Sich wehren lohnt sich!

Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt! Mit diesem holprigen Spruch haben wir uns zu DDR- Zeiten immer wieder mal Mut gemacht. Warum sollte das in der Demokratie anders sein?

Veröffentlicht:
von

Eine offene Gesellschaft ist nicht etwas ein für allemal Gegebenes, sondern sie muss jeden Tag verteidigt werden, gegen ihre Feinde und vor allem ihre falschen Freunde.

Es sage keiner, das sei aussichtslos, oder das Establishment, bzw. was dafür gehalten wird, mache eh, was es wolle.

Vorgestern habe ich auf der Achse über meine Ausladung als Eröffnungsrednerin der „Tage für Demokratie und Toleranz“ in Zwickau berichtet.

Womit ich nicht gerechnet habe und wofür ich allen Freunden ganz herzlich danke, ist die überwältigende Unterstützung, die ich erfahren habe.

Innerhalb eines Tages gingen beim Veranstalter über 250 Protestmails ein, die sich für mich einsetzten.

Das hat einiges bewirkt: Die Eröffnungsveranstaltung fand zwar ohne mich statt, aber, wie die Freie Presse berichten musste, war ich allgegenwärtig.

Mein offener Brief wurde an die Teilnehmer verteilt, von Menschen, die ich vorher nicht gekannt habe. Der Bündnisbeirat musste sich zahlreichen Fragen des Publikums stellen.

Am interessantesten fand ich die Reaktion vom Sprecher der Grass Lifter, deren Denunziation zu meiner panikartigen Ausladung geführt hat. Er diktierte der anwesenden Presse in den Block, dass er meine Ausladung nicht gewollt hätte, schob also mutig die Verantwortung für das Debakel von sich.

Im Brief der Grass Lifter hatte sich das freilich ganz anders angehört und nach meiner Ausladung haben sie den Beirat für seine „gute Entscheidung“ auf ihrer Homepage gelobt.

Die Oberbürgermeisterin von der SPD , Frau Dr. Findeiß, will sich nun dafür stark machen, dass ich an eine Zwickauer Schule eingeladen werde.

In einem Zeitungskommentar wird das Demokratiebündnis aufgefordert, sich zu reformieren.

Das Beste von allen: Der Oberstufenberater einer Schule hat den geplanten Besuch einer Schulkasse bei einer Veranstaltung der Demokratietage abgesagt, mit der Begründung, ein Bündnis, das sich einen solchen Eklat leiste, könne er seinen Schülern nicht zumuten.

Erfolg auf der ganzen Linie? Nicht ganz. Der Bündnisbeirat, der mich ausgeladen hat, schweigt. Er hat nicht den Mut, mit mir zu sprechen und lässt durch einen Sprecher verlauten, er sähe keinen Grund, die Ausladung rückgängig zu machen, oder sich wenigstens bei mir zu entschuldigen. Das werde ich nicht hinnehmen.

Wer den Anspruch erhebt, seine Mitmenschen über Demokratie und Toleranz zu belehren, hat zumindest die demokratischen Formen zu wahren. Dazu gehört, dass man sich bei einer Rednerin, die man aus gutem Grund eingeladen, dann aber aus nichtigem Anlass mit einer Ausladung öffentlich desavouiert hat, entschuldigt und sie damit rehabilitiert.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: MAX

" DEMOKRATIE und TOLERANZ " nicht in ZWICKAU
hier heisst es " LINKE DIKTATUR und LINKE INTOLERANZ ".
Es lebe die DDR 2.
Frau Lengsfeld kämpfen sie weiter und gehen Sie gegen diese
GRASS-LIFTER VERBRECHER vor.

Gravatar: Heinz

Da kann ich noch den (teilweisen) Übergang zur Planwirtschaft hinzufügen. Ja, es ist schon schlimm noch einmal den gleichen Film zu sehen. Und nur wenige Leute merken es!

Gravatar: Ulrike

Zustimmung!!

Gravatar: Dr. Bruno Köhler

Die Bürger in der BRD müssen sich heute schon so verhalten, wie die Bürger in der DDR. Ich denke, das sagt eigentlich alles. Vielleicht sollte die Politik - auch die CDU - doch mal reflektieren, wie viel SED mittlerweile in der Politik der Bundesregierung nach 10 Jahren Führung durch eine ehemalige FDJ-Sekretärin steckt. Sontan fallen mir z.B. die zunehmende Verstaatlichung der Kindererziehung oder die Auffassung der Herrschenden, ihre Politik sei "alternativlos" oder die zunehmende bürgerfeindliche Selbstgefälligkeit der Minister/innen (z.B. Schwesig) .

Gravatar: Klartexter

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt! Wer sich in der BRD-Gesellschaft wehrt, hat entweder das nötige Geld dazu oder nichts mehr zu verlieren. Denn, wer sich gegen System wehrt oder sich einer anderen politisch nicht korrekten Meinung angeschlossen hat, selbst wenn es die mehrheitliche Meinung der deutschstämmigen Bevölkerung ist, hat mit Nachteilen, Sanktionen, Diffamierung, gesellschaftlicher Ausgrenzung oder wie im Fall Lengsfeld, mit Denunziation zu rechnen. Wo ist der Unterschied zwischen der angeblichen Diktatur in der DDR und der angeblich freiheitlich demokratischen Grundordnung. Den sehe ich nicht. Der Verrat an der Demokratie beginnt mit dem Wort „Grundordnung“. Eine Grundordnung ist nicht Ordnung, ist nichts aufgeräumtes, ist nichts Ordentliches. Es ist eben nur BRD, also da, wo täglich mehr und mehr Unordnung in vielfältiger Form und Personen einzieht. Man könnte es auch als Selbstaufgabe bezeichnen oder für die ganz Guten als Toleranz.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang