Schach als Modell für Wettbewerb und Qualifikation?

Im Schach kann bessere Qualifikation objektiv nachgewiesen werden.

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Menschen sollten einzig und alleine nach ihren individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen beurteilt und eingestellt werden. Eine Arbeitsstelle sollte diejenige Person erhalten, die für diese Stelle am besten qualifiziert ist, und zwar unabhängig von ihrer Gruppenzugehörigkeit, also unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe usw. So lautet das Prinzip der besseren individuellen Qualifikation. In der Praxis wird gegen dieses Prinzip aus verschiednen Gründen immer wieder verstoßen. Bei vielen Einstellungen ist es darüber hinaus nicht einfach, Qualifikationen zu messen oder festzustellen, wer besser qualifziert ist bzw. wer der Bestqualifizierte ist.

Es gibt einen Bereich, in dem man objektiv feststellen kann, wer besser qualifiziert ist: das Schachspiel. Man kann zunächst im direkten Vergleich feststellen, wer besser ist, indem man gegeneinander spielt. Im professionellen Schachspiel gibt es eine Rangordnung nach den sog. ELO-Punkten, die man für gewonnene Spiele erhält. Die Gesamtzahl dieser Punkte, die ELO-Zahl, entscheidet darüber, welchen Platz der Spieler in der Rangordnung einnimmt. Hier kann man sich über das Verfahren genauer informieren: de.wikipedia.org/wiki/Elo-Zahl

Natürlich weiß ich, dass es schwer bis unmöglich ist, dieses Modell des Wettbewerbs auf die Praxis der Stellenvergabe in anderen Bereichen, z.B. in der Wirtschaft oder in der Wissenschaft, zu übertragen. Einstellungsverfahren sind keine Wettbewerbsspiele, bei denen die Kontrahenten ihre Kräfte von Angesicht zu Angesicht messen können. Aber man sollte sich wenigstens darüber Gedanken machen, wie man einzelne Wettbewerbselemente aus dem Schach in Einstellungsverfahren implementieren kann. Ein direkter Vergleich zwischen Bewerbern bezüglich bestimmter Qualifikationen sollte verstärkt gezogen werden. Und auch Punktesysteme sind bei Einstellungsverfahren keine Seltenheit mehr, obwohl sie über bestimmte Qualifikationen nicht viel aussagen können.

Und abschließend noch eine Frage an die Befürworter von Quoten: In der genannten Rangordnung befinden sich in den „oberen Etagen“ fast auschließlich Männer. Frauen sind dort unterrepräsentiert. Das hat aber mit Diskriminierung von Frauen nichts zu tun. Frauen können mitspielen und – falls sie die anderen Spieler schlagen – in der Rangordnung aufsteigen. Wäre es sinnvoll, im professionellen Schachspiel eine Frauenquote einzuführen?

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Adorján F. Kovács

Das Schachspiel ist ein gutes Beispiel. Es wird gemeinhin als SPORT verstanden. Daher unterliegt es der Trennung in Männer- und Frauenschach. Es wäre ja auch unfair, beim Tennis eine gemeinsame Rangliste aufzustellen. Nun ist Schach kein physisches, sondern ein geistiges Spiel. Geistig werden aber Männer und Frauen für gleichwertig gehalten. Man könnte jetzt gehässig fragen, warum Frauen in der gemeinsamen Rangliste des Schachspiels so weit hinten rangieren. Soziologen und Psychologen werden da schon Erklärungen bereit haben. Das Faktum bleibt aber, und es ist ja auch nicht schlimm. Schlimm ist nur, dass von offizieller politischer Seite aus Frauen zu besseren Männern gemacht und Männer weiblicher werden sollen.

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