Studie mit Passauer Beteiligung zeigt: Mehr Krippen führen zu mehr Geburten

Mehr Krippenplätze führen zu mehr Geburten. Das ist das Resultat einer neuen Studie des ifo Instituts, an der auch die Universität Passau beteiligt war.

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Die Studie hat erstmalig den Ausbau der Krippenplätze in Westdeutschland auf den Zusammenhang mit der Geburtenrate untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass ein Anstieg der Betreuungsquote für unter dreijährige Kinder um zehn Prozentpunkte zu einem durchschnittlichen Anstieg der Geburtenrate um 2,8 Prozent führt. „Krippenplätze verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, erläutert Prof. Stefan Bauernschuster von der Universität Passau.

 

www.uni-passau.de/wissenstransfer/aktuelles/meldung/detail/studie-mit-passauer-beteiligung-zeigt-mehr-krippen-fuehren-zu-mehr-geburten/

OFFENER BRIEF

Sehr geehrter Herr Professor Bauernschuster!

Aus Ihrer Pressemitteilung vom 27. Mai 2014  geht hervor, dass Ihre STUDIE auf wunderbare Weise genau das Ergebnis lieferte, das sich die Bundesregierung so sehr gewünscht hat, nämlich dass ein vermehrtes Angebot an Kinderbetreuung auch eine vermehrte Geburtenrate bewirkt. Wie praktisch für unsere smarte Frau Familienministerin Schwesig, denn die Bundesregierung sichert sich vorsichtshalber “wissenschaftlich” ab, wenn sie – ohne demokratische Legitimation – weitere Milliarden in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert. Dass dadurch jene Eltern noch mehr ins Hintertreffen geraten, die sich selbstverantwortlich der Erziehung ihrer Kleinkinder widmen ( durch Art. 6 GG verpflichtet ), steht außer Frage.

Wir fragen: Ist je eine Studie erstellt worden, die nachweist, wie sich mütterliche WAHLFREIHEIT auf die Geburtenrate auswirkt? Dazu müssten, wegen der Vergleichbarkeit, jene Summen, die der Staat für die außerfamiliäre Kinderbetreuung investiert ( ca. 1000.- € monatlich), auch jenen Eltern zu personaler 1:1-Betreuung verfügbar gemacht werden, die auf eine Erwerbsarbeit zugunsten ihrer Wunschkinder verzichten. Wegen der fehlenden Vergleichbarkeit halten wir Ihre Studie daher kaum für aussagekräftig. Wir behaupten nämlich, dass wir Eltern uns leichter für ein 2., 3., 4., Kind entscheiden würden, müssten wir nicht extrem, bis hin zur Armut,  Monat für Monat teuer dafür bezahlen *). Unseres Wissens ist der Versuch, Eltern ihr persönliches Familienmodell wählen zu lassen, noch NIE gemacht worden, denn diese Option ist von der Bundesregierung überhaupt nicht mehr vorgesehen, und sie gibt auch keinen Cent für eine VERGLEICHENDE  STUDIE aus. Der demografische Schwund ist aufgrund seit Jahrzehnten sträflich vernachlässigter Familienpolitik inzwischen so dramatisch, dass die BR glaubt, auf Kosten der emotionalen Sicherheit ihrer Kinder möglichst viele  junge Mütter für die Wirtschaft rekrutieren zu müssen. Man tut so, als käme es lediglich auf die ZAHL der Kinder als künftige Beitragszahler an, nicht aber auf deren vitale Stabilität. Denn als Wissenschaftler ist Ihnen das psycho-emotionale RISIKO sehr wohl bekannt, dem wir unseren Nachwuchs durch jahrelange Ghettoisierung aussetzen. Dass Ihre Studie diesen Aspekt völlig außer Acht lässt, zeugt nicht eben von Professionalität!

Daher wenden wir uns als ELTERNINITIATIVE an Sie, Herr Professor Bauernschuster, mit der Bitte, darüber ernsthaft nachzudenken, was unserem Nachwuchs mehr nützt: emotionale Bindungssicherheit über die Eltern und  stressfreies Aufwachsen in der Familie oder eine  1: 8- Betreuung für täglich 5 bis 10 Stunden ohne personalen Liebesbezug. Was wir Tierkindern im Zoo für viel Geld fraglos zugestehen, verweigern wir unserem eigenen Nachwuchs aus rein wirtschaftlichen Erwägungen.

Diesen Brief, sehr geehrter Herr Prof. Bauernschuster, veröffentlichen wir auf

Mit den besten Grüßen in der Hoffnung darauf, dass Sie hiermit eine neue, vielleicht ungewohnte  Perspektive auf Familien und deren Missachtung durch die Bundesregierung*)  gewinnen, verbleibe ich in der Hoffnung auf Ihre Antwort

im Auftrag

Bärbel Fischer

*) lesen Sie dazu das Buch: SOZIALSTAATSDÄMMERUNG von Dr. Jürgen Borchert, leitender Richter am Landessozialgericht Darmstadt, Riemannn-Verlag München 2013

ANTWORT

Sehr geehrte Frau Fischer,

herzlichen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse an meiner Arbeit.

Die Gesamtevaluation ehe- und familienbezogener Leistungen in

Deutschland, aus der die von Ihnen angesprochene Studie entstanden ist,

war ein riesiges Projekt, das von 2010 bis 2014 lief. Daran beteiligt

waren neben mir und meinen Kollegen am ifo Institut unter anderem

Forscher von TNS Infratest, des Deutschen Instituts für

Wirtschaftsforschung (DIW), des Zentrum für europäische

Wirtschaftsforschung (ZEW), des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts

(HWWI), der Universität Köln, der Universtiät Duisburg-Essen, der

Universität Bochum, des Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) oder

des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP).

