Transparenz zwischen Amtsgeheimnis und Datenschutz

Denn echte Informationsfreiheit wäre ein extrem wichtiges Element zu einer qualitativen Verbesserung Österreichs und speziell seiner Länder und Gemeinden. Aber genau deshalb wird es massiv hinhaltenden Widerstand geben.

Veröffentlicht:
von

 

Es wäre für alle Österreicher und insbesondere für die Wiener ein dramatischer Durchbruch: das jetzt vom neuen Minister Ostermayer geplante „Informationsfreiheitsgesetz“. Er soll nämlich auch auf Landesebene Transparenz herstellen. Das wäre toll – falls nicht im Kleingedruckten und in der Durchführung wieder die bisherige Intransparenz perpetuiert wird. Zu der wird dann halt „Datenschutz“ statt „Amtsgeheimnis“ gesagt. Die Intransparenz würde bleiben. Und die Wissensbegier der Bürger, also die entscheidende Kontrolle gegen Korruption und Faulheit, würde weiterhin eiskalt ignoriert.

Aber vorerst wollen wir an das Gute glauben, also echte Transparenz erwarten. Diese hat nicht nur Frank Stronach zu seinem obersten Wert erhoben. Ihr Fehlen ist zweifellos die Hauptursache für alle Formen der Korruption. Die gibt es ja vor allem rund um das Baugeschehen hierzulande in enormem Umgang, also vor allem in Ländern und Gemeinden, und wie viele Beispiele zeigen insbesondere in Wien.

Ostermayer hat vor den Wahlen schon einmal einen solchen Gesetzesentwurf vorgelegt. Damals hat der SPÖ-Minister aber noch – unter Druck des Rathauses – die Bundesländer „vergessen“. Weshalb damals die ÖVP wohl zu Recht ihr Veto eingelegt hat. Nun hat Ostermayer auch die Länder erfasst. Deshalb sollte die Volkspartei, sollten aber auch die Oppositionsparteien dem Prinzip Transparenz möglichst rasch zustimmen.

Denn echte Informationsfreiheit wäre ein extrem wichtiges Element zu einer qualitativen Verbesserung Österreichs und speziell seiner Länder und Gemeinden. Sie wäre wohl die wichtigste Änderung der heimischen Realverfassung seit 1945, zusammen mit dem von der Koalition leider auf die lange Bank geschobenen Vorschlag von mehr direkter Demokratie. Dieser kam aus der Ecke Sebastian Kurz, wurde aber auch stark von der FPÖ und den Grünen forciert.

Aber genau wegen dieser tiefgreifenden Auswirkungen auf die österreichische Realverfassung wird es so wie bei der direkten Demokratie auch beim Transparenz-Gesetz massiv hinhaltenden Widerstand geben. Es besteht die große Gefahr, dass Politik und Bürokratie, dass Beamte und Politiker, dass Länder und Gemeinden die beiden Vorhaben zu Tode streicheln und bis zur Wirkungslosigkeit reduzieren. Schlaue Taktiker aus diesen Ecken werden natürlich nicht offenen Widerstand üben, sondern bei den koalitions- und parteiinternen Beratungen ein Hindernis nach dem anderen aufbauen. Bis dann die Sache elegant totgemacht ist, genauer wohl auf österreichische Art: eine inhaltslose Überschrift.

Umso mehr muss man kämpfen. Man denke an die vielen Studien, die Länder wie Ministerien um unser Geld in Auftrag geben, bezahlen – und dann geheim halten oder die sie nur so weit veröffentlichen, wie es ihnen ideologisch passt. Man denke an die vielen Ausschreibungen, die extrem oft knapp unter den Wertgrenzen gehalten werden, damit man den Auftrag Parteifreunden zuschanzen kann. Man denke an die vielen Gutachten. An die vielen Bauprojekte. An die vielen dubiosen Berater und Agenturen.

Zum Glück haben wir wenigstens den Rechnungshof, der bisweilen aufzeigt, wie sehr die Machthaber unser Geld beim Fenster hinausschmeißen. Zum Glück gibt es noch hie und da unabhängige Medien, die solchem Unterschleif wenigstens bisweilen nachgehen. Ansonsten sitzen ja die Zudecker fast immer näher an den Skandalen als die Aufdecker.

Weiterlesen auf andreas-unterberger.at

 

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang