Sozialdemokratie – Ein Roter Riese implodiert

Es ist ein scheinbares Paradoxon, dass einerseits ein umfassender Sieg des sozialdemokratischen Prinzips in allen wesentlichen deutschen Altparteien zu vermelden war und nun in fast ganz Europa ein rasanter Niedergang der sozialdemokratischen Mutterparteien offensichtlich ist. Angesichts dessen stellen sich mindestens zwei Fragen:

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Was ist eigentlich das sozialdemokratische Grundprinzip, also der Treibstoff dieses Politikmodells und worin besteht aktuell der Kern der sozialdemokratischen Krise?

„Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten“ - das riefen ursprünglich mal in der Weimarer Republik die kämpferischen Kommunisten den lauen Sozialdemokraten verächtlich hinterher, die sich gerade in unbequemer Regierungsverantwortung befanden.
Der alte Grundkonflikt der Arbeiterbewegung zwischen reformorientierten Sozialdemokraten und revolutionsorientierten Kommunisten (Marxisten) dürfte den meisten bekannt sein.
Die Kommunisten hielten sich ganz strikt an Marx und Lenins Lehre: Die Arbeiter müssen erst mal eine Revolution machen und dann eine Diktatur des Proletariats, besser gesagt, die Diktatur einer Einheitspartei aufbauen, um dann über Enteignungen (bei Marx nett als „Expropriation“ verklausuliert)  die Wirtschaft als sozialistisches Staatseigentum (daher kamen die volkseigenen Betriebe=VEB) übernehmen umso den Sozialismus aufzubauen. Als End-Paradies lockte dann der klassenlose Kommunismus, aber nur, wenn bereits genügend neue kommunistische Menschen mit einem höheren Bewusstsein zu diesem „heiligen“ Ziele umerzogen worden waren. Die Menschen und Naturgesetze erwiesen sich leider als zu primitiv für diese hehre Idee.
Die Sowjetunion, beginnend mit ihrem Führer Lenin, hat dieses Modell als erstes Land genauso vorgemacht. Das Ergebnis ist bekannt: Mindestens 20 Mio. Tote.
Die reformorientierte Sozialdemokratie trat dagegen lieber innerhalb bürgerlicher Demokratien zu Wahlen an.
Ja, ab 1871 war Deutschland bereits eine Demokratie, wenn auch mit einem konstitutionellen Monarchen als ersten Repräsentanten (interessanter Link dazu: https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/wie-demokratisch-das-kaiserreich-wirklich-war/ ).
Wenn Sozialdemokraten ganz demokratisch an die Macht kommen, dann lassen sie im Gegensatz zu den Kommunisten die Wirtschaft in Privatbesitz, melken diese Kuh aber ordentlich über satte Steuern und wie lange das so weiter geht, nun, das hängt letztlich von der Staatskunst der Sozialdemokraten ab, die Erwartung der Massen zu erfüllen aber die Kuh auch nicht allzu schlecht zu behandeln, so dass sie vor der Zeit stirbt oder wegrennt. Das End-Ziel wurde weiter Sozialismus genannt, zumindest solange das noch Stimmen brachte.
Der Treibstoff des sozialistischen Modells, besonders ab 1918 nach der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts mit seiner Steuergewichtung, also als neuem Prinzip „one man/woman – one vote“), war nun die Möglichkeit, mit Umverteilungsversprechen an die großen unterprivilegierte Schichten ganz demokratisch Wahlen zu gewinnen.
Es gab inzwischen genug arme Arbeiter, die die SPD dafür wählten und so konnte man sich blutige Revolutionen auch schenken.
Gerade im Marx-Jahr 2018 ist es nötig, zumindest für Europa nochmal klar auszusprechen: Die Kommunisten (Marxisten) sind hier spätestens1989 historisch grandios gescheitert und die langweiligen Sozialdemokraten haben letztlich in voller Breite gesiegt. Die SPD ist dabei die älteste größere deutsche Partei überhaupt (seit 1890, wenn man die Vorläufergründungen unter Ferdinand Lassalle und später Wilhelm Liebknecht dazu zählt, sogar seit 1863).
Alle anderen deutschen Parteien, von der ex-kommunistischen Linkspartei über die ex-völkisch-kommunistischen Grünen bis hin zur internationalliberalen FDP und der internationalsozialkonservativen CDU und CSU haben das Erfolgsmodell „sozialdemokratische Volkspartei“ inzwischen mehr oder weniger kopiert.
Am wenigsten sicher die FDP. Ihr Hauptthema ist die individuelle sozialliberale Freiheit. Das war der SPD als der Gängel- und Nanny-Partei immer eher unwichtig.
Letztlich ist es ist es eben einfach effektiver, statt eine DDR-Kommandowirtschaft mit Ministerien z.B. für Schwermaschinenbau oder Leichtindustrie etc., bzw. einen riesigen Spitzel- und Repressionsapparat betreiben zu müssen, funktionierende Privatbetriebe nur ordentlich abmelken zu müssen und diese Einnahmen dann darauf zu verwenden, große Bevölkerungsschichten mit sozialen Wohltaten ruhig zu stellen, bzw. einen aufgeblähten öffentlichen Dienst und öko-sozialen Dritten Sektor quer zu finanzieren.
Die Sozialdemokratie hat aber im Laufe ihrer Expansion in die anderen Parteien und ihre „Modernisierung“ auch Elemente des Internationalliberalismus und der christlichen Universalethik aufgenommen, die früher nur in der FDP oder CDU/CSU anzutreffen waren.
Das machte aus der ohnehin bereits internationalistischen SPD, genauso wie aus den anderen Altparteien (mit Abstrichen bei der Linkspartei) im Grunde all die gleichen global bzw. universalistisch denkenden sozialliberalen Parteien. Diese Altparteien sind alle pro EU und damit anti-(deutsch)national.
Das bedeutet, heute sind die „kleinen Leute“ der Sozialdemokraten, die „kleinen Leute“ ganz Europas und letztlich der ganzen Welt, mit der universalistischen Begründung, das ja auch die große Wirtschaft inzwischen international operiert.

