Tschernobyl - Fukushima

Immer noch bestimmt ein gewisser parteipolitisch geprägter höhnischer Ton manche Kommentare zur "Klimakatastrophe", zu "alternativen Energien" und zu anderen Versuchen, menschengemachte Gefährdungen unseres Lebens und unserer Umwelt zu minimieren.

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Die wohl nicht mehr aufzuhaltende Katastrophe im AKW Fukushima zeigt einmal mehr, dass die atomare Technologie nicht beherrschbar ist. Der Vorschlag der deutschen Kanzlerin, die hiesigen Kernkraftwerke auf den Prüfstand zu stellen, ist nichts als wahltaktischer Aktivismus: Sie werden ja ohnehin (angeblich? hoffentlich!) ständig im Rahmen der Bestimmungen geprüft.

Ich bin gespannt, welche Ausreden den Betreibern, Lobbyisten und Politikern (wie schon bei Three Mile Island und Tschernobyl) einfallen, die Laufzeit der deutschen AKWs nicht zu verkürzen: "Bei uns gibt es keine solchen Erdbeben" oder "Unsere Kernkraftwerke sind noch sicherer" und so weiter. Alles absurdes Zeug, da schon der atomare Abfall ein unlösbares Problem darstellt. Und da die Realität immer die Fantasie übertrifft, wie jetzt die Stärke des Bebens alle vorherigen Berechnungen in Japan, sollten wir nicht zu besserwisserisch sein. Einmal ist keinmal gilt hier nicht - ein einziger GAU in Deutschland hätte verheerende Folgen. Aber ich höre wieder die Einwände: "Was nutzt es, wenn doch die europäischen Nachbarn..." Schon richtig, aber Deutschland könnte zum Trendsetter werden.

Deutschland sollte über parteipolitische Gräben hinweg die traurige Gelegenheit, dass die atomare Katastrophe Andere getroffen hat, nutzen, und jetzt den geordneten Rückzug aus dieser Technologie antreten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Adorján F. Kovács

@Erich Lohr
Ich muss mich über Ihren Kommentar doch wundern. Über die Naturkatastrophe schreibe ich doch nur darum nicht, weil sie nicht menschengemacht ist. Ganz im Gegensatz zur Atomkatastrophe, deren Ausmaß auch Ihnen doch langsam klar werden müsste. Und sagen Sie bitte nicht, da wäre die Naturkatastrophe schuld. Wenn Sie heute im Fernsehen bei "Hart aber fair" den schwedischen Kernkraftler sagen gehört haben, dass im AKW Forsmark ein simpler Stromausfall beinahe zum GAU geführt hat, dann ist doch klar, dass es gar keiner Erdbeben oder Tsunamis bedarf. Es reicht auch menschliches Versagen. Die Folgen sind dann einfach zu schlimm und zu langdauernd.

Gravatar: Freigeist

Umkreis von 30 km unbewohnbar, d.h. Durchmesser von 60 km. Alle Immobilienwerte auf Null. Sozialer Unterhalt der Umsiedler - nochmals hohe Kosten. Diese Gefahren könnten wir uns auf jeden Fall "ersparen", gäbe es keine deutschen Meiler mehr.

