Stromautobahn oder Schmalspurbahn?

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Stück für Stück kommt nun auch die Wahrheit über den "Netzausbau" ans Licht. Die ersten Bürgerproteste und Reaktionen der Lokalpolitiker gehen durch die Presse. Ein neues, aufregendes Kapitel der "Energiewende" beginnt.

 

 

Versorgung oder Entsorgung?

Zuerst sollte man einmal den Sinn und Zweck dieser neuen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) hinterfragen: Dient sie der Versorgung von Süddeutschland mit elektrischer Energie oder vielmehr der Entsorgung norddeutscher Küsten vom Abfallstrom? Durchaus zwei völlig verschiedene Ansätze, die noch zahlreiche Juristen beschäftigen werden. Noch funktioniert die Stromversorgung in Bayern, nicht zuletzt wegen der hohen Eigenerzeugung der lokalen Kernkraftwerke (Isar2, Grafenrheinfeld, Gundremmingen mit zusammen 5.257 MWel). Jedenfalls ist noch kein Blackout eingetreten. Diese Gefahr soll erst durch deren Abschaltung heraufbeschworen werden, damit die Anhänger der Planwirtschaft richtig zuschlagen können. Apropos Richtung: Selbst, wenn man gegen die vorhandenen Kernkraftwerke ist, könnte man diese durch konventionelle Kraftwerke oder Stromimporte aus dem benachbarten Ausland ersetzen. Will man partout keine eigenen Kraftwerke (Arbeitsplätze und Steuereinnahmen), könnte man sie leicht und schnell "hinter der Grenze" bauen. Die Lage ist also alles andere, als alternativlos -- jedenfalls für Bayern.

Schauen wir uns deshalb etwas näher den Anfang dieser Stromtrasse an. Wenn dort der Wind mal richtig weht -- das heißt nicht zu schwach und auch wieder nicht zu stark -- versinkt Norddeutschland in elektrischer Energie. Selbstverständlich gehört es zur unternehmerischen Freiheit, ein Solarium in der Sahara zu errichten. Nur gehört zum Unternehmer auch das Risiko tragen zu müssen. Eine Tatsache, die bei deutschen Energieversorgern längst verdrängt worden ist. Wenn man nach der Fertigstellung feststellt, daß die Kunden nicht Schlange stehen, weil die Wüste zu gering bevölkert ist, kann man dafür nicht Menschen in einer Entfernung von über tausend Kilometern verantwortlich machen. Fairerweise muß man unseren Kombinatsleitern zubilligen, daß sie die Windmühlen nicht als leuchtende Köder für die zahlreicheren Fische einsetzen wollten. Jedenfalls haben sie sich die erforderliche Bauzeit für die Anschlüsse an die Küste von uns Stromkunden fürstlich vergüten lassen. An der Küste treffen nun diese Windmühlen auf zahlreiche "Windparks", die dort unter tatkräftiger Förderung lokaler Politiker aus dem Boden gestampft wurden -- alles wegen der "grünen Arbeitsplätze" -- denn sonst ist da nicht viel los! Wohin, aber nun mit dem Abfallstrom, den man selbst gar nicht verbrauchen kann und den auch sonst keiner haben will, weil einfach viel zu teuer? Ab ins reiche Bayern, als eine weitere Variante des Länderausgleich, könnte man meinen.

Kernenergie versus Wind

Die neue Stromtrasse soll bei den Kernkraftwerken enden. Es ist durchaus sinnvoll, die dort vorhandenen Stromleitungen weiter zu nutzen. In erster Linie geht es jedoch darum, den Eindruck zu erwecken, man ersetze den "Atomstrom" durch "Erneuerbare Energien". Physikalisch ist das natürlich unmöglich: Man kann konventionelle Kraftwerke nicht durch Windenergie ersetzen, da der Windstrom so zufällig, wie das Wetter ist! Wirtschaftlich ist es unsinnig, da man (selbst bei Windparks in der Nordsee) mehr als die vierfache Leistung benötigt, um die gleiche Energie erzeugen zu können. Die bayrischen Kernkraftwerke haben eine Arbeitsverfügbarkeit von durchweg 90 %, während die Windenergie in Ost- und Nordsee auf gerade mal 20 % kommt. Wohlgemerkt, das sind die tatsächlich gemessenen Werte und nicht irgendwelche Phantasiewerte der Schlangenölverkäufer. Da es auch auf hoher See mehrtägige Flauten und Orkane gibt, kommt man nicht umhin, die Kernkraftwerke trotzdem durch fossile Kraftwerke zu ersetzen. An dieser Stelle wird es noch einmal deutlich: Die neuen Stromtrassen können nicht zu einer sicheren und unterbrechungsfreien Stromversorgung von Bayern dienen. Sie dienen lediglich zur Verteilung von Stromabfall aus Norddeutschland. Bisher gibt es nicht einmal "überzählige Kraftwerke" in Norddeutschland, die die bayrischen Kernkraftwerke ersetzen könnten: Weht kein Wind an der Küste, brauchen die ihre Kohlekraftwerke selber, um die Großräume von Hamburg, Bremen und Berlin ausreichend mit Strom zu versorgen.

