Munter ist das Leben, munter war der Wahlkampf. Die Parteien und ihre Kandidaten haben ihren Endspurt für die Wahl am 23. Februar zum neuen Bundestag abgeschlossen. Auch die Medien mischten gehörig mit, denn sie müssen darüber informieren. Auch wenn sie das sachlich, nüchtern, unparteiisch und unabhängig tun oder zumindest zu tun versuchen, machen sich selbst in der bloßen Berichterstattung die politischen Sympathien der Redaktionen und wem sie gelten bemerkbar. Teils geschieht es unbewusst, teils bewusst, teils geschickt indirekt wie etwa durch einseitige Themenauswahl, teils offen direkt wie etwa durch „Framing“. Ein Beispiel von vielen, willkürlich herausgegriffen, fand ich jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Sie berichtet darüber, dass kurz vor der Bundestagswahl viele Jugendliche mit der AfD sympathisieren und fasst ihren Bericht im Untertitel in der Frage zusammen „Hat die politische Bildung an Schulen versagt?“
Das Projekt „Juniorwahl“ zur politischen Bildung in deutschen Schulen
Es geht um die Simulation der Bundestagswahl an Schulen mit dem Projekt „Juniorwahl“ zur politischen Bildung in deutschen Schulen. Das Projekt umfasst alle Schulformen (ohne die Grundschulen) von der 7. Klasse an und zählt inzwischen zu den in Deutschland größten Schulprojekten. Organisator ist seit 1999 der Verein Kumulus e.V. in Berlin (hier), laut seinem Impressum gemeinnützig und überparteilich. Höhepunkt des Projekts ist ein real simulierter Wahlakt in der teilnehmenden Schule, jeweils parallel zu den echten Wahlen zu den Landtagen, zum Bundestag, ins EU-Parlament. Darauf vorbereitet werden die Schüler im Unterrichtsfach Politik/Wirtschaft. Näheres zu diesem Projekt bei Wikipedia hier.
24 Prozent der Schüler für die AfD: „Das war ein Schockerlebnis“
Aus dem FAS-Bericht*) geht hervor, dass an diesem bildungspolitischen Großprojekt jetzt zur kurz bevorstehenden Bundestagswahl mehr als 7200 Schulen teilnehmen - so viele wie nie zuvor. Die beiden Autorinnen beschreiben einige Beispiele. So habe es zuletzt bei einer Juniorwahl zum EU-Parlament an einer Gesamtschule nahe Aachen zwei Sieger gegeben: SPD und AfD. Beide Parteien seien auf jeweils 24 Prozent gekommen. Die beiden Autorinnen zitieren den für die politische Bildung in der Schule Verantwortlichen Johann Bauerdick: „Das war ein Schock-Erlebnis“. Natürlich meinen er und die beiden – zunächst missverständlich – nicht das SPD-Ergebnis, sondern das für die AfD und entsetzen sich gleich anschließend so: (Und das) „an einer Schule, die als ‚Schule ohne Rassismus‘ jeder Art von Ausgrenzung entgegentritt und sich intensiv mit Erinnerungskultur befasst“. Damit unterstellen sie der AfD Rassismus, ohne es direkt auszusprechen.
„Wissen die Jugendlichen, wem sie da hinterherlaufen?“
Und sofort geht es mit dem Unterstellen weiter: „Wie konnte es passieren, dass junge Menschen in großer Zahl mit einer Partei sympathisieren, die in Teilen gesichert rechtsextrem ist und vom Verfassungsschutz beobachtet wird? Dass die AfD früher als andere Parteien ihre Wahlkämpfe in den sozialen Medien geführt hat, ist das eine. Das andere ist die Frage: Wissen die Jugendlichen, wem sie da hinterherlaufen, sind sie ausreichend informiert? Fehlt es an politischer Bildung? Und was heißt es für den Unterricht, wenn in den Klassen ein beträchtlicher Teil die AfD wählen würde?“ Auch zitiert der Bericht eine hessische Berufsschullehrerin: Sie werde beinahe täglich mit rassistischen und AfD-verherrlichenden Äußerungen konfrontiert, und das, obwohl in ihren Klassen ein hoher Anteil migrantischer Schüler sitze. In einer Gesamtschule in der Nähe von Cottbus, so wird eine Lehrerin von dort zitiert, hätten 2024 bei der Juniorwahl anlässlich der Landtagswahl in Brandenburg etwa 50 Prozent der Schüler für die AfD gestimmt.
Aber könnte es nicht sein, dass die politische Bildung in Schulen überhaupt nicht versagt, sondern funktioniert?
