SPIEGEL: Was hinter den Razzien bei Alice Schwarzer steckt

Alice Schwarzer hat sich gegenüber der Öffentlichkeit Anfang des Jahres erklärt. Aber neuesten Recherchen zufolge könnte das nur die halbe Wahrheit über ihre Steuerschulden gewesen sein.

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Wer wissen will, was der Stand in der Steuersache Schwarzer, Alice, ist, der kann zum Beispiel auf die Website der Feministin gehen. Dann weiß er zumindest schon mal, wie ihre Fans die Causa mit dem früheren Millionenversteck in der Schweiz sehen.

"Ich bin es langsam leid, die Anfeindungen gegen Sie zu lesen", schreibt einer im Gästebuch. Ein anderer ist "erschüttert. Nicht über Sie, sondern über die Berichterstattung der Medien bezüglich dieser Lappalie". Und der nächste gibt ihr den Tipp: "Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen". Von den 66 Einträgen, die etwas mit ihrem Steuerfall zu tun haben, sind 66 von Sympathie getragen, und dafür gibt es wohl nur zwei Erklärungen: Entweder hat keiner Alice Schwarzer etwas richtig Böses geschrieben. Oder sie hat ihre Krone gerichtet und alle Meinungen unterdrückt, die ihr nicht gefielen.

Mit diesen Absätzen beginnt in der SPIEGEL-Ausgabe von morgen ein zwei Seiten umfassender Artikel Jürgen Dahlkamps und Barbara Schmids über die aktuelle Misere der "Emma"-Chefin. Die interessanteste Info darin ist, dass die Steuerfahnder Schwarzers Selbstanzeige zum Anlass nahmen, um ihre Steuererklärungen der vergangenen Jahre genauer durchzugehen – wobei sie auf etliche Hinweise gestoßen sein sollen, die nichts mit dem Schweizer Steuervergehen zu tun hatten:

So belastende Hinweise, dass die Ermittler im Mai in einer großangelegten Aktion mehrere Objekte durchsuchten und mehrere Bankkonten überprüften. (...) Sie hatten, wie es in der Juristensprache heißt, zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür entdeckt, dass Schwarzer für die Jahre 2006 bis 2012 falsche Einkommensteuererklärungen abgegeben hatte und für 2010 bis 2012 auch falsche Umsatzsteuererklärungen. Dabei geht es diesmal nicht um Zinsen aus Geldanlagen wie in der Schweiz. Die Ermittler konzentrieren sich offenbar auf ihre Einnahmen, die sie als Selbständige erzielt hat. Im Visier der Fahnder könnten damit zum Beispiel die Honorare stehen, die Schwarzer mit ihren Büchern, Zeitungsartikeln oder Fernsehauftritten kassiert haben dürfte.

Wenn sich der Verdacht der Ermittlungsbeamten bewahrheitet, habe Deutschlands führende Feministin mit ihrer vieldiskutierter Erklärung im Februar ("Inzwischen ist alles legal ... Meine Steuern sind gezahlt" etc.) die Öffentlichkeit getäuscht. Und von "Fehlern" sprächen ohnehin nur Journalisten – während in der Sprache von Juristen Wörter wie "Ordnungswidrigkeiten" oder gar "Straftaten" fielen.

Zuerst erschienen auf genderama.blogspot.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Kolbe

Falls sich das Vermutete bewahrheiten sollte, bleibt nur zu sagen: „Hochmut kommt immer vor dem Fall."
Herrn Kachelmann (und nicht nur den) würd’s freuen.

Gravatar: Karin Weber

Es wäre schon echt krass, wenn die Frau zufällig die Einkünfte von der BLÖD-Zeitung als Gerüchtsreporterin im Fall "Kachelmann" nicht versteuert hätte. Tatsächlich scheint zudem zu sein, dass die Frau lügt, selbst wenn sie (in Form einer Selbstanzeige) die Wahrheit sagt.

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