Überprüfung des Faktenchecks der ARD/SWR vom 20.3. 2019: Wie gefährlich ist Glyphosat?

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Überprüfung des Faktenchecks der ARD/SWR vom 20.3. 2019: Wie gefährlich ist Glyphosat? Faktencheck heißt übersetzt etwa Tatsachenüberprüfung. Das gibt es in der ARD seit einigen Jahren. Überprüfen wir diese Überprüfung anhand des Faktenchecks des SWR zur Gefahr von Glyphosat. Wer Tatsachen überprüfen will, benötigt dazu eine umfassende Kompetenz, er benötigt Integrität und Unabhängigkeit, alles Kriterien, die einstmals für Experten galten. Der Check erwähnt die Krebsgefahr durch Glyphosat und er erwähnt die Frage, ob Glyphosat mit am Insektensterben beteiligt ist. Schließlich wird in dem ARD/SWR- Check noch kurz angerissen, daß das Bundesinstitut für Risikobewertung bei seiner Beurteilung von Glyphosat aus Monsanto-Studien abgeschrieben habe. Zum einen werden in dem Check allein solche Themen behandelt, die in Medien wie ARD, ZDF, Zeit, Spiegel, FAZ oder Welt schon breitgetreten wurden. Erschöpft sich aber die Gefährlichkeit von Glyphosat in der Frage der Krebsgefahr und dem Insektensterben? Sicher nicht! Zum anderen fehlt in dem gesamten Kontext die Frage danach, warum der Einsatz von Glyphosat so attraktiv und Glyphosat nicht ersetzbar ist. Glyphosat ist ein preiswertes Totalherbizid (Lizenz ist abgelaufen), das aus Kostengründen für die rationelle, agrarindustrielle Bewirtschaftung fast unerlässlich ist. Die großen Ackerbaubetriebe sind allein aus ökonomischen Gründen an der weiteren Zulassung der glyphosatbasierten Totalherbizide interessiert. Es gibt auch andere Totalherbizide. Die Beantwortung der Frage nach der Attraktivität des Glyphosats fehlt im „Faktencheck“, ist aber der Grund für die starke und erfolgreiche Lobbyarbeit in der EU zugunsten dieses Wirkstoffes. Und es ist eben nicht, wie der ARD/SWR-Check unterstellt, „erst mal legitim“, daß das bundeseigene Institut für Risikobewertung (BfR) bei der Einschätzung der Gefährdung durch Glyphosat „in etlichen Textpassagen“ auf Monsanto- Untersuchungen zurückgreift. Tatsächlich basiert die Zulassung von Pestiziden in Deutschland vor allem auf Untersuchungen der antragstellenden Firmen, die Chemiekonzerne führen Toxizitäts-, Abbaubarkeits- und Persistenzuntersuchungen der Wirkstoffe selbst durch, eigentlich eine Aufgabe von unabhängigen Einrichtungen. Da ist die läppische Bemerkung im SWR- Faktencheck, „Die Vorgaben zur Wirkstoffgenehmigung sind in der EU nun einmal gesetzlich so festgelegt“, irreführend und beschwichtigend, die Brisanz der Interessenvermischung wird nicht thematisiert. An dieser Stelle begänne ein wirklicher Faktencheck erst recht zu prüfen. Aber, der ARD/SWR- Faktencheck ist darüber hinaus keine Überprüfung von Tatsachen im Zusammenhang mit Gefahren von Glyphosat. In einem kürzlich erschienen Übersichtsartikel hat eine Gruppe von renommierten US-amerikanischen, deutschen und chinesischen Wissenschaftlern die Wirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit und Umwelt zusammengefasst (van Bruggen et al., 2018). Danach werden weltweit jährlich ca. 800.000 t Wirkstoff ausgebracht, wobei seit dem Jahr 2000 ein exponentieller Anstieg beobachtet wird. Neben der Frage, ob Glyphosat Krebs erzeugt, listen van Bruggen et al. (2018) eine Reihe weiterer Wirkungen auf, die Selektion von Glyphosat- resistenten Pflanzen und Mikroorganismen, wobei Glyphosat auch die Ausbildung von Antibiotika resistenten Keimen fördert, Nieren- und Leberschäden, eine Verbindung von Glyphosat mit Parkinson und Alzheimer wird auch diskutiert. Und schließlich ist Glyphosat ein Komplexbildner, der Schwermetalle in Lösung bringen kann (Mertens et al., 2018), die wiederum toxisch für Mensch und Tier sein können. Für eine Prüfung der Gefahren von Glyphosat hätten all diese Punkte diskutiert werden müssen. All dies fehlt jedoch im ARD/SWR- Faktencheck. Die anmaßende Behauptung eines Faktenchecks zu Glyphosat in der ARD fällt in sich zusammen und wird zu einer Diskussion des Zumeist und Zunächst einer medialen Blase, die nur das wiederholt, was in dieser Blase sowieso schon herumschwimmt. Literatur: Martens et al. (2018), Environ. Sci. Poll. Res., doi.org/10.1007/s11356-017-1080-1 Van Bruggen et al. (2018), Sci. tot. Environ., 616/617, 255- 268. Zuerst erschienen auf ostdeutsche-bodenpolitik.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Napp