Klar, Zeitgenossen, die sich den Narrativen des politischen Mainstreams ausliefern, die dessen Indoktrinationen ausgesetzt und dessen Denkblockaden verhaftet sind, haben die Ursache schnell parat: Im schulischen Politikunterricht wurde vor der AfD nicht gewarnt, folglich hat die politische Bildung versagt. Auf die Idee, dass die politische Bildung in Schulen vielleicht überhaupt nicht versagt, kommen die beiden Autorinnen und die von ihnen befragten Lehrkräfte nicht, sondern dass sie funktioniert, also ebendas leistet, was sie leisten soll, nämlich politischen Sachverstand zu entwickeln, zum politischen Urteilsvermögen zu verhelfen, dieses zu schärfen, kritische Distanz einzunehmen, Dargebotenes zu hinterfragen, Diskriminierungen zu erkennen, sich gegen Indoktrinierungen zu wehren und – ebendarum AfD wählen.
Insofern wäre das Junior-Wahlergebnis positiv zu werten, nicht negativ
Wenn es rund 22 Prozent repräsentativ befragter Wähler in Deutschland aus guten und belegten Gründen für dringend notwendig halten, am 23. Februar die AfD zu wählen, kann es so abwegig nicht sein, wenn auch Schüler zu dieser Ansicht gekommen sind, und dass sie wohl doch über sachdienliches, demokratisches Urteilsvermögen verfügen sowie sich vom politischen Mainstream nichts vormachen lassen. Wenn also in einer Junior-Wahl 24 Prozent bzw. gar 50 Prozent der Schüler die AfD gewählt haben, wäre auch die zur FAS gegensätzliche Bewertung schlüssig: Dann wäre der politische Unterricht, zumindest für diesen Teil der Schüler, durchaus erfolgreich gewesen, er hätte also nicht versagt. Und wenn er denn versagt haben würde, dann (unter dem hier dargelegten Standpunkt) allenfalls beim anderen Teil der Schüler. Insofern wäre das Junior-Wahlergebnis positiv zu werten, nicht negativ. Das passt allerdings nicht in die vorgegebenen Narrative und Indoktrinationen, wie sie heute noch vorherrschen, aber morgen oder übermorgen wahrscheinlich nicht mehr.
So wird Versagen zur Ansichtssache
Der ganze Artikel der FAS steht für den Leser unter dem Eindruck zu vermitteln, das Sympathisieren der Schüler mit der AfD sei schlecht und zu verhindern. In und zwischen den Zeilen wabert und schimmert er unübersehbar durch. Es ist das, was heutzutage kurz „Framing“ genannt wird. Allerdings sind die AfD-Sympathien in der Jugend nicht monokausal erklärbar**) und nicht einseitig einem schulischen Politikunterricht zuzuschreiben, der vielleicht doch nicht versagt. Oder falls er tatsächlich versagt, dann ließe sich die Hinwendung der Schüler zur AfD als eine Trotzreaktion und ein Auflehnen gegen Indoktrinierungen erklären. So wird Versagen zur Ansichtssache.
Was die FAS-Leser nicht erfahren
Bezeichnend für den Mainstream-Geist im genannten Blatt ist, dass sich die Autorinnen unter den vielen Schulen, die am Juniorwahl-Projekt teilnahmen, nur zwei Schulen herausgepickt haben, nämlich die beiden, an denen 24 und 50 Prozent der Schüler für die AfD votierten. Gerne würde man auch erfahren haben, wie repräsentativ das denn überhaupt ist – für die Schulen und für die AfD. Und wie sehen die Junior-Wahlergebnisse an den anderen Teilnahme-Schulen aus? Wieviel Schüler haben ihre Stimmen dort an die Parteien CDU/CU, AfD, SPD, Die Grünen, FDP, Die Linke, BSW etc. vergeben. Davon erfahren die FAS-Leser nichts. Und sollten dort die Schüler Unionspartei, Grüne und SPD stark bevorzugt haben, müsste man nicht gerade das als ein Versagen des politischen Unterrichts werten, weil doch eben diese Parteien den Niedergang Deutschlands nachweislich bewirkt und zu verantworten haben?
Alle meine bisherigen Beiträge mit den Themenschwerpunkten Freiheit, Wirtschaft und Rechtsstaat finden Sie hier: www.kpkrause.de
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*) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) vom 16. Februar 2025, Seite 9. Online verfügbar unter FAZNet hier.
**) Siehe hierzu das Interview der Friedrich-Naumann-Stiftung mit dem Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) schon im Oktober 2019 über die Empfänglichkeit der Mehrheit der Jugendlichen für populistische Parolen und warum junge Leute die AfD wählen (hier). Auch die berüchtigte linksextreme Amadeu-Antonio-Stiftung hat sich am 13. Februar 2025 des Themas angenommen und gibt einen ausführlichen Überblick zwar aus linksextremer Sicht und gegen die AfD gerichtet, aber gleichwohl informativ – wie aufgebauscht auch immer. Es ist, wie es dort heißt, die Vorabversion einer Broschüre der Stiftung, die 2025 erscheinen soll. (Autorin: Simone Rafael, hier).
Kommentare zum Artikel
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Die Kinder sehen was hier los ist und wählen richtig!
Meine demokratische & rechtsstaatliche Ehefrau-,
meine demokratischen & rechtsstaatlichen & wahlberechtigten Kinder & auch ich selbst - als absolut lupenreiner (!) rechtsstaatlicher Demokrat und verdienter "Staatsdiener des Deutschen Volkes auf Lebenszeit" haben allesamt den offiziellen- & "hoch-wichtigen" demokratischen & rechtsstaatlichen Wahl-O-Mat - rein Interesse halber - genutzt : Bei allen vier (-4-) völlig "unverdächtigen" Personen unterschiedlichen Alters kam eindeutig & völlig klar als Ergebnis des Wahl-O-Mat +++ AfD, AfD, AfD, AfD +++ als 1. Wahl heraus.
Aber bitte, probieren Sie es selbst, Herr Dr. Krause :
https://www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2025/app/main_app.html
Haben gar die Programmierer des Wahl-O-Mat derart jämmerlich versagt - oder gibt in Deutschland nicht rechtsstaatliche & demokratische Alternativen zu korrupten Staatsversagern ... für "unverdächtige" Wähler aus allen (!) Altersgruppen ?
Brutus
Die politische Bildung Jugendlicher erfolgt m.E. überwiegend nicht in den Schulen sondern im Elternhaus.
Aber, dank völlig einseitiger Indoktrination der Eltern durch die globalistisch dominierten Medien, darf auch von dieser Seite her nicht mehrheitlich mit einer objektiven politischen Bildung gerechnet werden.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der offensichtlich deutschfeindlich gesteuerten Politik unserer(?) Regierungen ist den MSM untersagt und gleichzeitig wird diese geschickt beschönigt oder zumindest verharmlost.
Ergänzt wird diese mediale Gehirnwäsche noch durch eine permanente und verlogene Hetze gegen "Rechts".
Da bleibt nur die Hoffnung, daß die Jugendlichen sich wenigstens über die sozialen Medien, durch Diskussionen untereinander und durch das hautnahe Erleben der Unterwanderung Deutschlands durch nicht integrationswillige Immigranten eine realistische Meinung bilden können.
Gerade für die Jugendlichen geht es um die Frage, "Freiheit oder Great Reset?"
Der vergleichsweise große Anteil der AFD-Wähler bei der Jugendwahl hat einen ganz einfachen Grund: Wir Erwachsenen können uns weitgehend dem Migrationsdruck entziehen, indem wir die entsprechenden Kriminalitätsschwerpunkte einfach vermeiden.
Die Schulpflicht zwingt die Teilnehmer an der Juniorwahl hingegen, sich täglich mit Migranten auseinander zu setzen. Und das Resultat dieser Bereicherung auf dem Schulhof und im Klassenzimmer ist dann eine Stimme für die AfD.
Da hilft auch kein Lamentieren der links-grünen Lehrerschaft. Die Kids sind halt lernfähig und wählen die Partei, die Lösungen für ihre alltäglichen Probleme hat.
... „Bezeichnend für den Mainstream-Geist im genannten Blatt ist, dass sich die Autorinnen unter den vielen Schulen, die am Juniorwahl-Projekt teilnahmen, nur zwei Schulen herausgepickt haben, nämlich die beiden, an denen 24 und 50 Prozent der Schüler für die AfD votierten. Gerne würde man auch erfahren haben, wie repräsentativ das denn überhaupt ist – für die Schulen und für die AfD. Und wie sehen die Junior-Wahlergebnisse an den anderen Teilnahme-Schulen aus? Wieviel Schüler haben ihre Stimmen dort an die Parteien CDU/CU, AfD, SPD, Die Grünen, FDP, Die Linke, BSW etc. vergeben. Davon erfahren die FAS-Leser nichts. Und sollten dort die Schüler Unionspartei, Grüne und SPD stark bevorzugt haben, müsste man nicht gerade das als ein Versagen des politischen Unterrichts werten, weil doch eben diese Parteien den Niedergang Deutschlands nachweislich bewirkt und zu verantworten haben?“ ...
Ja mei: So kann ´auch ich` mich der Alice nur anschließen!!!
https://nordhessen-journal.de/alice-weidel-waehrend-die-altparteien-straucheln-schreibt-die-afd-geschichte/