Über den Unsinn bestimmter "Diskussionen"

Gerade auf Facebook wurde ich gefragt, ob man bestimmte Diskussionsmuster mit, wie ich es gerne beschreibe Vulgäratheisten und -agnostikern, nicht wissenschaftlich beschreiben könnte.

Veröffentlicht:
von

Um die Begrifflichkeit einmal deutlich abzugrenzen, es gibt wirklich sehr intelligente und gebildete Atheisten und Agnostiker, mit denen zu reden auch für einen Katholiken ein echter Gewinn ist.
Allerdings gibt es eben auch dieses entsetzliche Phänomen, das im Grunde gar kein Kriterium einer Diskussion erfüllt.
Thema: beliebiges aus dem Umfeld der Kirche oder der Gesellschaft
Ein Mitdiskutant gibt sich als Katholik zu erkennen und bekommt im Laufe des Threads immer wieder die folgende Liste an Vorwürfen, Unterstellungen und Vorurteilen
-Hexenverbrennung
-Ketzerverfolgung und Ermordung (Giordano Bruno und Galilei …)
-grausame Indiomission
-Kreuzzüge
-Inquisition
-Unterdrückung von Frauen (z.B. weil gegen Abtreibung)
-(neuerdings) Mißbrauch
-unsagbarer Reichtum der Kirche
-die Kirche luchst den Menschen das Geld aus der Tasche
-Zwangsmitgliedschaft durch Kindstaufe
-Menschfeindliches Verbot von Kondom und Pille
-Schuld an Aids wg. Kondomverbot
-Kungelei mit den Mächtigen
-mafiöses Opus Dei
- … und andere

um die Ohren geknallt.
Man kommt kaum dazu eines dieser Themen, die mit dem Ursprungsthema schon gar nichts mehr zu tun haben – und es wird einem niemals gelingen, auf das Ursprungsthema zurück zu kommen – argumentativ aus Sicht des Katholiken zu beleuchten, da fliegt einem das nächste, das nächste, das nächste … um die Ohren. Ein Gespräch kommt nicht zustande. Mit Wortgefecht ist so etwas im Grunde sogar noch unzureichend beschrieben. Es kostet Nerven und Zeit, die keinem Verhältnis zum gegenseitigen Erkenntnisgewinn stehen.

Die Abfolge der blindlings erhobenen Vorwürfe ist rein Zufällig, gemeinsam ist solchen “Diskussionen” immer das o.g. Springen von einem zum nächsten Vorwurf und das Nichteingehen auf Argumente.

Ich bin übrigens inzwischen der Ansicht, daß solche “Diskussionen” für alle Beteiligten schädlich sind.

Wer sich als Christ an solchen Diskussionen aufreibt, beraubt sich der Kraft an der richtigen Stelle Zeugnis geben zu können oder wirklich wichtigen Aufgaben nachzugehen. Mit gutem Grund haben wir Christen vom Herrn keinen Diskussions- sondern einen Verkündigungsauftrag.

Verkündigen sollen wir das Evangelium.

Dies sollen wir tun, damit die Menschen erkennen, wie sie gerettet werden können. Offene Ohren für das Evangelium haben unter nichtgläubigen Menschen aber nur die, die sich die Frage stellen: Wie kann ich gerettet werden?

Um sich nun diese Frage zu stellen, gehört die Einsicht in die Heillosigkeit der Welt und die Erkenntnis, daß es aus eben dieser Heillosigkeit der Welt mit allen uns Menschen und der Welt selber zur Verfügung stehenden Mitteln keinen Ausweg gibt. Wir sind dem Unheil der Welt mit ihrem Dreck und ihren Sünden halt- und hilflos ausgeliefert. Die Schönheit der Welt und alles Gute, was es ja ohne Zweifel in der Welt gibt, befreit von diesem im Tiefsten der Existenz des Menschen verwurzelten Unheil überhaupt nicht. Selbst wenn es mir ein scheinbares Heil vorgaukelt. Der Fürst der Welt, wir erinnern uns, möchte uns nun allerdings genau dies weismachen.

