"Und was machen Sie beruflich?"

Auf irgendeinem Stehempfang mit wichtigen Menschen. „Und was machen Sie beruflich?” „Ich bin Mutter und Hausfrau.” Kurzes Schweigen,

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die Befragte kennt das. Dann aber bemüht anerkennend: „Jaja, die Kleinen, die machen sicher viel Arbeit... Sie entschuldigen mich.”
Eine Frau, die sich entschieden hat, Kinder zu erziehen und, je nach Größe der Familie, einen 14-Stunden-Tag auf sich nimmt, trägt häufig das Etikett „Dummchen” auf der Stirn. In der Regel erlebt sie einen Reaktions-Cocktail aus unterschwelliger Anerkennung im Tonfall, Mitleid bis Unverständnis  in Blick, Lächeln und Unterton, und dem erhabenen Gefühl von Überlegenheit in Gestik (man schwenkt weltmännisch das Prosecco-Glas) und Intellekt. Und das zu Recht, denn man selber tut ja etwas für das Bruttosozialprodukt. „Die Arme, kaum Sozialkontakte, bedauernswert. Wie schafft die das?”
Wer im Aldi an der Kasse sitzt oder im Sparmarkt Dosen und Büchsen kramt, dem geht es da schon besser; denn der verfügt über diese „Sozialkontakte“. Kein Zweifel: Respekt vor diesen Frauen, die sich ja „nebenbei” meist noch um Haushalt und Ehemann oder Familie kümmern und ihre Erwerbsarbeit verrichten, weil das Portemonnaie es erfordert. Doch man geht schon abenteuerlich um, mit dem Wort „Arbeit“. Wer zu Hause arbeitet, arbeitet eigentlich nicht. Nur wer sich nicht um seine eigenen Kinder, sondern um die der berufstätigen Nachbarin kümmert, der hat plötzlich einen richtigen Beruf: er ist „Erzieherin”! Irgendwie fällt mir Loriot ein ...
Deswegen ein Tip: Liebe Hausfrauen und Mütter, sollte Sie nochmals jemand nach Ihrem Beruf fragen, so antworten Sie doch: „Ich bin selbständig und betreibe gemeinsam mit meinem Mann eine Firma. Wir investieren zur Zeit primär in Humankapital und haben klar umrissene Verantwortungsbereiche. Ich kümmere mich vor allem um Personalführung, Food, Hygiene und Betriebsästhetik sowie um die Terminkoordination des fünfköpfigen Teams und die Organisation von Events. Mein Mann übernimmt die Kapitalbeschaffung, Buchführung, Kundenakquisition, Auftragsbearbeitung und, als eine Art Hobby, die  Wartung der Firmenwagen.” Meine Damen, Sie werden einen Bewunderer mehr haben!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Friederike Drenkard

So ist es! Meine Lebensplanung hatte ich genau so vorgesehen wie es Herr Oberdörffer vorschlägt: erst Kinder (mit 29 Jahren bekam ich mein 3. Kind)- später wieder zurück in den Beruf! Während meiner Familienzeit war ich vielseitig engagiert und habe mich als wertvollen Teil der Gesellschaft empfunden. Jetzt, mit Anfang 40 freut sich mein Chef über eine flexible Mitarbeiterin, die motiviert und vor allem mit "Managerqualitäten" ausgestattet ist. Zudem sind mir meine Kinder unendlich dankbar für ihre schöne Kindheit. Sie haben für ihre Vollzeitmutter gerne auf Luxusurlaube und teure Geschenke verzichtet. Ich hatte die Zeit und Geduld sie optimal aufs Leben vorbereiten zu können. Hausfrau und Mutter sein ist ein unschätzbarer Luxus den sich bestimmt mehr Frauen gönnen würden, wenn die Erziehungsarbeit entsprechend anerkannt und vor allem entlohnt würde. Das Geld für Krippenplätze und Ganztagesschulen wäre hier besser investiert!

Gravatar: Mirjam Wolf

Danke! Das ist mir so aus dem Herzen gesprochen! Es tut immer wieder gut, zu sehen, dass man nicht die einzige ist, die so denkt. Weiter so!

Gravatar: Nicole Bandermann

Ich liebe diesen Blog!!! Danke sagt eine berufstätige Vollblutmama!

Gravatar: Wobbegong

Genau deswegen spreche ich prinzipiell immer nur von Erwerbstätigkeit, Erwerbstätigen und dem erwerbstätig sein wenn es um den vielgepriesenen außerhäusigen Gelderwerb geht, niemals aber von Arbeit.

Denn letztlich ist das Hausfrauendasein ein viel härter "Job" als das Beschreiben von Papierchen, Sichten von Kreditunterlagen oder das herumhühnern am PC, auf das frau sich heuer so viel einbildet.

Ich entschuldige mich schon längst nicht mehr dafür, daheim zu bleiben und Mann und Kinder zu versorgen.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Glänzender Tip! Aber im Ernst: ich halte eine Mutter und Hausfrau, die erfolgreich eine Familie mit mehreren Kindern und Ehemann führen kann, auch hervorragend für Führungsaufgaben in einem Unternehmen geeignet. Menschenführung, Kontrolle der Finanzen, Einkauf, Organisation und Timing komplexer Abläufe, Multitasking, all dies beherrscht eine solche Frau aus dem ff. Warum werden solche Könnerinnen von den Unternehmen nicht gesucht, sobald ihre Kinder einigermaßen selbständig geworden sind und die Frauen Zeit hätten, sich wieder einem Beruf zu widmen?

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