Sie zeigen uns ein Zerrbild der Wirklichkeit

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Das "kleine alltägliche Glück" findet im deutschen Fernsehen nur noch selten statt. Die Mattscheibe wird dominiert von durchgeknallten Problemkindern, "peinlichen Eltern" und beziehungsunfähigen Helden.

In Deutschland leben fast 20 Millionen verheiratete Paare, mehr als acht Millionen ziehen minderjährige Kinder groß. Die auf Dauer, möglichst für ein ganzes Leben, geschlossene Ehe ist bis heute ein großes Erfolgsmodell. Jede Jugendstudie zeigt, dass dies wohl so bleiben wird. Obwohl jährlich in Deutschland circa 180 000 Ehen scheitern, oftmals mit Kindern als Leidtragenden, sagen laut Shell-Studie 76 Prozent der befragten Jugendlichen, dass Familie zum persönlichen Glück gehört. 69 Prozent der Jungs und 73 Prozent der Mädchen möchten selbst eine gründen...

So viel Romantik, Glück und Hoffnung, man fragt sich unwillkürlich, warum davon nichts im deutschen Fernsehen ankommt. Ich will gar nicht auf die "strengsten" oder "peinlichsten" Eltern zu sprechen kommen, die uns von privaten Sendern zugemutet werden. Das ist derart unterste Schublade, dass man wohl jede Lust auf Ehe und Kinder verliert, wenn man nur lange genug zuschaut. Doch auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten zeigen oft einen Alltag, der mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat.

 

Ist Ihnen aufgefallen, dass es keinen einzigen "Tatort"-Kommissar in der ARD mehr gibt, der glücklich verheiratet oder überhaupt verheiratet ist? Keinen! Moment, Freddy Schenk aus Köln könnte eventuell noch verheiratet sein, zumindest hat er eine Tochter. Und dauernd Familienstress. Ob seine Ehe noch hält? Wir wissen es nicht genau.

Kommissar Bootz aus Stuttgart ist noch verheiratet, aber seine Frau verlässt ihn gerade wegen eines anderen Mannes. Der ganze Rest, all die Lürsens ("bekennende Rabenmutter" laut ARD-Homepage), Starks, Ballaufs, Batics und Rechtsmediziner Boerne – gescheiterte Figuren, beziehungsunfähig, beziehungsunwillig, im schlimmsten Fall kaputt. Frau Furtwängler als LKA-Ermittlerin Lindholm ist alleinerziehend, Kind von einem One-Night-Stand mit einem Spanier, der nichts vom Buben weiß. In Leipzig ermitteln direkt zwei geschiedene "Tatort-Kommissare". Und so weiter.

 

 

Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich scheitern Ehen, und ja, es gibt auch viele Menschen, die weder Ehe noch Kinder wollen. Völlig legitim, dies ist ein freies Land. Aber in der erfolgreichsten und beliebtesten Krimireihe des deutschen Fernsehens gibt es unter gut zwei Dutzend Ermittler erkennbar nicht einen einzigen Menschen, der einfach in einer bürgerlichen Ehe mit Kindern lebt und glücklich ist.

Ein Kommissar, der morgens von seinem Kollegen beim Familienfrühstück abgeholt wird und nicht aus einer Kneipe, einem Puff oder von der Couch im Büro – das wäre mal wieder schön.

 

Beitrag erschien zuerst auf: rp-online.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: klaro

Was hat Evolution mit Meinungs- und Gestaltungsdiktatur zu tun?

Gravatar: Freigeist

Was doch für Endzeit- Befürchtungen aufkeimen über die Normalo-Familie. Die wird es noch lange geben, weil es Evolution gibt. Kein Sorge, die Normalo-Familie wird bestehen bleiben.
Sämtliche Ängste sind Übertreibungen von Leuten, die zu Endzeit-Stimmungen neigen. Die Familie wird bleiben.

Gravatar: Ursula Prasuhn

Die Fernsehzuschauer finden anscheinend das besonders spannend, was in Unordnung geraten und zumindest ein wenig morbide ist. Das verspricht gute Einschaltquoten.
Warten Sie mal ab, Herr Kelle, wie die „Tatort“-Kommissare in wenigen Jahrzehnten aussehen. Bis dahin ist es den Gender-Medien und der Gender-Politik vielleicht gelungen, die Normalfamilien von heute zu seltenen Exemplaren von morgen zu machen. Dann gelten jene Kommissare als interessante Exoten, die ein Zuhause mit Familie haben.
Noch exotischer wird’s, wenn die Angetraute dann auch noch glückliche Hausfrau ist und die Kinder gerne selbst erzieht.
Das könnte sogar Stoff für einen „Tatort“ sein, in dem der Kommissar gemeinsam mit Frau gegen den Rest der Welt kämpft, um das Familienglück gegen Unverständnis, Ächtung und Angriffe zu verteidigen.
Wer weiß, vielleicht wäre ein Science-Fiction-Film dieser Art schon heute ein Erfolg.

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