Rentenpolitik aus dem Tollhaus

Pressemeldung des Verbands Familienarbeit

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Rentenpolitik aus dem Tollhaus

Die aufgrund des 2004 eingeführten „Nachhaltigkeitsfaktors“ künftig sinkenden Renten sind wieder aktuelles Thema. Es wird die drohende Altersarmut, die vor allem weiblich sei, beklagt.

Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands Familienarbeit e.V., Dr. Johannes Resch, dazu: “Von allen Bundestagsparteien sind heute Konzepte zu hören, die eigentlich nach Schilda gehören. So sollen Eltern, besonders Mütter, noch mehr voll erwerbstätig werden. Aber je mehr Eltern zu voller Erwerbstätigkeit gedrängt werden, desto weniger Kinder werden sie bekommen und desto brüchiger wird dann unser Rentensystem. Ebenso könnte auch den Bauern empfohlen werden, sie sollten ihre Saatkartoffeln essen, um satt zu werden. Nachhaltigkeit sieht anders aus.“

Resch weiter:“ Die Minderbewertung der elterlichen Erziehungsarbeit bei Überbewertung der Erwerbsarbeit ist eine Erfindung des Marxismus*, wurde aber durch die Rentenreform 1957 von der konservativen Adenauer-Regierung in Gesetzesform gegossen. Heute wird diese Erwerbsideologie vor allem von der neoliberalen Profitgier weniger Kapitalbesitzer gespeist. So besteht zur Zeit eine unheilige Allianz von marxistischem, konservativem und neoliberalem Denken zum Nachteil von Eltern und Kindern. Alle drei Denktraditionen wurzeln im überheblichen Denken von Männern, die die überwiegend von Frauen geleistete Erziehungsarbeit gering schätzen. Ein Gleichberechtigung von Eltern und besonders von Müttern wird erst möglich werden, wenn die elterliche Erziehungsarbeit der herkömmlichen Erwerbsarbeit gleichgestellt wird. Auch unser Rentensystem kann nur so wieder stabilisiert werden. Schließlich ist die Erziehungsarbeit der Eltern von heute der einzige echte Beitrag für die gesetzlichen Renten ihrer Generation. Denn: Die von den heute Erwerbstätigen eingezahlten Gelder werden im Umlageverfahren direkt an die heutigen Rentner ausbezahlt. Angespart wird nichts. Auch Alterssicherung durch Steuern muss von der nachwachsenden Generation bezahlt werden“.

Fazit: Eine „große Rentenreform“ kann nur bedeuten: Gleichstellung von elterlicher Erziehungsarbeit mit herkömmlicher Erwerbsarbeit bei Lohn und Rentenanspruch. Auch Erwerbstätige ohne Kinder sollten sich an der Finanzierung ihrer eigenen Rente beteiligen. Beim heutigen Recht müsste ein Elternteil 9 Kinder erziehen, um eine Rente in Höhe der Grundsicherung zu „erwerben“, wobei aber im Gegensatz zur Erwerbsarbeit nicht einmal ein Lohn gezahlt wird.

* Marx, Engels, Werke (MEW), Band 4, S. 373, Nr. 8: „Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblicke an, wo sie der ersten mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten. Erziehung und Fabrikation zusammen.”

Link zur Pressemeldung: http://familienarbeit-heute.de/?p=4485

Beitrag zuerst erschienen auf familiengerechtigkeit-rv.info

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ludwig Bergmann

Ohne Kinder gibt es keine Rente (und keine Pension).
Deshalb müssen die Rentenversicherungsbeiträge für Arbeit und Kosten bei Kindern gezahlt werden - durch Entgelt für Arbeitsbereitschaft bei kleinen Kindern fällt die Gefahr der "Bevölkerungsexplosion" weg.

Die (laufenden) Renten sind aus der Mehrwertsteuer zu finanzieren - als gerechte Gegenleistung für die vorher empfangene Versorgung der Kindheit

Frauen sind dadurch auch als Mütter wirtschaftlich selbständig - Vätern wird die entsprechende Unterhaltspflicht erspart - es gibt keine Kinderarmut mehr - Abtreibungen aus finanziellen Gründen fallen weg - soziale Gegensätze werden abgebaut - Heirat aus finanziellen Gründen wird unnötig - Gründe für Versorgung von Kindern für Eltern und Eltern für Kinder werden abgebaut - Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern werden reduziert - Ballungsgebiete werden entlastet - Problemgebiete werden gefördert.

Elbe

Gravatar: Anne R.

Marxisten und der Neoliberalismus nach Adam Smith, beiden galt und gilt bis heute Familienarbeit als unproduktiv.
Insofern ist die Minderbewertung auch von Kindererziehung nicht wirklich etwas Neues. Neu ist, daß so viele und immer mehr Frauen/Mütter diese Sichtweise ungeprüft übernehmen und auch noch als Befreiung sich einflüstern lassen.

Gravatar: Klaus Kolbe

So ist es, Frau Fischer, das Rentensystem bedarf einer tiefgreifenden Reform.
Auch Ihren weiteren Ausführungen kann ich nur zustimmen.

Aber nicht nur das Rentensystem, sondern das ganze Geldsystem (denn das ist die Wurzel allen Übels), in dem wir leben, gehört auf den Prüfstand!

Schuldgeld, Zinseszins, Geldschöpfung aus dem Nichts = Inflationierung und erfüllt strenggenommen eigentlich den Straftatbestand der Geldfälschung – das sind die Eckdaten eines Systems, das für eine ständige, verläßliche Umverteilung von „unten“ nach „oben“, letztlich zu den Reichsten der Reichen, sorgt.
Nach einigen Jahrzehnten wird immer mal wieder die Reset-Taste gedrückt, das ist der Zusammenbruch, der dem System permanent innewohnt. Das „große Geld“ hat sich bis dahin mit dem eigentlich wertlosen Papiergeld mal wieder in reale Werte „eingekauft“, die Schlafschafe dürfen wieder bei Null im Hamsterrad anfangen – bis zur nächsten Entreicherung.

Nicht umsonst soll Mayer Amschel Rothschild einmal gesagt haben:
,,Der Zinseszinseffekt ist das 8. Weltwunder.“

Deshalb: Nur irgendeinen Teil dieses Geldsystems sozusagen reparieren zu wollen, das würde zu kurz greifen, weil alles, was irgendwie mit Geld zu tun hat, von diesem System abhängig ist.

Gravatar: Diederich Heßling

@Karl Becker

Nein! Kurz vor der Wahl, nämlich letzte Woche gibt man eine 5 prozentige Rentenerhöhung bekannt.
Und danach macht man dann eine Reform...

Die jungen Deutschen tun mir im Herzen leid. Aber es sind ja eh nur noch wenige...

Gravatar: Karl Becker

Kurz vor der Wahl, enteckt man das Rentenproblem und macht eine "Reform".
Kommt mir vor, wie der kleine Hund der mit dem Großen pinkeln will, aber das Bein nicht heben kann.
Für eine nachhaltige Reform des Sozialwesens, braucht man Gehirnschmalz, aber woher nehmen und nicht stehlen?
Bismark würde sich im Grabe umdrehen, wenn er dieses Unvermögen und Versagen sehen würde.

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