Religiöses Patchwork im Osten Deutschlands

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Jahresendfiguren haben die Engel verdrängt, der Weihnachtsmann im Coca Cola-Look das Jesuskind, Märchenfiguren die Hl. Familie: Während im Westen Deutschlands Jugendlichen wenigstens noch ein verdünntes Wissen über unsere christlichen Grundlagen tradiert wurde, ist jungen Menschen in den neuen Bundesländern der Zugang zur Bedeutung von Weihnachten, Ostern oder gar Pfingsten weitestgehend verschlossen. Die in den Medien - Filmen und Videos -auftretenden Helden sind oft aus religiösen und esoterischen Elementen zusammengefügt und prägen die diffuse religiöse Vorstellungswelt Jugendlicher.

Was feiert der Osten an Weihnachten?

Jährliche Umfragen vor Weihnachten bestätigen, dass Jugendliche im Osten Deutschlands nur noch selten einen Zugang zur christlichen Tradition haben. Weihnachtsmärkte und Reklame verzichten daher auch meist auf christliche Symbole, oder sie sind zur Unkenntlichkeit umgewandelt. Es bleibt ein unbestimmtes Weihnachtsgefühl von Familie und Frieden, ohne seinen Ursprung zu kennen, gemischt mit einer Sehnsucht, als ob es ein fernes Erinnern an eine erfüllende Unendlichkeit gäbe, die unsere materielle Welt hinter sich lässt. Und es bleiben viele unbeantwortete Fragen, auch wenn sie nicht explizit gestellt werden.

In einem kleinen Ort nahe Berlin hatte ein aus dem Westen zugereister Christ die Idee, das Weihnachtsgeschehen von Christi Geburt im Dorf aufzuführen. Viele Bewohner waren zusammen gekommen und verfolgten interessiert die Aufführung des Krippenspiels. Ein von der Geschichte tief beeindruckter Dorfbewohner fragte anschließend: „Das ist ja eine schöne Geschichte. Kann man das irgendwo nachlesen?“

Wie ist die Säkularisierung zu stoppen?

Der erst kurz zurückliegende Besuch des Papstes im Osten unseres Landes, besonders in Erfurt, aber auch in Berlin, ist auch bei vielen Nichtchristen auf ein gewisses Interesse gestoßen, hat aber die Situation nicht im Wesentlichen verändern können. Sein Aufruf zur Rechristianisierung richtete sich naturgemäß an die Adresse der Christen. Denn sie sind es, die das Glaubenswissen weitergeben müssen.

Vielleicht müssen sie sich noch mehr dessen bewusst werden, dass der Osten Deutschlands als große religiöse Wüste zurückgelassen wurde. Die Großelterngeneration, die noch christlich war, ist größtenteils verstorben. Der äußere Druck des DDR-Regimes mit seiner kommunistischen Erziehung für alle hat flächendeckend gewirkt und nur wenige religiös geprägte Nischen übrig gelassen, wie z.B. das Eichsfeld. Mit seinem Besuch wollte Papst Benedikt XVI. ein deutliches Zeichen der Dankbarkeit setzen für die oft heroische Haltung der Christen dort, die bereit waren, für ihren Glauben viele Nachteile in Kauf zu nehmen.

An den Schulen Berlins wird leider auch nach der Regierungsumbildung unter Beteiligung der CDU Religion nicht wieder zum ordentlichen Lehrfach an den Schulen, genau so wenig wie in Brandenburg. Das verpflichtende Fach Ethik mit nur am Rande vorkommenden Informationen über das Christentum kann das Vakuum nicht füllen.

In Thüringen können die Schüler noch zwischen Religion und Ethik wählen. Ergebnis: ein Drittel der Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen, sind religionslos. Offensichtlich erwarten sie sich vom Religionsunterricht eher Antworten auf die bedrängenden Fragen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens. Denn wenn sie aus einem atheistischen Elternhaus kommen, werden auch dort ihre Fragen nicht beantwortet.

Das Interesse am Christentum ist ungebrochen, vielleicht sogar im Osten besonders groß, da es dort für viele Menschen als Neuigkeit erscheint. Diese Chance ist groß und sollte von allen Christen erkannt und genutzt werden, persönlich, ohne mit dem Finger auf „die Kirchen und ihre Organisation“ zu verweisen. Die fortschreitende „geistig-geistliche Versteppung“ unseres Landes ist eine Herausforderung an die Bereitschaft aller Christen, auch heute Nachteile für den Glauben in Kauf zu nehmen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf Erziehungstrends.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Christoph Sprich

Das Interesse im Osten ist groß, das merke ich immer wieder in Gesprächen. Was die Menschen Suchen, ist Orientierung, Sinn und letztlich Errettung. Deshalb ist es notwendig, in der Vermittlung des Glaubens zum Zentrum durchzudringen, zu Jesus Christus. Mit Riten, Organisationsstrukturen und politisierten Botschaften allein lassen sich die Herzen nicht gewinnen. Und wer im "geistlich versteppten" Osten sich für Jesus entsheidet, der tut es dann in der Regel auch bewußt. Deshalb liegt im Osten auch eine Chance zur geistlichen Erneuerung für ganz Deutschland. So habe ich viele Gläubige im Osten kennen gelernt, die es gelernt haben, ihren Glauben in schwierigem Umfeld zu bezeugen und bewußt zu leben - und das inspiriert mich in meinem (westlich geprägten) Glaubensleben ganz besonders.

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