The ultimate mission to Israel 13/14

Der Uebergang Erez im Norden des Gazastreifens ist ein moderner Abfertigungsterminal und nicht, wie Israelfeinde behaupten, der Eingang in "das grösste Freiluftgefängnis" der Welt.

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Um es vorweg zu nehmen: Der Grenzübergang Erez zwischen Gaza und Israel ist ganz anders, als ich ihn mir jemals vorgestellt habe.

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Das gesamte Areal von Erez aus der Luft: vorne der israelische Terminal, weiss und anschliessend blau “der Tunnel” der am oberen Bildrand in “Chamsa Chamsa” endet

Das Gebäude am nördlichsten Punkt des Gaza Streifens wurde 2007 fertig gestellt. Das gesamte Areal umfasst 35.000 m2 und liegt zu 100% auf israelischem Gebiet. Die eigentliche Grenze verläuft einige Meter hinter dem Gebäude und wird durch eine Mauer markiert.

Der Übergang ist ganztägig geöffnet, wobei genau geregelt ist, wann er für welche Personen zur Verfügung steht. Es gibt Zeiten, in denen man nur von Gaza aus kommend nach Israel einreisen darf, und Zeiten für die Gegenrichtung und für medizinisch bedingte Einreisen nach Israel. In Ausnahmefällen, wenn der Patient wirklich in einem lebensbedrohlichen Zustand ist, wird versucht, ihn so schnell wie möglich abzufertigen.

Die Mitarbeiter gehören weder zur IDF, noch zur Polizei, noch zur Grenzpolizei.

Derzeit kann der Übergang nur von Arabern aus Gaza, Judäa und Samaria, sowie von Ägyptern benutzt werden. Der Übergang ist nur zu Fuss möglich, Ausnahmen sind Ambulanzen. Ausländische Politiker, Journalisten oder Mitglieder von NGOs dürfen den Gaza Streifen nur mit einer Bewilligung der israelischen Regierung betreten.

Der Kontrollpunkt Erez ist an jedem Tag des Jahres, auch an Yom Kippur geöffnet. Während des Krieges im letzten Sommer war ausserhalb des Gebäudes von den IDF ein Feldlazarett aufgebaut werden, in dem Verletzte aus Gaza schnell und kompetent hätten behandelt werden sollen. Allerdings hinderten Hamasniks die Verwundeten daran, dieses Angebot zu nutzen. Mittlerweile ist das Lazarett wieder abgebaut.

Die maximale Abfertigungskapazität beträgt 45.000 Menschen pro Tag. Bisher gab es aber noch keinen Tag, an dem die Kapazität wirklich auch nur annähernd ausgeschöpft worden wäre. Im Gegenteil, nach der Operation „Fels in der Brandung“ ging die Zahl der Pendler teilweise bis auf 400 pro Tag zurück.

Für Reisende aus Gaza beginnt das Prozedere bereits im Kontrollpunkt „Chamsa Chamsa“ (Warum gerade dieser Name gewählt wurde, überlasse ich der Fantasie jedes Einzelnen!) Dort werden allerdings nur die Papiere geprüft und der Weg durch den immer wieder in den Medien auftauchenden „Tunnel“ kann losgehen.

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Tunnel zwischen “Chamsa Chamsa” und Erez

Der Eintritt in den Terminal Erez liegt bereits auf israelischem Staatsgebiet. Die „Abfertigungshalle“ gleicht der in einem internationalen Flughafen. In dieser Halle müssen drei Kontrollen durchlaufen werden, während das Gepäck auf einem Förderband gesondert untersucht und erst ausserhalb der Halle wieder in Empfang genommen werden kann.

1. Kontrolle: Sichtprüfung der Papiere

2. Kontrolle: Einfacher Metalldetektor

3. Kontrolle: Bodyscanner

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Die Abfertigungshalle für Gepäck und Personenkontrolle

Im Obergeschoss, geschützt durch einwegverspiegelte Fenster ist der eigentliche Kontrollraum. Hier sitzen die Mitarbeiter vor hochauflösenden Bildschirmen, die ihnen jeden noch so kleinen auffälligen Fund zeigen. Es herrscht höchste Konzentration und Sprechverbot. Dass wir in dem Bereich keine Personen, und natürlich auch keine Bildschirme fotografieren dürfen, ist klar.

Die ganze Szene hat etwas ein wenig Gespenstisches an sich. Sowohl hier oben, als auch unten im Kontrollbereich ist es völlig ruhig und, was besonders auffallend ist, unten sieht man keine Mitarbeiter. Nur einmal taucht kurz ein Mann auf und bittet einen Reisenden, sich noch einmal in den Bodyscanner zu stellen, dann verschwindet er sofort wieder.

Ist mit dem Gepäck und der Person selbst alles in Ordnung, so ist, besonders bei diesem geringen Personenaufkommen, dieser Teil in wenigen Minuten erledigt.

