Ungarische Nachrichten vom 6. September 2015

Da ich die Sprache verstehe, habe ich mir einen Tag lang die Nachrichten zur sog. "Flüchtlingskrise" auf dem ersten ungarischen Fernsehprogramm M1 angeschaut.

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Dabei sind mit folgende Unterschiede zur deutschen Berichterstattung aufgefallen:

1. Es wird praktisch nicht von "Flüchtlingen" gesprochen, sondern fast nur von "Migranten" oder "Einwanderern". Darin kann man eine Art von Propaganda sehen oder Realismus.

2. Die Bilder von den verschiedenen Schauplätzen (grenznahes Südungarn, Budapester Keleti-Bahnhof, Grenzübergang nach Österreich) zeigen weniger Chaos als die deutschen Nachrichten, deutlich sind auch freiwillige und offizielle Helfer zu sehen. Die Migranten sind wohlgenährt, alle Handys und Smartphones ständig aufgeladen. Zu dieser Situation wird im deutschen Fernsehen eindeutig tendenziös berichtet.

3. Es gibt mittlerweile aber auch Auseinandersetzungen mit der Polizei, die ruhig agiert, aber mit immer aggressiveren Forderungen und auch Aktionen der Migranten zu tun hat. Dies wird einmal mit der Publizistik z. B. Junckers, der eine Politik der offenen Arme vertritt, begründet, die die Migranten zu solchem Handeln ermuntere, als auch mit der Sozialisation der Migranten, die aus einem politischen System stammen, in dem nach Protesten nicht nach Hause gegangen, sondern die Gewaltstufe gezündet würde. (Dies geschieht natürlich nicht, wenn man ihren Forderungen nachgibt.)

4. Die Versprechungen Merkels, alle echten syrischen Flüchtlinge "ohne Obergrenze" aufzunehmen, haben dazu geführt, dass alle Migranten plötzlich Syrer sind. Die Pässe werden weggeworfen, bei der Registrierung überwiegt die Geburtsangabe "01.01.19XX". Die Migranten sind gut vernetzt und von einer, sagen wir, lebenstüchtigen Dreistigkeit.

5. Die widersprüchlichen Aussagen der EU und besonders Deutschlands werden angesprochen. So liegt ein Widerspruch vor zwischen der o. g. Aussage Merkels und der Forderung nach einer Quote. Warum wollen die Deutschen einmal alle, dann wieder nicht alle? Die deutschen Medien lassen die wahren Beweggründe bisweilen durchscheinen ("Chance für Deutschland").

6. Die nämlich aus diesem Widerspruch ersichtliche Absicht der deutschen Regierung wird von den ungarischen Offiziellen klar herauspräpariert: Da über 60% der Anträge in Deutschland abgelehnt würden, bedeutete dies, dass Deutschland die Sahne der Migranten, also die möglicherweise besser ausgebildeten syrischen Fachleute, abschöpfen wolle und den Rest dann per Quote an die anderen EU-Staaten abschieben werde. Diese benötigten aber keine Zuwanderer. Deutschlands Haltung sei also nicht irgendwie barmherzig, sondern eigennützig. Das Problem ist nur, wie die Abschiebung von so vielen abgelehnten Migranten aus Deutschland vor sich gehen soll.

7. Viktor Orbán hat bei einem sog. "Bürgerpicknick" gesagt, dass es sich hier nur um die erste Welle von Einwanderern handele, der ohne kräftige Massnahmen zum Grenzschutz noch weitere, weit größere folgen würden. Insofern sei die von Schulz u. a. genannte Zahl von 120.000 zu verteilenden Migranten jetzt schon obsolet, denn was sei mit dem nächsten und übernächsten Jahr? Das Problem werde in seiner Dimension von Europa immer noch unterschätzt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Bert

Der Orban vertritt konsequent nicht nur wahrscheinlich ,sondern in der Tat ein wesentlich realistischer Standpunkt als viele Westpolitiker.Ungarn braucht keine hunderttausende moslemische Flüchtlinge. (oder Migranten,oder Einwanderer.)Dies würde höchst wahescheinlich zu einer unerwünschten Paralelgesellschaft führen,und die eingermaßen funktionierende Einheit des Landes (Restungarn) mit neuen Interessenkonflikte weiterhin belasten.Eine Integration diese Massen ist einfach nicht möglich.Langfristig würde es mit Sicherheit, nach der Teilung des Landes vom 1920, zur weitere teritoriale Abtrennungen führen.Sofern ist es in Ungarn die Entstehung von weiteren Minderheiten bevölkerungspolitisch als nicht fördernd zu betrachten.

Gravatar: sarcasticus

Mal unterstellt, die Mitglieder dieser Regierung hätten tatsächlich noch alle: Die einzige rationale Erklärung für die Öffnung der Schleußen in diesem Ausmaß die mit dafür einfiele: Sie wollen Europa (endlich) an die Wand fahren, weil ein Austritt nicht vorgesehen ist. Dann und nur dann machte dieses Handeln Sinn!

Gravatar: Andreas Schneider

Bei der Fahrt zu einem Arbeitstreffen unterhielt ich mich vor ca. 2 Wochen mit einer Kollegin. Diese hat DDR-"Migrationshintergrund".

Ich konnte ihr von meinem früheren Jahrgangsstufenleiter (thüringischer Herkunft) berichten, der uns in den 70er Jahren Ausgaben des "Neuen Deutschland" mit in den Unterricht brachte. "Die glauben doch tatsächlich, dass das Volk diesen Scheißdreck (sorry, damals gab es noch keine 'Political Correctness') glaubt!" kommentierte er wiederholt so manchen geistigen Stuhlgang, der sich dort fand.

Ähnlichkeiten mit den heutigen Zuständen sind unbeabsichtigt, aber kaum zu bestreiten. Inwieweit die Besetzung hoher Ämter durch Personen entsprechenden Backgrounds damit in Zusammenhang stehen mag, sind natürlich rein spekulativer Natur...

Gravatar: Klartexter

Eine korrekte Analyse der BRD-Propagandamedien. Die "Chance für Deutschland" haben die Deutschlandhasser für sich erfasst, als "Chance Deutschland abzuschaffen". Und die Katastrophe in der BRD scheint unabwendbar. Was noch sehenswert oder lesenswert ist, ist der Wetterbericht.

Gravatar: Marc Detemple

Vielleicht ist Viktor Orbán zumindest in dieser Frage weitaus vernünftiger als es in der deutschen Presse dargestellt wird. Hier wird man hingegen mit "Refugees are welcome" Artikeln zugeschüttet, daß ich nur noch kotzen kann.
Hoffentlich fühlen sich all diese Pro-Asyl Naivlinge auch dann noch zuständig, wenn uns das Flüchtlingsproblem über den Kopf wächst - und das wird es.

Gravatar: Thomas Lutz

Danke für den Nüchternen Bericht.

Mitlerweile habe ich den eindruck das unsere Politik unter Merkel unsere Heimat und Zukunft Verspielt.

Gravatar: Gerd Müller

Vielen Dank für die kompetente Berichterstattung.
Es zeigt mir, daß die Tatsachen so sind, wie ich und viele andere schon vermutet hatten.

Die Probleme beginnen erst noch.

Zitat
"Das Problem ist nur, wie die Abschiebung von so vielen abgelehnten Migranten aus Deutschland vor sich gehen soll".

Meine Vermutung:
Gar nicht !
Wir werden sie auf Jahrzehnte ernähren, kleiden, uterbringen und mit Geld versorgen .......

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