Wer also dem Fürsten der Welt und seinen Verlockungen vertraut und damit zu einem leider eben sehr trügerischen Glück gekommen ist oder starrsinnig darin verharrt, nur in der Welt und durch die Welt oder mit den Mitteln der Welt sei das Glück zu finden, hat kein Ohr für die Botschaft des Evangeliums. D.h. er ist direkt überhaupt gar nicht ansprechbar und er teilt ja geradezu den Haß, den der Fürst der Welt auf die Kirche hat.

Subjektiv als negativ empfundene Erfahrungen in Diskussionen mit Christen machen solche Leute nicht offener für das Evangelium, ganz im Gegenteil, wirken diese christlichen Streithanseln ja eher abschreckend. Dummerweise haben diese verflixten Katholiken ja, auch wenn man das nie zugeben könnte, durchaus die besseren Argumente. Deshalb eben die Ansammlung der Vorwürfe als Waffe, statt des sachlichen und sachgerechten Disputs. (Wozu viele übrigens intellektuell gar nicht in der Lage sind oder es nie gelernt haben.)

Diese Menschen sind eben erst und nur dann zu erreichen, wenn die wirklich existentiellen Fragen auftreten oder wenn sie förmlich über das Evangelium stolpern. Dann und nur dann können sie Christus als den Retter erkennen und sich ihm annähern.

Der Begriff Vulgäratheisten und -agnostiker mag auf den ersten Blick verletzend wirken, doch er beschreibt das Phänomen sehr gut. Nicht auszuschließen, ja vielmehr anzunehmen ist, daß ein solcher im Alltag ein netter, freundlicher und umgänglicher Mensch ist. In Gesprächen über die Kirche und den Glauben mutiert er zum geradzu unerträglichen Troll.

Das ist natürlich deutlich verschieden von intellektuellen, gebildeten Atheisten und Agnostikern, die sehr angenehme Gesprächspartner sein können und zumeist einen großen Respekt vor Katholiken und den (insbesondere) kulturellen Leistungen der Kirche haben. Wieviele dezidierte Atheisten mit Bildung hören Bachkantaten oder Mozartmessen oder Bruckners Te Deum? Mir sagte mal einer, wenn man Bruckners Te Deum hört, wünscht man sich fast, es gäbe Gott wirklich. Das ist der wesentliche Unterschied. (N.B. Es gibt natürlich auch unter den gebildeten Atheisten Pestbrocken. Man hört ja auch gelegentlich von katholischen Pestbrocken.)

Was mich am Vulgäratheismus und – agnostizismus am allermeisten stört, ist die Tatsache, daß er in vielen Fällen vermeidbar gewesen wäre, hätten deren Vertreter einen qualitativ hochwertigen Religionsunterricht gehabt, der ihnen mal den Hauch einer Ahnung von dem vermittelt hätte, wogegen sie wettern, könnten man mit ihnen wenigstens reden. Klar, auch wer viele Jahre guten Französischunterricht hatte, wird nicht zum Franzosen, aber er kann sich zumindest ansatzweise (oder mehr) in der Sprache bewegen. So macht ein guter Religionsunterricht keine guten Christen, aber man kann sich wenigstens in dem Denk- und Glaubensgebäude angemessen bewegen.

Daß das nicht allein ein Problem von Religion, sondern vielmehr ein allgemeines Bildungsproblem ist, ist hier anschaulich dokumentiert. Insofern stehen wir eher vor einem gesellschaftlichen und bildungspolitischen Problem. Das nur nebenbei bemerkt. Wir stehen aber auch vor einem Problem ganz anderer Art: Nie zuvor hatten so viele Menschen die Möglichkeit, sich so öffentlichkeitswirksam zu äußern, wie in Zeiten des Web2.0 mit unzähligen seinen Kommentarbereichen.

Ergo: Laßt das Diskutieren über den Glauben und die Kirche einfach sein.
Sagt ihnen notfalls, daß Gott sie trotzdem liebt, und hüllt Euch sonst in Schweigen, bis die entscheidende Frage kommt.

Dann steht bitte Rede und Antwort, was der Grund unserer Hoffnung ist.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.perter-winnemoeller.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Freigeist

Es ist schon ein starkes Stück, dass Sie hier mit dem Teufel aufwarten. Einen Teufel gibt es nicht und einen Gott auch nicht. Personen, die über Teufel reden sind Vulgär-Religiöse mit einem Anstrich an Vornehmheit wenn man vom "Fürsten der Welt" schwadroniert.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang