblatt und der Augsburger Allgemeinen scheint dieser leider immer noch nicht bekannt.

Wie groß wäre denn die Wirkung von Kaffee, wenn diese Korrelation wirklich kausal wäre? Lebt jeder länger, der Kaffee trinkt? Die Größe eines Effekts ist ja entscheidend, nur darüber wurde so gut wie nie berichtet. Die Antwort ist: Im besten Fall würde Kaffeetrinken jedes Jahr das Leben einer von je 1 000 Personen retten. Also vielleicht doch lieber abwarten und Tee trinken?

Zuerst erschienen auf unstatistik.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Peter Merbitz

Wer 80 Jahre lang jeden Tag eine Schachtel Zigaretten raucht, wird uralt.

Gravatar: H.Roth

Also, ich mach dann gleich mal einen vierfachen Espresso! Vielleicht lebe ich dann heute schon ein paar Stunden länger! :-)

Gravatar: Jochen Reimar

Dazu fällt mir nur folgender Kalauer ein:

Darum steht es geschrieben,
Und das ist geltendes Recht:
Es stirbt nicht in jungen Jahren,
Wer bis ins Alter gezecht.

Auf diesem Niveau werden solche Studien veröffentlicht.

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