Warum aber erlahmt dieses sozialdemokratische Perpetuum Mobile nach dem Gipfel seines überparteilichen Erfolges nun immer sichtbarer?
Am Logischsten erscheint dabei die folgende Regel: Wenn alle Nicht-SPD-Altparteien auch Sozialdemokraten sind und zusätzlich ihre alten Spezifikation für ihre Wählergruppe behalten, dann brauchen immer weniger Wähler diese zerstrittenen Original-Sozialdemokraten. Also die, ohne jegliche weitere Spezifikation. Bätschi!
Sozialdemokraten aller Couleur brauchen unterprivilegierte Wählerschichten so wie der Fisch das Wasser.
Eine Ironie der Geschichte: Mit dem politischen Erfolg der Sozialdemokratie entschwanden immer mehr dieser „kleinen Leute“ entweder nach oben ins Kleinbürgertum und wählten dann undankbarerweise Nicht-SPD-Spezial-Sozialdemokraten wie Grüne oder FDP bzw. sie wanderten andersherum aus der Arbeitswelt nach unten in die staatliche Daueralimentation ab, die aber auf Dauer leider auch keine befriedigten und dankbaren SPD-Wähler generiert.
Diese „Unterschicht“ (Kurt Beck) wählte wohl traditionell eher NPD, Linke oder neuerdings AfD, vor allen Dingen aber wählen sie wohl meist gar nicht.
Hoffnung macht man sich auf die Dankbarkeit all der neuen Zuwanderer. Die müssten dazu aber vorher erst noch still und leise irgendwie formal eingedeutscht werden um Wähler sein zu können, oder man öffnet das Wahlgesetz auch für Ausländer, wie die „Integrationsbeauftragte“ Frau Özoguz (SPD) das ja 2017 schon vorschlug.
Dagegen gibt es allerdings zu Recht heftigste Widerstände der letzten Reste der alten unterprivilegierten deutschen Wählerschichten.
Die brauchen dazu auch nicht zehn Semester Politikwissenschaft zu studieren um zu spüren, dass hier ihre direkte Konkurrenz um Wohlfahrt ins Land strömt.
Die von der Gesamt-Sozialdemokratie betriebene ungesteuerte Zuwanderung und Auflösung des Nationalstaates ist sicher der Hauptgrund für den herben Verlust dieses alten Wählerpotentials der SPD und, wenn auch geringer, auch bei der CDU.
Offensichtlich hat man damit gerechnet, dass dieses von SPD-Funktionären inzwischen nur noch zu sentimentalen Dekorationszwecken verwendete, ansonsten aber verachtete „Proll“-Volk den Betrug nicht so schnell mitkriegt. Aber selbstdenkende Arbeiter, wie z.B. Guido Reil (AfD), die von der SPD zur AfD wechseln, werden sicher noch mehr werden.