Ein Solitaire ist kein Stromnetz

Besonders aberwitzig ist, eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) bauen zu wollen. Gleichstrom und Drehstrom sind physikalisch verschieden und lassen sich nicht einfach mischen! Man muß den erzeugten Drehstrom erst aufwendig in Gleichstrom umwandeln und später wieder zurück wandeln. Beides ist mit Verlusten behaftet und erfordert sehr kapitalintensive Anlagen. Wirtschaftlich lohnt sich das nur, bei sehr großen Entfernungen durch dünn besiedelte Regionen. Man kann nämlich nirgendwo unterwegs Strom abzweigen, um ihn in lokale Netze einzuspeisen. Der Gleichstrom müßte erst wieder in Wechselstrom gewandelt werden. Die Bezeichnung "Stromautobahn" ist bewußt irreführend. Auf einer Autobahn kann man mit jedem Kraftfahrzeug, mit dem man im sonstigen Straßennetz fahren kann, ebenfalls fahren. In Berlin sogar einmal im Jahr mit dem Fahrrad. Die Bezeichnung "Schmalspurtrasse" wäre treffender. Genauso, wie man mit keinem Normalspurwaggon auf einer Schmalspur fahren kann und erst alles aufwendig (zweimal) umladen muß. Eine solche HGÜ-Trasse bleibt ewig ein Fremdkörper im vorhandenen (europaweiten) Stromnetz.

Wäre das Stromnetz in Deutschland in der Lage, auch ohne die Kernkraftwerke in Süddeutschland die Versorgungssicherheit aufrecht zu halten, bräuchte man keine zusätzlichen Stromleitungen. Andererseits bringt eine einzelne HGÜ-Trasse fast nichts für die Bayrische Versorgungssicherheit. Fällt nämlich diese einzelne Leitung (Eisregen, Sturm, Unfälle, Terrorismus etc.) aus, müßte das vorhandene Netz die Versorgung sicher übernehmen können. Ein Widerspruch in sich! Es ist die alt bekannte Salamitaktik, die hier angewendet werden soll. Erst mal eine Milliarde versprechen, aus denen dann ohnehin drei werden und dann das bereits vergrabene Geld als Begründung für weitere notwendige Kosten nehmen. Michel, wann lernst du endlich dazu!

Die Kosten

Die Kosten sind immens. Um die Regeln für Netzwerke (z. B. N-1) einhalten zu können, wird man noch mehrere HGÜ-Trassen durch Deutschland schlagen müssen. Das ist halt der Preis, den man für eine zentrale Versorgung zahlen muß. Schon unsere Großväter haben aus gutem Grund, viele Kraftwerke, möglichst nah am Verbraucher, gebaut. Wir können aber gerne die Fehler anderer Kontinente nachmachen.