@ Gerold Mann
Nicht nur deutsche Grüne Vollpfosten (meist wertschöpfender Arbeit abgeneigt oder unfähig dazu und aus öffentlichen Geldern bezahlt) dürften ob dieser US-Laienspielschar-Urteile gegen Bayer/Monsanto jubeln, sondern auch die US-amerikanischen Chemiegiganten dürften sich ins Fäustchen lachen. Ob die wohl Klägern gegen Monsanto/Bayer Geld zustecken? Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist sowas denkbar. Immerhin dient dort das Prozessieren nicht der Durchsetzung von Gerechtigkeit sondern allein dem Geldverdienen.

Gravatar: Gerold Mann

In den USA hat die Laienspielschar eines Geschworenengerichtes den Ausführungen eines vom ökoindustriellen Komplex finanzierten Anwaltskonsortiums Glauben geschenkt und Glyphosat als krebserregend bezeichnet. Wissenschaftlich haltbare Beweise für diese Behauptung: Keine. Tja, es ist eben das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Ziel der Aktion: Schädigung und - wo möglich - Vernichtung der herkömmlichen effizienten Landwirtschaft. Nahrungsmittel sollen teuer und knapp werden, und nur so genannte Ökobauern sollen überhaupt noch produzieren dürfen. Im Resultat dürfen wir Hungersnöte, Kriege und Bürgerkriege erwarten. Wer aber verfügt nun über die meiste Erfahrung in der rabiaten, gewaltsamen Verwaltung des Mangels? Genau - die Linken. Also: Freut euch, Stalin und Mao sind nicht tot.

Gravatar: Lothar Hannappel

Ein "normale" Diskussion zu Glyphosat ist wohl nicht mehr möglich. Ähnlich wie die Klimakirche ist auch Glyphysot längst zur Glaubenfrage geworden. Und so wie Deutschland glaubt, das Weltklima retten zu können, wird auch Glyphosat bei uns immer mehr zum wahnhaften Zwang, die Welt zu retten! ca. 800.000 t weltweit verbraucht und davon gerade mal 0,6% in Deutschland. Wenn wir dem Bundesinstitut für Risikobewertung schon nicht mehr vertrauen, wem dann? NGOs? Dem BUND?

Gravatar: Hajo

Was fälschlicherweise als Unkraut bezeichnet wird sind alle Pflánzen, die eine gleich Berechtigung haben wie alles auf diesem Erdball, nur werden solche Gewächse aus wirtschaftlichen Gründen als hinderlich bezeichnet und man bietet das probate Mittel an, sehr zur Freude jener, die aus Preis- und Kostengründen auch sehen müssen, wie sie über die Runden kommen und somit werden ungestraft Millarden Kleinlebewesen um die Ecke gebracht, mit der Folge, daß dadurch die Kette des Anhängenden unterbrochen wird und längerfristig zu einem Gesamtsterben der Arten führt und über alledem stehen unsere Qualitätspolitiker, wo man eher den Eindruck hat sie vertreten die Interessen der Geldhaie, als das Leben als solches und wer von solchen Leuten, die sie selbst gewählt haben, geführt wird, der kann eigentlich nur noch weinen, um sich selbst und die Dummheit der anderen, oder er wird radikal und besinnt sich eines besseren und jagt sie über legale Wege aus dem Amt, das würde der kleinen Kreatur genauso helfen wie uns selbst, vielleicht klappt es noch.

Gravatar: Sigmund westerwick

Faktencheck und ARD

Ein Faktencheck durch ARD ist ebenso ehrlich wie die Feststellung dass die Erde eine Scheibe ist, die katholische Kirche bei allen ihen Tätigkeiten stets das Wohl der Kinder im Auge hat oder dass die Kanzlerin bei allen Ihren Entscheidungen ihrem Amtseid folgt.

Da lese ich lieber Rotkäppchen.

Gravatar: karlheinz gampe

Was will man von den Lobbysendern einer verlogenen CDU Lobbykanzlerin mit DDR Stasi Betonkopp erwarten ? Etwas die Wahrheit ?

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