Respekt - Über die Kunst der Rücksichtnahme

Respekt ist das „soziale Schmiermittel der Gesellschaft“.

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Respekt ist das „soziale Schmiermittel der Gesellschaft“. Diese Ansicht vertritt Niels van Quaquebeke, der zurzeit als Associate Professor an der Kühne Logistics University tätig ist. Gemeinsam mit dem Kommunikations- und Marketingexperten Sebastian Zenker hat er herausgearbeitet, wie wichtig der Respekt in einem Unternehmen ist. Mitarbeiter, die von einer Führungskraft respektiert werden und dieser wiederum ebenfalls Respekt entgegenbringen, folgen ihr leichter, die Identifikation mit der Führungskraft nimmt zu, das Vertrauensverhältnis zur Firma sowie die Motivation steigen. Auch ein Sinken der Kündigungsrate ist eng an den Faktor Respekt gekoppelt.

 

Manager, die Respekt zeigen, handeln nicht aus reinem „Gutmenschentum“. Respektvolle Führung – so die beiden Forscher – macht sich vor allem in harten Zeiten bezahlt und zwar beim Krankenstand, der Fluktuationsrate und insbesondere der Arbeitszufriedenheit. „Hier zeigen unsere Studien deutlich, dass das Bedürfnis, respektvoll geführt zu werden, einen stärkeren Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat als beispielsweise die Entlohnung oder Karrierechancen. Auch lassen Mitarbeiter, die sich respektvoll behandelt fühlen, leichter den Einfluss von ihrer Führungskraft zu als andere. Führungskräfte tun also gut daran, diesen Gedanken aufzunehmen und ernst zu nehmen“, so die beiden Mitglieder der RespectResearchGroup an der Universität Hamburg.

 

Die drei Grundregeln der respektvollen Führung lauten wie folgt:

 

-          Die Autonomie der Mitarbeiter fördern und sie selbständig arbeiten lassen.

-          Gute Arbeit von Mitarbeitern nicht als die eigene ausgeben.

-          Mitarbeitern das Gefühl geben, sie seien kompetent und ihre Ideen wichtig.

 

Wulf Lotter nimmt diese Gedanken in dem Themenheft „Respekt! Es ist Zeit.“ der Zeitschrift Brandeins auf. Kerle wie Joschka Fischer, so Lotter, hätten die Respektlosigkeit quasi zum politischen Programm erklärt: „Die Respektlosigkeit war offiziell im Amt“. Das Wort Respekt sei sozusagen ziemlich auf den Hund gekommen. Respekt heiße Rücksicht, und zwar Rücksicht aufeinander. „Was heute aber, auf Bahnsteigen, in Büros, in Familien gefordert wird, ist etwas ganz anderes: Nehmt Rücksicht auf mich!“, so der Brandeins-Autor. Und auch die Jungs in einer x-beliebigen deutschen S- oder U-Bahn-Station, die „Ey Alter, mehr Respekt“ sagen, haben den Sinn des Wortes nicht ganz verstanden.

 

In jüngster Zeit zeigte sich beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel sehr respektlos gegenüber der akademischen Welt, als sie den „respektlosen Diebstahl geistigen Eigentums“ durch Karl-Theodor zu Guttenberg mit dem Satz kommentierte. „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten berufen“.

 

„Dem politischen Alphatier, ehemaligen Taxifahrer und Straßenkämpfer Joschka Fischer hat man die Respektlosigkeit vielleicht noch verziehen, weil sie mit seiner Vita zusammenzupassen schien. Fischer kam sozusagen von ganz unten und musste sich den Respekt erst noch verdienen, indem er mit Turnschuhen oder mit denkwürdigen Sätzen wie ‚Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch’ für Aufsehen sorgte und sich besonders respektlos verhielt. Frau Dr. Merkel als Physikerin hat man diese Respektlosigkeit gegenüber der akademischen Welt im Verlauf der Guttenberg-Affäre jedoch übel genommen. Es wirkte geradezu grotesk, dass eine Naturwissenschaftlerin sich respektlose Bemerkungen über die universitäre Welt leistete, nur um den Kopf eines Ministers zu retten, der des Plagiats überführt wurde“, so der Personalexperte Michael Zondler vom Sindelfinger Unternehmen Centomo.

 

„Als Personalberater kann ich bestätigen, dass sich eine respektvolle Unternehmenskultur in der Wirtschaft langfristig auszahlt. Derjenige hat die Nase vorn, der seine Anerkennung für die Leistung seiner Mitarbeiter nicht nur über den Lohnzettel dokumentiert. Wir sehen es auch im Fußball: Trainer wie Joachim Löw, Jupp Heynckes oder Jürgen Klopp sind nicht nur deshalb erfolgreich, weil sie so nette Kerle oder begnadete Fußballlehrer sind. Sie sind bei ihren Jungs anerkannt, weil sie Respekt zeigen. Dies führt zu mehr Motivation und mehr Leistung. Trainer wie Felix Magath, denen es augenscheinlich an ein wenig Demut mangelt und die meinen, sie könnten den Erfolg erzwingen, ohne die einzelnen Spieler auch als Individuen in ihrer spezifischen Eigenart zu akzeptieren, sind zumindest in der abgelaufenen Fußball-Bundesligasaison ziemlich gegen die Wand gefahren“, sagt Zondler.

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