Interessant wird sich die Finanzierung gestalten. Bei einer Stromtrasse für Windkraft, muß man von einer sehr geringen Auslastung (unter 20%) ausgehen. Dies treibt die Kosten pro transportierter kWh in Schwindel erregende Höhen. Hinzu kommt ein enormes wirtschaftliches Risiko. Bei der einseitigen Ausrichtung auf Windparks in der Nordsee, ist dies kaum zu kalkulieren. Wer kann garantieren, dass dieses tote Pferd, von einer uns noch völlig unbekannten Regierung, in 10 oder 20 Jahren noch geritten wird? Wer vermag heute voraus zu sagen, in welche Höhen der Strompreis in Deutschland durch die Laiendarsteller und Schlangenölverkäufer noch getrieben wird? Wo liegt die Schmerzgrenze, die zumindest von der Wirtschaft nicht mehr getragen werden kann? Was hätte das für Konsequenzen, da nicht einmal unsere Nachbarn gewillt sind, diesen Irrweg nach zu machen? Was es für eine Volkswirtschaft bedeutet, wenn Milliardenkredite bei Immobilien platzen, zeigen übrigens Spanien und Irland eindrucksvoll (dort war es ein durch die Politik erzeugter Bauboom bei Wohnungen).

Die tolle Idee einer Bürgerbeteiligung dürfte sich schon vor dem Start in Luft aufgelöst haben. Der Bürger hat dank Prokon gelernt, was es bedeutet, wenn das Risiko der Windkraft von Banken als zu hoch eingeschätzt wird. Es war -- wie immer -- ein sicheres Zeichen, für ein totes Geschäftsmodell, aus dem nichts mehr herauszuholen ist.

Ein möglicher Ausweg

Man macht endlich Schluß mit dieser "Energiewende", an deren Ende nicht nur die Zerstörung unserer Volkswirtschaft und Natur steht, sondern unserer gesamten Gesellschaft. Sind die Lehren aus der "DDR" schon so schnell vergessen? Diesmal wird es kein Beitrittsgebiet geben. Diesmal, wird die Suppe bis zum letzten Tropfen selbst ausgelöffelt.

Wenn die Bayern ihre Kernkraftwerke nicht mehr mögen, sollten sie sich selbst um Ersatz kümmern. Wer Kernkraftwerke generell ablehnt, muß sich entsprechende Kohlekraftwerke als Ersatz bauen. Wer als Entscheidungsträger nicht durchsetzungsfähig ist, sollte neue Kraftwerke gleich hinter der Grenze bauen. In Polen und Tschechien sind (gut bezahlte) Arbeitsplätze noch heiß begehrt.

Der "Netzausbau" ist nach den Sonnenkollektoren und den Windparks auf hoher See, die dritte Schnapsidee. Jetzt soll auch noch unser funktionierendes und robustes Stromnetz auf dem Altar der Planwirtschaft geopfert werden. Nach zweimal Sozialismus, sollten wir uns endlich mal eine "Irrtumskultur" zulegen und diesmal rechtzeitig vor dem Zusammenbruch aufhören, unseren (Alb)Träumen nachzujagen.

Beitrag erschien zuerst auf: nukeklaus.de

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.R. Vogt

Frage an Dr. Humpich:

Ob wohl die bisherige Gleichstrom- Trassenplanung ( neue Stromautobahnen ) bereits die Möglichkeiten berücksichtigt, welche die AAB entwickelten innovativen Gleichstromschalter zumindest theoretisch bieten?
http://www.abb.ch/cawp/seitp202/67330255d3f1c48bc1257aaf00391563.aspx


Damit wäre es doch eigentlich angesagt, bereits heute ein europaweites HGÜ- Netz zu planen, in welchem die bisherigen und die demnächst außerhalb der deutschen Grenzen neu in Betrieb gehenden KKW- Standorte zumindest noch (oder zusätzlich auch ) zur Rückumwandlung von hochgespanntem Gleichstrom in hochgespannten Wechselstrom genutzt werden.

Gravatar: hans otto

Gescheiterte Energiewende
Die unter großem Getöse im November 2010 von der schwarz-gelben Regierung beschlossene Energiewende ist komplett gescheitert!
Warum berichten sie nicht über die gravierenden Nachteile der beschlossenen Energiewende. Diese Energiewende stellt lediglich einen subventionierten Wirtschaftsaufschwung dar, der ohne Wettbewerb und Marktwirtschaft so vor sich hin wurstelt bis er in absehbarer Zeit zusammen bricht.
Es kann nicht sein, dass einige Fördergelder für sinnlose unkalkulierbare Energien 20 Jahre lang beziehen und der normale Bürger sowie der Mittelstand die
Ausgleichszahlungen jahrelang zu begleichen hat!.
Es wird Zeit den Bürgern die unglückliche Situation über die gescheiterte Energiewende offen und ehrlich darzulegen. Die angedachte Nord-Süd Stromtrasse ist der nächste Schwachsinn dieser unfähigen Regierungen!