Gravatar: Erich Lohr

Herr Professor,
Faktum ist, dass Fukushima einem sehr starken Erdbeben standgehalten hat und auch noch einem Tsunami. Ihre Qualifizierung der Aussage "Bei uns gibt es keine solchen Erdbeben" ist nicht nur falsch (denn D liegt glücklicherweise nicht in einer gefährdeten Region) sondern auch höhnisch. Auch gibt es im Grossteil Deutschlands keine Möglichkeit, von einem Tsunami erfasst zu werden, daher scheinen mir dt. KKW sicherer als japanische, die direkt am Meer stehen. Ihre Zeilen sind daher weitgehend polemisch, zumal Sie uns Lesern auch vorenthalten, worin den Deutschland nun "Trendsetter" sein soll. Im Ausstieg? Ja, wahrlich trendig, zurück auf die Bäume (aber Vorsicht: da kann man runterfallen), Strom abschalten, Pulli anziehen und bei Kerzenschein kuscheln. Warum diese künstliche Betroffenheit, wo doch (Gott sei Dank) nicht einmal ein einziges Menschenleben durch den KKW Vorfall zu beklagen ist. (Ja, ja, wird leider nicht so glimpflich abgehen. Aber die 10.000 Menschen, die durch den Tsunami wahrscheinlich ums Leben gekommen sind, sind keine Zeile wert. Halloooohh?? Wo leben wir eigentlich? Ticken wir noch richtig? Wieviele Menschenleben waren seit Einführung der KKWs in Deutschland nach KKW-Unfällen zu beklagen? Klar kann man über Alternativen sprechen, aber bitte sachlich und nicht träumen.

Gravatar: Hans Harress

Es sei hier die Frage erlaubt: "Macht der Umgang mit der Kernkraft die Menschen böse oder fühlen sich insbesondere böse Menschen von der Kernkraft magisch angezogen?"

Gravatar: Thomas

Wenn ich sage, dass Kernenergie so keine Zukunft hat, dann vor allem deswegen, weil es politisch nicht durchsetzbar sein wird. Das zur Ergänzung. Interessant wird am Ende sein, welche Auswirkungen der Unfall oder besser die Unfälle in Japan wirklich haben.
Es wird schon jetzt offensichtlich, warum die echten Insider rein sachlich gesehen vielleicht sogar Recht haben, wenn sie sagen: Kernkraft ist sicher. Ein Erdbeben das 7x stärker war, als die Auslegungsstufe der fragliche Meiler vorgesehen hat und dazu ein Tsunami und trotzdem wird es wohl auch mit defektem Druckkörper kein neues Tschernobyl geben, da die Konstruktion sich in einem wesentlichen Punkt unterscheidet: kein Graphit das tagelang brennen kann und über den Kamineffekt das radioaktive Material in die Athmosphäre bläst. Nüchtern betrachtet ist diese Technologie also wirklich unglaublich sicher. Mehr Worst case geht ja wohl nicht und trotzdem wird es wohl ein lokales Ereignis bleiben.
Aber die emotionale Seite wird gerade hier in Deutschland siegen. Ich persönlich würde die Dinger schon aus einem Grund gerne los werden: was würde wohl in Deutschland abgehen, wenn es auch nur zu einem annähernd vergleichbaren Vorfall käme? Die Hysterie und die Panik wäre wohl schlimmer als der Unfall selbst. D.h. es würde eine nicht beherrschbare Massenpanik mit vielen Opfern geben - die Strahlung wäre das geringste Problem.
Jedenfalls steckt die Politik jetzt in der selbstgewählten Falle: CO2 ist verteufelt und Kernkraft nun auch keine Option mehr (die führenden Köpfe der "Klimawissenschaft" im angelsächssichen Raum sind gleichzeitig oft auch glühende Befürworter der Kernenergie).
Eine weitere Schlussfolgerung aus Japan ist aber auch: alle mit Graphit gesteuerten Meiler müssen defintiv weg - und das weltweit. Das wäre wieder ohne Emotionen gesehen, auch wesentlich sinnvoller, als jetzt die deutshcen Kraftwerke herunter zu fahren.

Gravatar: Adorján F. Kovács

@Crono
Da haben Sie mich, der ich kein Freund neudeutscher Anglizismen bin, aber erwischt. Obwohl Trendsetter ein schon sehr lange eingebürgertes Wort für "Vorreiter" ist, weshalb ich mich auch nur wenig schäme.
@Freidenker, Thomas
Ein Freund von mir ist Physiker im MPI Garching und arbeitet an der Nutzung der Kernfusion. Die könnte ein echter Ersatz werden. Was er aber berichtet von bürokratischen Schwierigkeiten und nationalen Eitelkeiten, die dieses Projekt behindern, ist so schrecklich, dass man schon beim Zuhören verzweifelt.

