Tief Luftholen – Tonmitschnitt des Interviews mit Kardinal Kasper ist online

Walter Kardinal Kasper wird vom Magazin Zenith mit eigenartigen Äußerungen über afrikanische Bischöfe zitiert. Es ist eines Mannes mit dieser Lebensleistung als Theologe, Bischof und Kardinal der römsichen Kirche nicht angemessen, wenn er so mit den Brüdern umspringt.

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Als das Interview mit Kardinal Kasper gestern online zu lesen war, ging ein Raunen durch die Lande. Kann denn so etwas sein? Kann sich denn ein so intellektuell daher kommender Altmeister auf dem kirchenpolitischen und diplomatischen Parkett so im Ton vergreifen?

Er kann.

Nach einem Dementi war die Seite mit dem Interview auf 404.

Nur kurze Zeit später tauchte dann ein Tondokument auf, das mit dem Interview übereinstimmt. Es handelte sich also bei dem Interview auf der englischen Zenit-Seite um eine sprachlich moderat geglättete authentische Version des gesprochenen Wortes von Kardinal Kaspar.

Die Stelle über die afrikanischen Synodenväter ist im Tondokument so zu hören, wie es in der verschriftlichten Form nachzulesen ist. Dies ist mit einem Screenshot von der ursprünglichen Seite abgeglichen.

screenshot (Ausschnitt) angefertigt am 16.10.2014 um 16:25Uhr

Screenshot (Ausschnitt) angefertigt am 16.10.2014 um 16:25Uhr

So weit die bisher bekannten Fakten.

Ein Kardinal, der sowohl in der Vorbereitung der Synode als auch im Verlauf der Synode eine wesentliche Rolle gespielt hat, der sich einer engen Freundschaft mit dem Papst rühmt, nimmt in geradezu vernichtender Weise zu seinen afrikanischen Mitbrüdern und deren Positionen und Problemen Stellung. Er schließt aus, daß die Synode die Probleme der Afrikaner lösen könne, gemeint sind die im Rahmen der Synode angesprochenen Fragen. Ferner grenzt er die afrikanischen Synodenväter brüsk aus, indem er ihnen abspricht, zu den gesamtkirchlichen Fragestellungen einen Beitrag leisten zu können. Bleibt noch die Frage zu stellen, ob die gesamtkirchlichen Fragestellungen nicht auch die afrikanischen Fragestellungen mit einschließen.

Fast erscheint es so, als habe er sich darauf eingeschossen, mit Brachialgewalt sein Programm aus dem Hirtenbrief der Oberrheinischen Bischöfe, welches seinerzeit von der Glaubenskongregation kassiert worden war, nun endlich weltkirchlich durchzudrücken. Es kann natürlich sein, wir sind ja schließlich alle nur Menschen, daß ein emeritierter Kardinal jetzt die Chance sieht, seine biographischen Kränkungen aufzuarbeiten und alte Pläne nun endlich in die Tat umzusetzen. Afrikanische Bischöfe, die den Europäern jetzt mal zeigen, wo der katholische Bartele den moraltheologischen Most holt, können da schon sehr störend sein. Sinn und Zweck einer universalen Bischofsynode der Kirche darf eine solche Aufarbeitung der eigenen Biografie allerdings nicht sein.

Entweder gibt es gute theologische Argumente für die Position Kardinal Kaspars, dann sollte er den Intellekt haben, diese auch auf der Synode zu verteidigen, was ihm wohl jeder zutraut. Immerhin hat er auf dem letzten Konsitorium einen Impulsvortrag zum Synodenthema gehalten, der als Buch veröffentlicht ist. Eine Antwort von anderen Theologen ist knapp vor der Synode ebenfalls veröffentlicht worden. Das Interesse an dieser Erwiderung war übrigens so groß, daß kurz nach Erscheinen die deutsche Erstauflage bereits vergriffen war.

Es ist eines Mannes mit der Lebensleistung eines Walter Kardinal Kaspar, als Theologe, Bischof und Kardinal der römsichen Kirche nicht angemessen, wenn er so mit den Brüdern umspringt. Mögen seine Thesen unter den Synodenväter auch keinesfalls so unumstritten sein, wie man es uns so gerne glauben machen möchte. Mögen ihm auch die Felle wegschwimmern, nach all den Widersprüchen gegen den Zwischenbericht, eine derart herablassende Sicht auf die Mitbrüder geht nicht. Es ist allerdings ebenso unangemessen, dem Kardinal nun mit ausgestreckten Krallen und der Rassismuskeule entgegen zu springen. Es reicht schon, daß er Morgen früh seinen afrikanischen Mitbrüdern entgegen treten muß. Die werden nicht erfreut sein und die werden wissen, was sie ihm zu sagen haben, wenn sie es nicht heute schon getan haben.

Auch der Papst hat mit der Berufung von Kardinal Napier in die Kommission für die Abschlußrelatio schon reagiert. Kurialsprache kann man in Rom auch unter Papst Franziskus. Von Kardinal Kaspar erhoffe ich mir eine offenes und öffentliches Wort der Erklärung. Bei allen Vorbehalten, die ich in Einzelfragen habe, gehört er doch immer noch zu den namhaften Theologieprofessoren, der von seinen Studenten augenzwinkernd und liebvoll Walter der Kasper genannt wurde. Vor dem Kaspertheater sollte sich jetzt der Vorhang schließen. So etwas sollte die ohnehin schwierige Synode nicht weiter belasten. Walter Kardinal Kaspar hat es in der Hand.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

In Deutschland steht der r.-k. Kirche das Wasser bis zum Hals!

Dieses Jahr wird es voraussichtlich noch viel mehr Kirchenaustritte als im schon guten letzten Jahr geben.

Bei uns in Regensburg sind bis einschließlich September 58% mehr Kirchenaustritte als letztes Jahr erfolgt. Die Zahl bezieht sich auf die Bürger mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in der Stadt.

Nehmen wir die Zahl der r.-k. Austritte in Deutschland 2013 ## 178.000 und schätzen wir vorsichtig einen Zuwachs um 30%, dann kommen wir auf fast 1/4 Million.

Dazu kommen noch die Austritte aus der ev. Kirchensteuerkirche, die traditionell wesentlich höher liegen. Die ev. Kirche dürfte 2014 mindestens 1/4 Million Austritte verzeichnen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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