TvE – Was ist eine Entschuldigung?

Ist es da entscheidend, ob er in seiner Stellungnahme und Bitte um Vergebung die richtigen Worte trifft? Mein Bachgefühl sagt mir, dass Bischof Tebartz-van Elst bereut und um Vergebung bittet, und damit soll es auch gut sein!

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In meinem Kommentar zur Causa Tebartz-van Elst, den in der vergangenen Woche dankenswerterweise auch kath.net wiedergegeben hat, hatte ich noch darauf verwiesen, „dass der Bischof bislang – nach meiner Kenntnis – seinen Gläubigen im Bistum noch nicht einmal mit Worten der Reue, des Bedauerns, gegenüber getreten ist. Auch nicht denen, die wie die Löwen für ihn gekämpft haben, weil sie von seiner – moralischen wie rechtlichen – Unschuld überzeugt waren.“

Zwischenzeitlich, bereits seit Freitag, aber erst nach meinem wöchentlichen Redaktionsschluss, den ich im Sinne meiner Familie einhalte, liegt eine Stellungnahme des ehemaligen Bischofs von Limburg vor, die ich gerne im Wortlaut wiedergebe:

Während meiner Amtsführung als Bischof von Limburg ist bei vielen Katholiken und in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, dass ich den Dienst für die Diözese und an der Einheit der Kirche dadurch vernachlässigt hätte, dass ich eigene Ziele und Interessen in den Vordergrund gestellt und ohne Abstimmung durchgesetzt hätte. Mit dem Wissen von heute erkenne ich, dass ich Fehler gemacht habe. Auch wenn sie niemals aus Absicht entstanden, haben sie Vertrauen zerstört. Ich bitte alle um Vergebung, die unter meinen Versäumnissen gelitten haben oder leiden.

Angesichts der schweren Vorwürfe und des entstandenen Vertrauensverlusts habe ich bereits im Oktober 2013 die Entscheidung über meine Zukunft in die Hände des Heiligen Vaters gelegt. In dieser Woche hat er mich von der Verantwortung für das Bistum Limburg entbunden, um mich zu gegebener Zeit mit einer neuen Aufgabe zu betrauen. Dies hat der Heilige Vater mir gegenüber auch persönlich in einer herzlichen brüderlichen Begegnung am heutigen Vormittag (28. März 2014) betont.

Ich sehe in dieser Entscheidung die Chance eines Neubeginns: nicht nur für das Bistum Limburg, sondern auch für mich. In diesem Sinne bitte ich alle, meine Stellungnahme an die Kongregation vom 11. März 2014 zum Prüfbericht, die in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurde, als Zäsur zu betrachten – und nicht als Anfang einer neuen Auseinandersetzung.

Ich hoffe, dass es jenseits wechselseitiger Beschuldigungen und Verletzungen gelingt, aus der Distanz das Geschehene zu verstehen und Einsichten zu gewinnen, die zu einer Versöhnung führen können. Dafür werde ich beten, meine ganze Kraft einsetzen und bitte auch um das Gebet.

Übers Wochenende habe ich dazu einige Kommentare gelesen: Von Respekt über Verständnis bis zur Ablehnung dieser Vergebungsbitte reichen die Einschätzungen. Respekt davor, dass der Bischof sich in der Form einer Entschuldigung an die Öffentlichkeit und die Beteiligten wendet, Verständnis dafür, dass der Bischof sich erst mal zu einem solchen Schritt durchringen musste, aber eben auch Ablehnung deshalb, weil die Vergebungsbitte noch immer in Teilen wie eine Rechtfertigung klingt und insbesondere die Falschaussage hinsichtlich des 1.-Klasse-Fluges nach Indien gar nicht thematisiert.

Ich gebe zu, ich verstehe alle drei Einschätzungen, und habe mich entschieden, einfach meinem ersten Bauchgefühl zu folgen: Da bittet jemand um Vergebung – ob mit den richtigen Worten oder aus dem rechten Unrechtsbewusstsein hinaus, darüber kann man angesichts der Formulierungen trefflich streiten und auch Zweifel haben. Der Kernsatz des Statement ist für mich aber weiterhin folgender:

Ich bitte alle um Vergebung, die unter meinen Versäumnissen gelitten haben oder leiden.

An diesem Satz kann man kritisieren, dass der Bischof nicht von „Verfehlungen“ sondern von „Versäumnissen“ spricht, also nicht für falsches Handeln sondern für ein Unterlassen um Vergebung bittet. Auch wenn der Duden das nicht hergibt, erscheint mir umgangssprachlich beides aber synonym (so was wie „nicht richtig drüber nachgedacht und darum falsch gehandelt“) sodass ich selbst (der allerdings kaum betroffen ist, da ich den Bischof weder allzu sehr verteidigt noch unter der Situation persönlich, über das Maß der Gesamtkirche hinaus, gelitten hätte) damit gut leben kann, und es auch auf „aktive“ Handlungen des Bischofs beziehe.

Was nun: Der Bischof ist sein Amt in Limburg los, die Begründung dafür liegt nach offizieller Lesart des Vatikans nicht im Prüfbericht zu den Vorkommnissen in Limburg sondern darin, dass eine fruchtbare Zusammenarbeit im Bistum nicht mehr möglich wäre. Ist es da entscheidend, ob er in seiner Stellungnahme und Bitte um Vergebung die richtigen Worte trifft? Es ist sicher in der Beziehung des Bischofs zu Gott von Bedeutung, ob er tatsächlich einsichtig ist und bereut, aber aus diesem möglichen Disput halte ich mich raus. Die Frage, ob die Verfehlungen noch eine kirchen- oder strafrechtliche Relevanz haben, steht noch aus, aber auch das ist nicht meine Baustelle.

Möglicherweise ist er von einer vollständigen Einsicht noch ein bisschen entfernt (wozu nebenbei auch beitragen mag, dass er Zustimmung von Seiten erhält, die einer Gewissensbildung nicht gerade zuträglich sind), mein Bachgefühl sagt mir aber, dass Bischof Tebartz-van Elst bereut und um Vergebung bittet, und damit soll es auch gut sein!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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