Staatsfernsehen

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Merkel alleine in Jauchs Sendung – eine solche Gelegenheit zur Propaganda in eigener Sache lässt man sich nicht entgehen. Mittlerweile darf aber eher angenommen werden, dass es sich hier nicht um ein echtes Angebot des Moderators handelt, sondern umgekehrt um einen Fehler im System: Die Politik nutzt das Fernsehen offensiv in eigener Sache, oder, noch schlimmer, Parteipolitik missbraucht ein Massenmedium und wirbt schamlos für sich. Und das Medium lässt sich gerne missbrauchen.

Liegt es nur am Wähler? Will er das so? Sicherlich kann man sich heute nur noch schwer vorstellen, was noch in den 1970er Jahren üblich war, als nämlich die Debatten des Parlaments im Fernsehen verfolgt wurden und man über Stunden den Argumenten und Gegenargumenten gefolgt ist, wie es eigentlich zum Verständnis der Sache notwendig wäre. Statt dessen erklärt eine einzige Person in einer Talkshow ihre eigene Politik – die Repräsentanten des Volkes werden nochmals repräsentiert. Noch mehr Reduktion, um nicht zu sagen Versimpelung geht kaum. Während das Schimpfwort „Quasselbude“ für das Parlament früher in schändlicher Weise benutzt wurde, um die parlamentarische Diskussionskultur zu verunglimpfen, kann man heute für derlei Veranstaltungen, die seuchenartig breitflächig über das Abendprogramm herfallen, kaum einen anderen passenden Begriff finden. Talkshows als Parlament light.

Wer mit Drehbuchautoren von beliebten Sendungen zur besten Fernsehzeit spricht, kann erfahren, wie minuziös bis in die kleinsten Einstellungen die Präsentation der Ferienorte festgelegt wird, die z. B. im „Traumschiff“ gezeigt werden, und weiß dann, dass solche Sendungen nichts anderes sind als Marketinginstrumente der Tourismusbranche, mit denen alles vorher abgestimmt wird. Ebenso ist der „Tatort“ ein politisches Propagandainstrument geworden, in dem aktuelle Themen politisch korrekt, also im Sinne der etablierten Parteien, abgearbeitet werden. Was uns als Unterhaltungs-, Kunst- oder Informationssendung präsentiert wird, entpuppt sich als Lobbyhure mit den Parteien als Luden.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zum immer wieder abschreckend geschilderten Ungarn? Wo sich eine mit großer Mehrheit gewählte Regierung in den Medien den Proporz sichert, der ihr über die Wahlanteile zusteht? Die Kritik daran kann doch nur als Ablenkungsmanöver interpretiert werden. In der Bundesrepublik Deutschland sind die Parteien mittlerweile so ununterscheidbar, dass der Proporz doch völlig gleichgültig geworden ist -  schon längst muss auch hierzulande vom Staatsfernsehen gesprochen werden. Und es ist nicht einmal sicher, ob das nur für die Öffentlich-Rechtlichen gilt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

@Deutscher Bürger, 29.09.2011 11:49
Der Weg zur Wahrheit kann nur in Gedanken begangen werden, alles andere ist korrupt und käuflich.
~
Das behaupten sehr viele korrupte und käufliche Leute.
Gedanken: zu Wissen, ja; zu Wahrheit: leider NEIN.

Gravatar: Deutscher Bürger

Der Weg zur Wahrheit kann nur in Gedanken begangen werden, alles andere ist korrupt und käuflich.

Gravatar: Mahner

Die Bibel spricht davon, dass das Menschenherz von Anfang an böse ist. Somit können wir von keinem Menschen, der sich nicht zu Jesus Christus bekehrt hat und sich von ihm verändern ließ, erwarten, dass er etwas gutes tut. Ohne Gott strebt der Mensch nur nach Macht, Reichtum und Ansehen. Egoismus pur und egal auf wessen Kosten. Aber die Bibel lehrt uns auch, dass wenn das Volk nicht umkehrt, es in den letzten Zeiten schlimme Ereignisse geben wird. Und das erleben wir ja inzwischen Tag für Tag. So ist die Bibel aktueller als jede Tageszeitung. denn die bringt immer nur Halbwahrheiten.

Gravatar: Runyon

Die Öffentlich-Rechtlichen Sender erhalten Gebühren für eine ausgewogene und objektive Berichterstattung. Da die seit längerem unterbleibt, ist als Konsequenz letztlich die Abschaffung der Zwangsfinanzierung zu fordern.
Ich bin es leid für Propaganda und Unterhaltung auf niedrigem Niveau Zwangsgebühren zu entrichten, demnächst unentrinnbar als Familiengebühr.

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