Sind die Grünen-Wähler neoliberal?

Wie der Parteienforscher Franz Walter im SPIEGEL feststellte, sei der Vorbehalt gegen einen weiteren Ausbau des Sozialstaates bei keiner Wählergruppe so groß wie bei den Grünen. Selbst unter den FDP-Anhängern sei der Argwohn gegen zunehmende Sozialstaatlichkeit nicht so ausgeprägt wie bei den Wählern der Öko-Partei.

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Der Anteil von Skeptikern gegen einen staatlich begründeten Mindestlohn ist im Grünen-Anhang exakt so hoch wie im Lager der Union.

Zu großen Teilen repräsentieren die Grünen heute jenes Bildungsbürgertum, das früher bei der Union ihre politische Heimat fand. Die Mitglieder der Grünen haben das höchste Bildungsniveau von allen Schichten: 58% der Befragten hatten ein abgeschlossenes Studium aufzuweisen, weitere 22% Abitur, 14% Mittlere Reife und 7% einen Hauptschulabschluss.

Walter charakterisiert den durchschnittlichen Grünen-Wähler so: „Der Durchschnittsgrüne möchte es nicht mehr so radikal, so extrem. Er hält es jetzt wie diejenigen Bürger, die er vor 25 Jahren noch verächtlich als Spießer belächelt hat, lieber mit Maß und Mitte. Ganz bösartig ausgedrückt: Der gemeine Grüne ähnelt Helmut Kohl immer mehr. Jedenfalls will der durchschnittliche Wähler dieser Partei gar keinen grundlegenden ökologisch-sozialen Wechsel in der deutschen Gesellschaft.“

Damit gerät das ideologische Koordinatensystem der Bundesrepublik aus den Fugen. Das oft bemühte Feindbild "Neoliberalismus" dürfte sich für die Grünen immer weniger als Kampfbegriff eignen, schließlich ist ihr eigenes Klientel in wirtschaftspolitischen Fragen näher bei der CDU als bei der Linkspartei.

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