Sieben Jahre

Einen der besten Sprüche zum Thema Aberglaube, den ich mal irgendwo gelesen habe, ist „Man soll nicht abergläubisch sein, das bringt Unglück“.

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Und dennoch kann man sich vermutlich nicht ganz davon frei sprechen, bei bestimmten Themen doch mal näher hin zu sehen: War vielleicht doch Vollmond, als ich schlecht geträumt hatte? War das Datum, an dem mir so viel misslungen ist, vielleicht doch ein Freitag, der 13.? Und unter einer angelehnten Leiter zu laufen ist ja auch generell keine gute Idee …

Und so verhält es sich vielleicht ähnlich mit dem sogenannten „verflixten siebten Jahr“, in dem angeblich die meisten Ehen zerbrechen. Ich habe keine Ahnung, ob es dazu Statistiken gibt oder es sich nur um ein hartnäckiges Gerücht handelt, dass ausgerechnet in diesem Ehejahr die Konflikte ausbrechen und eskalieren, die ansonsten unter der Decke bleiben und danach keine Rolle mehr spielen.

Wie dem auch sei: Heute vor genau sieben Jahren standen meine Frau und ich, damals noch in Frankfurt und in einer evangelischen Kirche bei einer ökumenischen Hochzeit vor dem Traualtar! Ich kann dabei nicht sagen, dass das letzte, eben das siebte Ehejahr, kritischer gewesen wäre als die anderen – von Jahr zu Jahr schöner geworden sind sie in jedem Fall.

Standen wir zu Beginn der Ehe noch gleichzeitig am Beginn unseres Glaubenslebens, hat sich in der Zwischenzeit eine Menge getan: zwei Fehlgeburten bei gleichzeitiger Diagnose der Ärzte, dass wir eigentlich keine Kinder bekommen können, dann die Geburt unseres Sohnes vor dreieinhalb Jahren, die Geburt unserer Tochter vor gut anderthalb Jahren, sicher gab es auch traurige Ereignisse wie den Tod der Mutter meiner Frau, auch andere Todesfälle, die mit zunehmenden Alter eben auftreten, kleinere bis größere Krankheiten – Gott sei Dank bislang nichts lebensbedrohliches.

Und eben der gemeinsame Weg in und „durch“ den Glauben: in unserem Umfeld sehen wir viele Menschen, die nicht die Gnade hatten, diesen Weg gemeinsam zu gehen, bei der der eine oder andere ein intensives Glaubensleben führt, mit dem der andere nichts anfangen kann, was immer auch mal wieder Grund für Spannungen darstellt. Wir durften diesen Weg zusammen gehen, mit allen Zweifeln, in allen weltlichen Widerständen – vielleicht mal der eine ein bisschen voran, dann wieder der andere – aber nicht ohne den anderen an der nächsten Weggabelung wieder mit zu nehmen.

Man kann sich vorstellen, dass ich geneigt bin, diesen Beitrag zu einer Lobhudelei auf meine Frau zu machen – da das die meisten der Leser aber nur bedingt interessieren wird, will ich mich auf das Notwendigste beschränken. Es tut mir in gewisser Weise einfach auch für alle anderen Männer leid, aber ich habe eben die beste Frau geheiratet, die es gibt. Etwas nüchterner betrachtet: Gott hat uns beide zusammengeführt und mir damit die am besten zu mir passende Frau geschenkt, auch wenn sich unser Leben in der Zwischenzeit, weg von den Party-Double-Income-No-Kids-Golfspielern hin zu einer kleinen, von manchen außerhalb womöglich als spießig betrachteten Familie, gewandelt hat. Auch dabei könnte man sich theoretisch „auseinanderleben“, wie es heute oft heißt und was ich gar nicht bewerten will.

Meine Frau hat jedenfalls alle Lebenswinkelzüge, die sich so in den sieben Jahren (und schon ein paar Jahre vorher) ergeben haben, mit gemacht, ist meine treue Begleiterin in allen Lebenslagen, eine grandiose Mutter für unsere Kinder und – ganz nebenbei – bestimmt auch der größte Fan dieses Blogs. Ich selbst kann nur hoffen, dass sie nicht wesentlich schlechter von mir denkt als ich von ihr und beten, dass ich ihr ein so guter Ehemann sein kann, wie ich es sein sollte.

Es gibt Ehen, die zerbrechen schon nach kurzer Zeit, es gibt Ehen, die scheitern nach vielen Jahren – möglicherweise gibt es eine Menge Ehen, die im siebten Jahr scheitern. Und es gibt die vielen, vielen Ehen, die halten ein Leben lang. Wir kennen in unserer Familie und im Freundeskreis Beispiele für beides, und es liegt mir fern, über einen der Betroffenen den Stab zu brechen. Es wäre aber hier nicht der PAPSTTREUEBLOG, wenn ich nicht darauf hinwiese, dass ein wesentlicher Bestandteil unserer Ehe Gott ist, der seine schützende Hand über uns hält und uns stärkt in den Situationen, in denen andere Ehen vielleicht scheitern.

Es ist also nicht nur die Zeit, meine Frau über den grünen Klee zu loben und ihr mal wieder zu danken, dass sie es schon so lange mit mir aushält, es ist auch die Zeit, Gott zu danken, dass er uns stärkt, uns so reich – nicht zuletzt mit unseren beiden Kleinen – beschenkt, und uns durch die letzten sieben Jahre und auch schon vorher (von uns nur nicht so bemerkt) begleitet hat. Und es ist die Zeit, ihn zu bitten, auch weiter Partner in unserer Ehe zu bleiben, die sicher noch den einen oder anderen Sturm wird bestehen müssen. Wir vertrauen auf den Herrn – und auch wenn wir noch keine jahrzehntelange Ehe vorweisen können, können wir den Weg mit Gott nur empfehlen für eine gelungene Ehe!

Und zuletzt, wo wir gerade unter uns sind, noch ein Wort an meine Frau: Ich liebe Dich jeden Tag mehr und würde Dich vom Fleck weg jederzeit wieder heiraten – wenn ich könnte, würde ich es schon früher getan haben!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Tomasso

Danke für den schönen Beitrag! Ich freue mich immer, von Ihrer Wertschätzung für Ihre Frau zu lesen. Die Empfehlung einer Ehe unter Gottes Schutz und Leitung kann ich auch nur unterstützen. Ohne Ihn wäre meine Ehe wahrscheinlich schon kaputtgegangen (obwohl wie erst drei Jahre verheiratet sind) oder vielleicht gar nicht erst zustande gekommen, weil meine Frau unter eine chronischen Krankheit mit chronischen Schmerzen leidet. Trotzdem schenkt Er uns viel Freude aneinander und mit unseren zwei süßen Kindern.

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