Ein weiteres Problem des sozialdemokratischen Politmodells: Der Zugriff des sozialdemokratischen Staates auf die Steuern von global operierenden Konzernen wird immer schwieriger und die Steuer-Erhöhungs-Möglichkeiten in der immobilen Mittelschicht sind leider auch begrenzt.
Dagegen kann selbst SPD-Steinbrücks „Kavallerie“ nichts ausrichten.
Ok, ein bisschen Unruhe konnte man zuletzt noch mit dem halblegalen Aufkauf von Schweizer-CD’s erzeugen.
Auch deshalb halten die sozialdemokratischen Parteien auch so an supranationalen Gebilden wie der EU fest, da sie hier die einzige Waffe zur Steuereintreibung aus global operierenden Konzernen sehen. Es lebe die große Sozialdemokratie europaweit und möglichst wasserdicht.

Die Sozialdemokratie ging spätestens seit den Tagen von Gerhard Schröder und seinem getreuen Finanzminister Hans Eichel eine Symbiose mit dem internationalen Finanzkapitalismus ein. Vorbild dafür war der New Labour-Erfolg von Toni Blair.
Von diesem Schneeballsystem ernährt sich der überschuldete sozialdemokratische Staat auch derzeit noch hauptsächlich.

Beim direkten Sympathie-Vergleichen mit den Beton-Kommunisten schnitten Sozialdemokraten bisher natürlich als die ruhigeren und smarteren Vertreter immer viel besser ab.
Ihre Gefährlichkeit wird so gern unterschätzt. Aber auch sie fahren auf längere Sicht Staaten gegen die Wand und das ganz ohne GULAG’s, Stasi-Knäste oder andere repressive Einrichtungen.
Wir erleben gerade im Zeitraffer, wie eine sozialdemokratische CDU-Kanzlerin unter dem Beifall all der anderen Altparteien die Nation Deutschland als Schutzraum seiner Bürger auflöst.
Anders als bei kommunistischen Regimen erfolgen die Eingriffe der sozialdemokratischen Regierungen dabei flexibel, chirurgisch und medienkonform, immer genau soviel, dass das Wohlfahrts-Volk nicht rebelliert. Vielleicht hat Frau Merkel ja eine geheime Regier-App dafür?
Die Kommunikation und Medienlenkung ist weit weniger eindeutig propagandistisch als früher z.B. in der DDR. Aber sie findet trotzdem statt und das Resultat in Form von allgemeinem Vertrauensverlust ist bereits spürbar.
Ein Blick in das sozialdemokratische Musterländle Schweden zeigt, wohin die Reise gehen kann, wenn Sozialdemokratie durch ein wohlstandsträges Volk nicht rechtzeitig gestoppt wird: https://bazonline.ch/ausland/europa/armes-dummes-schweden/story/29132484

Die aktuelle Implosion der SPD ist also nichts, was patriotische deutsche Bürger in irgendeiner Form ängstigen muss ganz im Gegenteil:
Das Alte und Morsche muss zusammenbrechen.
Der Spruch ist, wie sie sicher bemerkt haben, geklaut von Phillip Scheidemann (SPD).

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Ein roter Riese implodiert. Nein, das ist eine fehlerhafte Bezeichnung, denn die Schwindsucht greift bei den Roten immer mehr um sich und von ehemals stattlichen 42 kg oder Prozent sind sie abgemagert auf 16 kg und da können sie medizinisch betrachtet nur noch beten und hoffen, daß sie nicht der politische Tod ereilt, Ärzte würden in dieser Situation zum Patienten sagen, wir können da nicht mehr helfen.

Gravatar: Unmensch

Logisch: neue Umverteilungskunden global einladen während gleichzeitig die Umverteilungsquellen global entwischen, das geht sich nicht aus.

Gravatar: Hans von Atzigen

Scharfsinnige Analyse und Ausführungen.
Im Artikel wird es angesprochen, die unheilige ,,Allianz,,
von globalisiertem Kapital und linken Globalisierern.
Raubritterkapitalismus ergänzt durch ein linkes Weltbild,
sehr fatal, für die gesamte Menscheit, ergibt reinstes Arsen.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Sozialdemokratie – Ein Roter Riese implodiert“!

Um die Endzeit unserer Sonne als Versuch in die Praxis umzusetzen???https://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/frage-von-frauke-bruesemeister-was-passiert-wenn-die-sonne-explodiert_aid_303314.html

Ich sehe darin schon deshalb ein massives Risiko, weil dann noch immer die Gefahr besteht, dass der übrig bleibende „Weiße Zwerg“ von einem „Schwarzen Loch“ geschluckt wird, in dessen Innerem ihn eine deutsche Göttin begrüßt, die dann auch noch vorgibt christlich zu sein!!!

Gravatar: karlheinz gampe

Den Spruch hat der Sozi Scheidemann von Nietzsche geklaut (abgeleitet)

Wo Wachstum ist, da ist auch Blätter fallen. Wo Neues entsteht, muss Altes vergehn. ( Aus also sprach Zarathustra)

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