Untersucht wurden eine Vielzahl ehe- und familienpolitischer Leistungen,

neben der öffentlichen Förderung der Kinderbetreuung zum Beispiel das

Kindergeld, das Ehegattensplitting, das Elterngeld oder auch das

Betreuungsgeld. Als Zielgrößen haben wir neben der Erfüllung von

Kinderwünschen unter anderem auch die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf, die wirtschaftliche Stabilität von Familien, die soziale Teilhabe

von Familien und nicht zuletzt auch das Wohlergehen von Kindern

untersucht.

Die einzelnen Module basieren auf einzigartigen Datensätzen; die

jeweiligen Fragestellungen wurden mit den modernsten wissenschaftlichen

Methoden analysiert. Die daraus entstandenen Forschungsarbeiten wurden

und werden auf diversen referierten Fachkonferenzen in Europa und den

USA präsentiert und haben weltweit große wissenschaftliche Anerkennung

erfahren. Dieser Prozess stellt sicher, dass sich unter die Arbeiten

keine „Gefälligkeitsgutachten“ einschleichen, sondern die Arbeiten

wissenschaftlich absolut objektiv, die Fragestellungen mit geeigneten

Methoden analysiert und die Ergebnisse replizierbar sind.

Damit wollen wir erreichen, dass Familienpolitik nicht auf ideologischen

Glaubenssätzen oder politischen bzw. wirtschaftlichen Interessen beruht,

sondern auf objektiven wissenschaftlichen Erkenntnissen. Jede der

Studien der Gesamtevaluation, so auch unsere Studie zu Kinderbetreuung

und Fertilität, liefert dafür ein winziges Mosaikstückchen, nicht mehr

und nicht weniger. Ich geben Ihnen natürlich völlig Recht, dass man aus

dieser einen Studie allein nicht sagen kann, was die beste

Familienpolitik ist. Wie gesagt: Nur in der Gesamtschau, in der

einerseits neben Fertilität weitere Ergebnisgrößen wie beispielsweise

das Wohlergehen der Kinder berücksichtig werden und andererseits auch

weitere familienpolitische Maßnahmen (wie beispielsweise das

Betreuungsgeld) angeschaut werden, können vorsichtige Rückschlüsse für

die Familienpolitik gezogen werden. Ich sage „vorsichtige“ Rückschlüsse,

weil wir natürlich nicht alles messen können, was unter Umständen

wichtig wäre. Aber wir können doch so einiges objektiv messen – und das

ist unserer Ansicht nach allemal besser als unüberprüften ideologischen

Glaubenssätzen blind hinterherzulaufen.

Was Ihre konkrete Frage betrifft, so sind für Sie wahrscheinlich

insbesondere die wissenschaftlichen Studien zu den Effekten von

Kinderbetreuung auf Fertilität und dem Wohlergehen von Kindern, aber

auch zum Betreuungsgeld interessant. Was die Effekte von Kinderbetreuung

auf das Wohlergehen von Kindern betrifft, verweise ich Sie auf diverse

Arbeiten des Nobelpreisträgers James Heckman, von W. Steven Barnett, des

Direktors des National Institute for Early Education Research, oder auch

auf die neuesten Arbeiten von Tarjei Havnes oder Janet Currie. Was die

Effekte des Betreuungsgelds auf das Wohlergehen von Kindern betrifft, so

finden Sie eine kurze, verständliche Zusammenfassung einer aktuellen

Studie von meiner Kollegin Christina Gathmann (Universität Heidelberg)

hier: www.uniheidelberg.de/md/awi/professuren/amnpoe/studiebetreuungsgeld_deutschekurzfassung.pdf.

Ich hoffe, Ihnen damit einen kleinen Einblick in den Hintergrund unserer

wissenschaftlichen Arbeit gegeben zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

Stefan Bauernschuster

Beitrag erschien auch auf: familiengerechtigkeit-rv.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Josef

Soweit ich das beurteilen und gelesen habe, geht es bei diesen Studien, die er genannt hat, eben nicht um Unter-3-jährige. Ich werde das Gefühl nicht los, dass auch seine Studie nicht sehr ehrlich dargestellt wird.

Gravatar: Josef

Ehrlich gesagt habe ich seine Antwort nicht verstanden, wenn es denn eine war. Er hat nicht mal seine Studie wirklich verteidigt, einfach mal auf dies und das verwiesen und das war's.

Gravatar: Karl Brenner

Die Geburtenrate in Deutschland ist zu gering. Die Deutschen sterben aus.
Da hilft auch das teure Kindergeld nicht. Man sollte nur noch Sachleistungen geben (Kita, etc).

In Deutschland traut sich kein Mann mehr, dem Kinderwunsch zuzustimmen. weil er dann oft das Nachsehen hat und nur noch Zahlen muss. Das muss weg.

Weltweit ist eine Geburtenkontrolle (Ein-Kind-Politik) notwendig, Da haben die Chinesen recht. Aber Bitte ohne Abtreibung. Das ist auch für die Frau äußerst schädlich.

Gravatar: Joachim Datko

Mit 7 Milliarden Menschen weltweit, ist die Population sicherlich groß genug!

Nachdem in vielen Ländern noch hohe Geburtenraten zu einer immer weiter steigenden Population führen, sollte man sich in Deutschland keine großen Sorgen um die niedrige Geburtenrate machen, sie wirkt zumindest ein klein wenig dämpfend.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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