Gravatar: Otto

Köstlich. Deutschland hätte führend sein (bleiben) können in der Herstellung sicherer Atomananlagen. Aber wir steigen aus - und dann doch nicht - oder nur halb? - doch ganz? - ??? Hauptsache die technologische Führung wird aufgegeben, das Know-How entwertet. Nein, so wird man kein "Trendsetter". Morgenthau ist nur was für uns. Um uns herum wird man also weiter Nuklearanlagen bauen, nur ohne die UNterstützung deutscher Ingenieure.

Gravatar: Susanne

Keine neue Tatsache ist: Dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt. Es bleibt auch eine Tatsache, dass uns ein deutscher Rückzug tatsächlich kaum
nützen würde. Vielleicht gibt es aber jetzt die Chance für eine Umstellung der Energiepolitik Europas. Das ist die wirklich Chance, die in der Erdbebenkatastrophe Japans liegt.

Gravatar: Crono

Zitat: ... Aber ich höre wieder die Einwände: "Was nutzt es, wenn doch die europäischen Nachbarn..." Schon richtig, aber Deutschland könnte zum Trendsetter werden.

Das Wort Trensetter ist mir unbekannt, fehlt dieser Begriff in der deutschen Sprache?
Den Deutschen wurde ein Sonderweg nach 1945 für immer Verboten: siehe politische Diskussionen und politischen Handeln. Warum sollten wir jetzt plötzlich eine Ausnahme machen? Und wen sollten "wir" um das Erlaubnis bitten?

Gravatar: Freidenker

Ich vermisse hier allerdings ein Lösungsmodell, wie man den Energiebedarf in Deutschland ohne Atomkraft eingermaßen finanzierbar sicherstellen will, unter Berücksichtigung der gesamten Restriktionen durch den Klimawahn.

Gravatar: Thomas

Ich gebe Ihnen völlig Recht - die Kernenergie hat so keine Zukunft. Allerdings kann sie nun mal nur durch gleichwertige Erzeuger ersetzt werden und das wären Kohle- oder besser Gaskraftwerke. Beides Rohstoffe mit einer Recihweite von deutlich über 200 Jahren. D.h. es gäbe dann genügend Spielraum für langfristige Entwicklungen (Kernfusion klappt ja vielleicht doch irgendwann).
Ein Masterplan Energiesicherheit müsste daher aus meienr Sicht folgende Punkte beinhalten:
1. Kernenergie ist eine gegenwärtig notwendige, aber innerhalb von ca. 10 Jahren abzulösende Erzeugungsart.
2. Ohne neue grundlastfähige Kraftwerke sind kalte Winter mit stabilen Hochdruckwetterlagen mit massiven Stromausfällen verbunden.
3. Der Aufwand für den (aus meiner Sicht ohnehin unmöglichen) sofortigen Umstieg auf reine regenerative Quellen ist viel zu hoch. Es wird nicht möglich sein, innerhalb von 10 Jahren alle Stromtrassen (x4 gegenüber dem Bestand!) und die Windparks an der Nordsee zu bauen. Das Speicherproblem wird sich auch nicht lösen lassen. Neue herkömmliche grundlastfähige Kraftwerke in der Nähe der Verbraucher (kurzfristig keine neuen Stromtrassen erforderlich!) sind daher die einzige zeitnahe Lösung für das Problem.
4. Der Ersatz der KKW sollte daher aus einem Mix an modernen Kohle- und vor allem Gaskraftwerken bestehen. Die Gaskraftwerke können zudem auch sehr gut die Regelenergie für die Windkraft und Solaranlagen bereitstellen.
5. Die Politik muss die Diskussion um das CO2 versachlichen. Ich halte Kernkraft für gefährlicher als CO2 und die bisherige Fixierung auf einen Erwärmungstrend als Entwicklungslinie des Klimas ist aus gutem Grund kritisch zu sehen. Und gegen kältere Zeiten hilft nur eine zuverlässige und stabile Ernergieversorgung.

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