So eben noch geschafft?

Der belgische Medizin-Nobelpreisträger Christian de Duve hat sich per “Sterbehilfe” ins Jenseits befördern lassen, an welches er selber allerdings nicht glaubte:

Veröffentlicht:
von

 

 

”Ich habe vor dem Danach keine Angst, denn ich bin nicht gläubig”, sagte de Duve in dem bereits Anfang April geführten Gespräch mit der Zeitung. “Ich werde verschwinden, es wird nichts bleiben.” [Quelle.]

 

Möge der Herr ihm ein gnädiger Richter sein.

Mit 95 Jahren so eben noch dem natürlichen Tod von der Schippe gesprungen und den selbstbestimmten Tod gestorben, in Terminabsprache mit der ganzen Familie, heiter und frohgemut, so ging er dahin. Wie schön das doch klingt.

Die Wirklichkeit hingegen, die grausige Realität hinter der aufgebauten  Fassadenwirklichkeit, ist eine völlig andere. Im Zustand nihilistischer Hoffnungslosigkeit (s. Zitat oben) ergibt natürlich ein Lebensabschnitt, der von Krankheit, gar von Leiden  geprägt ist, keinen Sinn mehr. Dann muß man weg (wollen).
Die Grausamkeit, die hinter dieser Haltung  steckt, geht viel tiefer, denn wer als Christ auch in seiner letzten Lebensphase und vielleicht sogar im Leiden einen Sinn erkennen kann, wird nicht vorab gehen wollen. Doch der wachsende soziale Druck, den die nihilistische Suizidalität unserer depressiven Gesellschaft auf den Spuren so scheinbar fröhlich von dannen entschwebender de Duves und Co aufbaut, wird die Kranken, die Sterbenden und ihre Angehörigen, vielleicht sogar das medizinische Personal, am Ende nötigen genauso zu handeln oder sich mühsam und kraftraubend für ihre diesseitige Fortexistenz zu rechtfertigen. Wieviel Kraft man in einer Lebensphase der Krankheit und des Leidens noch für Selbstverteidigung hat, muß hier nicht diskutiert werden. Die Gesellschaft, die aufgefordert ist, den Schwachen (am Anfang und am Ende des Lebens) den nötigen Schutz zu garantieren, wird hierin, wenn es so weiter geht, grandios versagen.

Leben, so bekennen wir, ist uns von Gott geschenkt. Wir haben nicht das Recht, es selber wegzuwerfen. Schlimm genug, wenn einem psychisch kranken Menschen nicht schnell genug geholfen werden kann, die Suizidalität zu besiegen. Um wieviel schlimmer, wenn man eine alten, kranken Menschen noch darin bestärkt oder es zu einer (verlogenen) Form  von Freiheit aufbauscht, nach eigenem Gutdünken abtreten zu können, resp. sich abtreten zu lassen.

Nein, es ist keine Ausdruck von Freiheit, es ist kein Ausdruck von Fortschritt und es ist kein Ruhmesblatt für unsere Zeit und unsere Gesellschaft, Morbidität und Suizidalität auf einen heroischen Schirm heben zu wollen, statt alles denkbare und mögliche zu tun, auch in lebensmüden Menschen, gleich welchen Alters und welcher Morbidität, den natürlichen Lebenswillen wieder zu stärken. Und wenn die Stunde kommt, dann ist es Zeit zu gehen. Aber diese Stunde zu bestimmen ist nicht Recht und nicht Pflicht des Menschen. Und die Gesellschaft hat das schon gar nicht zu bestimmen.

Möge Christian de Duve in Frieden ruhen.
Doch möge sein Ableben nicht als Heldentat dargestellt werden, denn sie ist keine und sie wird nie eine sein.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang