Schauen wir uns doch abschließend einmal einen jener „mittleren Einkommensbezieher“ an, der mit Sicherheit nicht zu den Reichen gehört und deshalb nur relativ wenig an Steuern und Abgaben zu leisten hat?
Mechatroniker in einer VW-Werkstatt (Vorarbeiter)
Gehalt: 3.500,00 € (brutto)
+ Sozialabgaben des Betriebes: 525,00 € (15 %)
Gesamtaufwand des Betriebes: 4.125,00 €
Netto: 2.100,00 € (Verh.; 1 Kind) = 60 % vom brutto
Aber auch: NUR 51 % von dem, was er dem Betrieb kostet (4.125 €)
Pro Stunde verdient der Mann:
Bruttostundenlohn: 22,44 € (bei 156 Monatsstunden)
Nettostundenlohn: 13,46 €
Soweit ein wenig überraschendes Ergebnis: das wir mehr als die Hälfte des Jahres für den Staat und erst ab Mitte Juli eines jeden Jahres für uns selbst und unsere Familien arbeiten, ist hinreichend bekannt – scheint aber niemanden weiter zu stören?
Es kursieren im Internet entsprechende Kalender, in denen sich ein jeder anschauen kann, ab welchem Tag des Jahres er endlich für sich selbst arbeitet.
Und dann ist die Brutto-Netto-Rechnung in den meisten Fällen schon zu Ende.
Ist sie das tatsächlich? Kann unser Mechatroniker tatsächlich nun die 2.100 € für sich und seine Familie ausgeben?
„Im Prinzip schon“; würde Radio Eriwan diplomatisch antworten; „aber ….!“
Aber: in Wirklichkeit sind hier die „indirekten Steuern“ noch nicht berücksichtigt.
Als dickster Posten dabei: Die Mehrwertsteuer von 19 % (ca. 1/5 des Preises)
Kauft die Familie für den Lohn ausschließlich Lebensmittel und Bücher, so kommt es mit der ermäßigten Satz von nur 7 % aus.
Hat das Ehepaar allerdings einen längeren Fahrweg zur Arbeit und muss jede Woche tanken, so sind sie an der Tankstelle jedes Mal mit 120 bis 130 % Steuern dabei.
Mineralölsteuer plus Ökosteuer plus Aufpreis für 5 bis 7 % Biokraftstoff – auf das Ganze obendrauf auch noch die Mehrwertsteuer; da kommt einiges zusammen.
Ähnlich teuer wird es, wenn jemand in der Familie raucht (Tabaksteuer), gern mal ein Gläschen Wein, Sekt oder Bier trinkt oder lecker essen gehen will – vielleicht sogar noch in einem guten Restaurant (Schaumweinsteuer; Biersteuer; Brandweinsteuer, Vergnügungssteuer etc).
Als Faustregel kann hier gelten: wer sich mal ab und zu mal etwas Gutes gönnt und auf ein Auto angewiesen ist, der zahlt unverhältnismäßig mehr indirekte Steuern als ein asketisch lebender Mensch.
Gute Zeiten für den nichtrauchenden, nichttrinkenden Müsliesser, der jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann – schlechte Zeiten für alle Anderen!
Schlechte Karten eher für unseren Mechatroniker!
Kommentare zum Artikel
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Sicher, die Leute verdienen viel zu viel - besonders die im Osten. Dafür sollte man lieber noch ein paar mehr Projekte wie BER, Elbphilharmonie und Stuttgard 21 finanzieren und nicht so genau hinschauen, wenn es ein paar Milliarden mehr kostet.
Kindergeld bekommt unser Mechatroniker nicht? Keine Freibeträge bei der Einkommenssteuer? Sind Frau und Kind nicht mitversichert?
Das sind doch Summen, die man schön versaufen kann?
Da die Schläuche von F.rädern auch nicht mehr lange halten zahlt man auch da einiges-
Alte Schläuche sollen viel länger halten-sogar 80 Jahre alte sollen noch voll Intakt sein.Soviel zur "Verbesserung".
Sehr geehrter Herr Hentschel,
seit einiger Zeit verfolge ich nun Ihre Beitrage - mit zunehmendem Interesse. Ihr heutiges Beispiel gefällt mir besonders gut, daher nun doch ein paar Anmerkungen.
Unser Mechatroniker ist ein beneidenswerter Mensch, steht ihm doch eine Summe Geldes zur Verfügung, welche seine Bedürfnisse mehr als decken sollte. Selbstverständlich ist die Abgabenlast zu berücksichtigen und vieles davon auch zu hinterfragen. Unser Vorabeiter kann jedoch auch in der Sicherheit leben, dass er im Falle der Arbeitslosigkeit mindestens ein Jahr Bezüge in einer Größenordnung erhält, die vielen Arbeitnehmer nicht mal al Brutto zur Verfügung steht. Seine Krankenkasse bezahlt auch eine Krebsterapie und ein Teil seiner Steuern werden dafür genutzt, dass in Dland überhaupt erst VW´s gebaut werden können.
Kritik ist wichtig - sicher. Wir sollten jedoch morgens erst mal mit dem Gedanken aufwachen: "Geht´s uns gut" und dies mindestens dreimal wiederholen