Suizid, ein neuer Wirtschaftszweig

Wenn sich früher jemand erfolgreich umbrachte, hinterließ er meist ein betretenes Umfeld, dass sich schuldbewusst fragte, ob es nicht doch irgendwie im Vorfeld hätte eingreifen können.

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Von diesem Unbehagen nun befreit sie der neue Typ des Selbstmörders. Er ist der neue Held, Prophet einer selbstbestimmten Freiheit, Schöpfer eines neuen Wirtschaftszweiges namens Sterbehilfe.

Einfach hops gehen im stillen Kämmerlein, das geht nun gar nicht mehr. Mediale Vorinszenierung ist angesagt. Das eigene angestaute Leiden wird verdrängt und umgemünzt in ein bis hierher und nicht weiter als angeblich freie Entscheidung. Selbstherrlich wird eine Grenze gezogen mit einem eigenem Nomensystem, das moralisch festlegt, was als lebenswert zu gelten hat und was nicht. Damit bewegt man die Massen in der medialen Diskussion. Die Medienbranche will schließlich Umsatz machen und davon leben. Geld verdienen wollen auch Juristen und Parlamentarier, die flugs neue Gesetze basteln und in langen Debatten viel bedrucktes Papier verbrauchen. Welch herrlicher Absatzmarkt so ganz nebenbei!

Ein moderner Selbstmörder braucht natürlich einen oder mehrere Assistenten für sein Anliegen. Ein Beitrag für einen Suizid-Verein, der die Reise in ein möglichst ausländisches Hotel der gehobenen Klasse organisiert, wo man sich in der Luxusbadewanne von Tabletten betäubt absaufen lässt, ist nicht unüblich. Das letzte Hemd hat ja keine Taschen. Man kann also nichts mitnehmen. Also wird nochmals mit vollen Händen das noch vorhandene Geld unter die Leute gebracht, die das dankbar entgegen nehmen. So erkauft man sich für die letzten Atemzüge Zuneigung von vermeintlich verständnisvollen Menschen. Das streichelt die eigene geschundene Seele und man kann sich noch ein letztes Mal in einer untergebenen und dienstbeflissenen Dienerschar für seinen vermeintlich frei bestimmten eigenen Tod sonnen. Das schmeichelt.

Den Millionen von Pflegekräften, die sich aufopferungsvoll in Krankenhäusern und Altersheimen Menschen widmen, die sich selbst nicht mehr voll versorgen können, haut der moderne Suizid-Held lautstark um die Ohren, dass sie einen vollkommen bescheuerten und überflüssigen Job mit Lebensunwerten machen, der sich mit einem Kopfschuss zum passenden Zeitpunkt recht schnell regeln lässt, folgten diese Patienten alle nur seinem beispielhaften Vorbild.

Durchschaut denn niemand mehr dieses verlogene Profitgier-Spiel, dass den Begriff der Menschenwürde dehnt wie Gummi, den selbstmordgefährdeten Menschen in seiner wirklichen Not nicht ernst nimmt, sondern ihn als edlen Märtyrer selbstbestimmter Freiheit aufbaut und darauf spekuliert, dass ihm viele mehr oder minder freiwillig folgen?

Beitrag erschien auch auf: winfried.schley.over.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Sprenggürteln oder Bomben Rucksäcken ..auch ein neues Investment ???

Gravatar: Winfried Schley

Menschen, die sich das Leben nahmen oder es sich haben nehmen lassen, haben das schon immer irgendwie entschieden. Ob aus Verzweiflung, Ausweglosigkeit, Trotz oder Machtgefühlen ist dabei zweitrangig. Neu ist zur Zeit, dass gewisse Medien dies alles über einen Kamm scheren und zur freien Selbstbestimmung als Ideal hochjubeln und natürlich Anhänger dafür finden, weil es so verlockend klingt. Dem Toten nützt das nicht mehr, sehr wohl aber jenen egoistischen gesellschaftlichen Kräften, die öffentlichen Druck aufbauen und lautstark einfordern: „Bevor du uns zur Last fällst, gib gefälligst den Löffel ab“!

Wer vor seinem Ableben öffentlich auf seine freie Selbstbestimmung pocht, richtet diesen Appell ja nicht nur an sich selbst, sondern auch an die anderen, die seine Haltung bitte zu ihrer eigenen Haltung machen sollten. Denn er will ja weitreichende Anerkennung über sich hinaus erreichen und beansprucht damit eine gewisse Verfügung über andere. Er spricht eben gerade nicht für sich allein privat, wie es vordergründig wirkt, sondern er gibt ein öffentliches Werturteil darüber ab, welcher moralische Maßstab für die anderen aus seiner Sicht zu gelten hat. Diejenigen, die genau daran ein Interesse haben, wissen das sehr wohl und freuen sich über jeden Dummen, der auf diese Selbstbestimmungsmasche hereinfällt.

Gravatar: ein ganz Andersdenker

Was ist mit den vielen Suizid-Entsorgten die Banken auf dem Gewissen haben, bsonders eine, die an unserer Seite sein will?
Jene die kapitalistische Freude in die Herzen der Hinterbliebenen bringen?

An der Zahl der Selbstmörder (auch der mißglückten) erkennt man den Krankheitszustand einer Gesellschaft!

Gravatar: Peter Schaefer

Sind Sie sich sicher, daß Sie selber einen Einblick in Ihre persönliche freie Entscheidung haben?
Glauben Sie ernsthaft, daß'in Ihre persönliche freie Entscheidung keine Meinungen und Trends der Gesellschaft klammheimlich einfließen?

Gravatar: Lotosritter

@ Klimax
Man kann nicht nicht kommunizieren. Jede Handlung für sich ist auch eine Handlung für andere. Ein das Ableben verkürzender Suizid ist Ausdruck des Unwillen an der Situation des Ablebens und damit auch eine indirekte Kritik an der palliativen Medizin.
Was Sie als völligen Unsinn deuten, ist gerade die Wahrnehmung dieser Kommunikation, der Sie sich verweigern.

Gravatar: Klimax

"Den Millionen von Pflegekräften, die sich aufopferungsvoll in Krankenhäusern und Altersheimen Menschen widmen, die sich selbst nicht mehr voll versorgen können, haut der moderne Suizid-Held lautstark um die Ohren, dass sie einen vollkommen bescheuerten und überflüssigen Job mit Lebensunwerten machen, ..."

Wo tut er das? Das ist doch völliger Unsinn. Er tut das nicht, sondern er entscheidet selbstbestimmt allein für seine eigene Person. Damit ist nichts, aber auch gar nichts über andere gesagt und auch nicht über den Sinn der Pflege von Menschen, die sich anders entschieden haben. Es ist lediglich gesagt, daß, wer sich anders entscheidet, diese Entscheidung auch nur für sich und nicht für alle anderen verbindlich machen soll. Mehr nicht. Ich entscheide frei. "Vermeintlich" ist daran gar nichts, das ist vielmehr eine pure Unterstllung; denn in meine freie Entscheidung haben Sie keine Einsicht.

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