Unstatistik des Monats: Die armen Millionäre

Bald besitzen die reichsten ein Prozent aller Menschen genauso viel wie restlichen 99 Prozent zusammen.

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Diese Statistik des internationalen Oxfam-Verbundes zur Reduktion der Armut auf der Welt war im Januar Thema in vielen Medien der Republik. So berichtete beispielsweise die Online-Ausgabe der „Zeit“ darüber am 19. Januar unter dem Titel „Ein Prozent der Weltbevölkerung hat mehr als alle anderen“, die Online-Ausgabe der FAZ titelte „Das reichste Prozent hat so viel wie der Rest der Welt“ und „Spiegel online“ schrieb „Armutsstudie von Oxfam: Das reichste Prozent besitzt mehr als alle anderen zusammen“.

Grundlage dieser Aussage ist der Global Wealth Report der Schweizer Großbank Credit Suisse. Der Global Wealth Report führt aber aus verschiedenen Gründen in die Irre; ein ähnlicher Bericht der Allianz ist auch in der Vergangenheit schon als Quelle einer Unstatistik aufgefallen (siehe „Schweizer auf Platz 1 des Reichen-Rankings“ vom 30. September 2013). Im aktuellen Kontext ist es die Definition von Vermögen, welche diesen Report als Zeugen für die weltweite Vermögensverteilung unglaubwürdig macht. Denn Vermögen ist hier definiert als Bruttovermögen minus Schulden, und damit für rund ein Zehntel der Weltbevölkerung negativ. Zu diesem „ärmsten“ Zehntel gehören auch Währungsspekulanten, die sich verzockt haben, gescheiterte Immobilienhaie oder ganz allgemein: Millionen Reiche, die es sich leisten können, hohe Schulden zu machen. Der am Existenzminimum dahindarbende Tagelöhner in Indien oder Indonesien dagegen gehört aus Sicht der Credit Suisse, sofern er nur seine eigene Hütte und ein paar Ziegen besitzt, schon zur reicheren Hälfte der Menschen auf der Welt.

Die ungleiche Verteilung von Reichtum und Vermögen auf der Welt ist sicherlich ein Problem. Mit ungeeigneten Statistiken trägt man zu dessen Lösung jedoch wenig bei.

Beitrag erschien auch auf: rwi-essen.de/unstatistik/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: D.Eppendorfer

Unmengen von Wissen, das inzwischen lichtschnell um unseren Globus kreist, kostet sogar im entferntesten Takatukaland inzwischen außer der eigenen Aufmerksamkeit nichts.

Wer also dumm bleibt, bzw. in urzeitlichen Aberglaubens-Traditionen verharrt, ist selber schuld, wenn er aus seiner ärmlichen Opferrolle nie rauskommt, weil er nix dazu lernt und seine erbärmlichen Lebensumstände darum nicht zu ändern versucht. Es ist die weitverbreitete religösfanatische Irrationalität, die vernünftigen Fortschritt verhindert, und sogar im modernen Westen sind noch viele Spinner dessen gehorsamer Sklave geblieben. Die meisten unserer globalen Probleme und Kriege speisen sich genau daraus.

Der sich selbst gern als intelligentes Wesen glorifizierende Mensch ist in der Masse leider doch eher ein weitgehend instiktgesteuerter Nacktaffe als eine kluge kreative Krone der Schöpfung. Daran ändern auch seine inzwischen ü 800m hohen Stahlbetontürme nix, und die empathielose Ungleichheit im Lebensstandard ist Beweis dafür, wie wenig humanistisch es zugeht im animalisch aggressiven Egomanieparadies, wo der psychisch deformierte nimmersatte Hai alle anderen Lebewesen auch dann frisst, wenn er biologisch längst satt ist. Und es sind die Heerscharen der gutgläubig Dämlichen, die das als natürliche oder abstrakte göttliche Ordnung regelrecht anbeten.

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