Gibt es aber eine Auffälligkeit, so werden sofort grösstmögliche Sicherheitsmassnahmen eingeleitet: Der betreffende Reisende wird vereinzelt und das Gebäude wird sofort in beide Richtungen evakuiert. Es kam leider immer wieder vor, dass potenzielle Terroristen den Sprengstoff unmittelbar auf sich trugen. Langes Befragen verhindert keinen Anschlag, hier gilt es zu handeln und möglichst viele Leben zu retten. Jede Sekunde zählt. Der speziell für kontrollierte Explosionen ausgebaute Detonationsraum liegt in diesem Bereich des Terminals. Um die Sicherheit innerhalb des Terminals, auch im Falle von Angriffen aus Gaza zu optimieren, sind im gesamten Gelände 200 Kameras und zahlreiche geschützte und gesicherte Räume vorhanden.

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Bereich der abschliessenden Personenkontrolle

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Blick über die Personenkontrolle nach aussen

Hat der Reisende sein Gepäck wieder in Empfang genommen, kann er durch die Passkontrolle gehen. Hier werden nochmals die Papiere, allenfalls auch das Visum kontrolliert. Von Israel trennt ihn jetzt nur mehr ein Drehkreuz.

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Das Drehkreuz nach Israel

Alles in allem dauert der Übergang höchstens 20 Minuten, ein Wert, der in der Regel eher unter-, als überschritten wird.

Neben dem Übergang Erez ist auch der Warenübergang Kerem Shalom im Süden, nahe der Grenze zu Ägypten geöffnet. Selbst während des schlimmsten Beschusses im vergangenen Sommer wurden täglich Lebensmittel und Waren aller Art von Israel nach Gaza transportiert. Wer sich für die Zahl der LKWs und die Menge der Waren interessiert, kann diese hier nachvollziehen. Auch die Zahl der täglich über Erez ein-und ausreisenden Personen ist hier gelistet.

Der Übergang nach Ägypten in Rafah hingegen ist weitgehend geschlossen. Zwischen Israel und Ägypten, die einen gemeinsamen Feind, die IS haben, besteht eine intensive Sicherheitszusammenarbeit.

Nachdem es während der Operation 2014 zu grossen Schäden durch Raketenbeschuss von Gaza aus kam, die Palästinenser sich aber weigerten, den Schaden zu zahlen, stellte der Chef des Terminals klar. „Entweder ihr zahlt, oder die Grenze bleibt zu!“ Sie blieb dann wirklich für einige Tage geschlossen, dann wurde gezahlt.

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Drei Besonderheiten möchte ich noch festhalten: Etwa 120 Studenten aus Gaza werden wöchentlich mit Bussen durch israelisches Gebiet zur Allenby Bridge und von dort nach Aman gebracht, um dort zu studieren. Etwa 350 – 400 Männer über 50 Jahren reisen jeden Freitagvormittag mit Bussen oder mit Sammeltaxis nach Jerusalem zum Freitagsgebet auf dem Tempelberg und kehren auf dem gleichen Weg wieder zurück.

Präsident Dr. M. Abbas wird wohl, ich habe es auch schon anderer Stelle geschrieben, Gaza nicht mehr betreten. Seine Villa am Strand wurde schon lange von der Hamas übernommen. Ausserdem besteht gehen ihn eine permanente Morddrohung, da er von der Hamas als Verräter angesehen wird.

Wenige Kilometer von Gaza entfernt liegt Sderot. Diese noch recht junge Stadt liegt seit dem Beginn des Raketenterrors aus Gaza in Reichweite der zerstörerischen und tödlichen Waffen.

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Karte der Einschläge in Sderot während der letzten Jahre

Als die Häuser im älteren Teil der Stadt gebaut wurden, gab es noch keine Notwendigkeit und auch kein Gesetz, dass einen integrierten Bunker oder Sicherheitsraum in jedem Privathaus verpflichtend vorsah. Auch in grösseren Wohnhäusern war nichts Entsprechendes vorgesehen. Die Stadtverwaltung reagierte im vergangenen Jahr und liess, wo immer es möglich war, Sicherheitsräume an jede Etage der bestehenden Häuser anbauen. Aufgrund der Nähe zu Gaza ist die Vorwarnzeit vor einem Raketeneinschlag höchstens 15 Sekunden. Im vergangenen Sommer gelang es leider nicht allen Betroffenen, die Schutzräume zu erreichen, sodass es Tote gab. Auch hier hat die Stadt reagieren müssen. An jeder Bushaltestelle wurden nun kleine Bunkerhäuschen errichtet, jeder Kinderspielplatz bekam seinen eigenen Schutzraum.

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Bunker auf einem Spielplatz in Sderot

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Haltestelle mit Bunker

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Vorgebaute Bunker bei Mehrfamilienhäusern

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