Taliban als neue Partner der Bundesregierung?

Als Jürgen Trittin letzte Woche vorschlug, Mullah Omar und Gulbuddin Hekmatjar an der Macht in Afghanistan zu beteiligen, um so das Land zu befrieden, dachte ich mir noch: "Naja, typisch Sommerloch, keines Kommentars würdig".

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Zumal Trittin in der Vergangenheit ja auch nicht gerade durch außen- und sicherheitspolitischen Sachverstand aufgefallen ist. Um so erstaunter, nein, erschrockener war ich, als ich in den Medien lesen musste: "Taliban als neue Partner der Bundesregierung".

Nach diesem Medienbericht im "Spiegel" plädieren CDU-Politiker Philipp Mißfelder und Verteidigungsminister zu Guttenberg für Gespräche mit den Taliban, unter anderem sogar mit Taliban-Führer Mullah Omar. Mißfelder äußerte gegenüber dem "Spiegel": „Radikale Islamisten wie Hekmatjar oder Taliban-Führer Mullah Omar kommen dann als Gesprächspartner in Frage, wenn sie Bedingungen wie zum Beispiel einen Gewaltverzicht oder den Respekt vor Frauenrechten erfüllen.“

Auch wenn diese Personen die oben genannten Vorbedingungen erfüllen müssten, bringt Mißfelder sie so grundsätzlich als politische Gesprächspartner ins Spiel. Jedem müsste doch klar sein, dass gerade Hekmatjar und Omar nicht zu frommen Lämmern mutieren und auch nicht die dicksten Freunde von Alice Schwarzer sein werden. Solche Menschen werden nicht über Nacht Pazifisten und Anhänger der Gleichberechtigung. Warum also sollte man diese Personen als potentielle Gesprächspartner überhaupt ins Gespräch bringen?

Ist es die alte Weisheit "Wenn Du Deinen Feind nicht besiegen kannst, mache ihn Dir zum Freund"? Oder steckt gar keine Weisheit dahinter? Ich vermute, ich hoffe, das Letzteres. Denn wenn eine Demokratie wie die Bundesrepublik Deutschland ernsthaft anfängt, mit Terroristen wie Hekmartjar oder Omar zu verhandeln, ist es für mich der Anfang vom Ende - auch der Anfang vom Ende der gerade durch Guido Westerwelle und Dirk Niebel richtigerweise wieder angestrebten "werteorientierten Außenpolitik".

Es wäre ein fulminantes Eingeständnis des Scheiterns deutscher Afghanistanpolitik.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Elmar Oberdörffer

Die Afghanistanpolitik wird so oder so scheitern. Wenn man die Taliban besiegen und vernichten wollte, müßte man viel entschlossener gegen sie vorgehen und sie auch in ihren Rückzugsgebieten in Pakistan und in allen anderen muslimischen Staaten verfolgen. Das wird nicht geschehen, und daher kann der Krieg gegen sie in A. nicht gewonnen werden. Der Westen sollte sich zurückziehen und es den Afghanen überlassen, mit den Taliban fertigzuwerden oder nicht. Bisher ist noch jede fremde Einmischung in A. gescheitert, warum sollte es diesmal anders sein?

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