Gravatar: H. Weiler

Oh man, was ein Schwachsinn. Ich habe gerade vorher den Artikel über die traditionelle Rolle der Frau mit dem Dinosaurier-Bild gelesen. Ich komme gerade nicht mehr genau auf den genauen Zusammenhang mit dem Dinosaurier, aber der Dinosaurier passt auf jeden Fall hundertprozentig zur Kernenergie. Mag ja sein, dass die Energiewende noch nicht ganz ausgereift ist, aber hier der Solar- und Windenergie-Branche Lobbyismus vorzuwerfen ist ja wohl der größte Witz. Von welchen Firmen sind denn die drei Kommentare gesponsort? EON, RWE oder Vattenfall? Oder doch Siemens? "Statt die Stromerzeugung, die zu geringsten Kosten Strom zuverlässig in Hülle und Fülle liefern kann..." - Also die Solar- oder Windenergie? Mit wievielen Milliarden Euro ist denn bitteschön die Kernenergie bisher subventioniert worden und wird es immer noch? Wie hoch sind denn diese tickenden Zeitbomben versichert? Wer zahlt denn für die "Entsorgung"? Wo wird denn der Atommüll entsorgt?
Wenn ihr mir aufzeigen könnt, wie im Falle eines Störfalls eines bayrischen AKW's die Strahlung an der Landesgrenze aufhört; wenn ihr mir das bayrische Endlager zeigen könnt; wenn ihr mir die Versicherungspolice zeigen könnt... wenn... ja dann können wir uns gerne nochmal über die Verlängerung der Dinosaurier aus den 70er Jahren unterhalten...

Gravatar: Hans Meier

Mit völlig untauglicher Lobby-Politik haben die „Energie-Wender“ sich, bzw. der Bevölkerung ein Riesenproblem geschaffen an dem sie jetzt aktuell herumzanken, aber die Ursache nicht beseitigen.
Alle Stromerzeuger in Deutschland und Europa sollten ihren Strom so vermarkten wie andere Güter und Dienste im gemeinsamen Markt ohne Kartellabsprachen auch. Ohne privilegierte Kartellpreise als Vorzugsvergütungen in einem abgeschotteten deutschen Kartell von Benachteiligten die ohne echten europäischen Wettbewerb, wie die Weihnachtsgänze von Spekulanten der Öko-Branche mit Hilfe ihrer Lobbypolitiker, ausgenommen werden.
Statt die Stromerzeugung, die zu geringsten Kosten Strom zuverlässig in Hülle und Fülle liefern kann weiter laufen zu lassen, wurde aus ideologischer Befangenheit auf`s Schaukelpferd einer vom Wetter abhängigen Zufalls-Stromerzeugung und umständlich teuren Transport gesetzt und ein kostspieliger Mangel verursacht.
Eine weltweit einzigartig peinlich blöde Kostenfalle schnappt jetzt zu, indem zu einer bereits vorhandenen Struktur zusätzlich eine nur zeitweise funktionierende, hoch spekulative Investitionsblase nach Bezahlung schreit und der Bevölkerung aufgewürgt wird.
An diesem asozialen Verlustkonzept festzuhalten, was ja lediglich den Aufwand erhöht aber nie Einnahmen in Form von einer Wertschöpfung erzielen kann, ist und bleibt völlig unverantwortlich.
Wenn die beteiligten Politiker wider besseres Wissen diese „Sabotage“ am Wohlstand begünstigen, weil an einer Vervielfachung des Aufwandes einige wenige, als Privilegierte eine Rendite zu erzielen versuchen, dann steht dass in krassem Missverhältnis zum verursachten volkswirtschaftlichen Gesamtschaden.
Es ist höchste Zeit für eine andere, eine ehrliche Energie-Politik, um noch größeren Schaden abzuwenden.

Gravatar: Bernd Fries, Dipl. Ing.

Endlich werden auch mal die elektrotechnischen Probleme und Folgen der "Energiewende" aufgezeigt und nicht nur die Kosten (wobei die schon problematisch genug sind). Wahrscheinlich werden erst mehrere black-outs (wenn überhaupt) eine Wende einleiten können.

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