Regenbogenfarbene Lemminge

Die Grenzen zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und hirnlosem Hinterherlaufen wie die Lemminge sind mal wieder fließend.

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Ich gebe es zu, ich habe mich auch schon mal an einer Massenaktion bei Facebook beteiligt. Als die ersten Berichte und Bilder der Christenverfolgungen in den Medien auftauchten, habe ich mir ein hebräisches „N“ bzw. „Nun“ als Profilbild gegeben. Der Buchstabe steht für „Nazarener“, ein Begriff der im Nahen Osten, wohl meist abwertend, für Christen verwandt wird. Traurige Berühmtheit erlangte der Buchstabe, weil er von den ISIS- und anderen islamischen Schlächtern an die Türen christlicher Familien geschmiert wurde um sie kenntlich zu machen – Der Buchstabe an der Tür als Todesurteil! Und mit diesem Buchstaben machte nun also die christliche Facebook-Community auf die Christenverfolgungen aufmerksam unter dem Motto „Ich bin Nazarener“!

Einige meiner Facebookkontakte haben das Bild immer noch in Verwendung, ich habe es irgendwann gegen ein anderes, persönliches Bild ausgetauscht, erstens weil ich der Meinung bin, dass das Thema zwischenzeitlich auch den letzten potenziell Interessierten erreicht haben dürfte, zweitens weil ich – selbst bei dieser Aktion – nicht sicher bin, ob sie nicht doch eher eine gratismutige Veranstaltung ist. Als Christ bin ich selbst ausreichend gut zu erkennen, und wir laufen hierzulande – jedenfalls bislang – nicht Gefahr, Opfer von Verfolgungen zu werden.

Seither sind jede Menge solcher Kampagnen, Hashtag- und Ich-bin-Aktionen durch die Welt gegangen, viele davon eher lächerlich, manche mit ernstem Hintergrund, wie die „Je suis Charlie“-Kampagne, bei der sich aber in besonderer Weise gezeigt hat, dass den meisten nicht klar war, gegen wen und für was sie sich da einsetzen: Für Pressefreiheit? Ja, aber auch für weit unter der Gürtellinie angelegte Verächtlichmachung von Religionen? Wer heute noch undifferenziert „Charlie“ ist, dem kann man eigentlich nur mindestens guten Geschmack absprechen.

Besonders lächerlich erscheint mir dabei die jetzt gerade wieder auslaufende „Regenbogen“- und „Gay Pride“-Kampagne, bei der sich viele Facebook-Nutzer das Profilbild in Regenbogenfarben einfärben. Dieses Regenbogensymbol – die Älteren erinnern sich, dass das eigentlich das Symbol für den Bund Gottes mit Noah und den Menschen ist – steht heute vielfach für die Rechte von Homosexuellen, und die Aktion wurde vor dem Hintergrund der Entscheidung des obersten Gerichtshofs der USA, homosexuelle Ehen landesweit zu erlauben, gestartet. Dabei handelt es sich nebenbei nicht um so etwas wie eine Graswurzelbewegung: Das Tool zum Einfärben des Profilbilds wurde vom Unternehmen Facebook selbst eingestellt (was so manchen zu der Frage veranlasst, ob das Unternehmen die Nutzung dieses Werkzeuges nicht auch auswerten könnte …).

Und nun hüllen sich also alle, die noch schnell auf den Zug der #ehefüralle aufspringen wollen, in Regenbogenfarben, wie man vermuten darf weithin ohne Kenntnis über das amerikanische Rechtssystem, über die Frage, welche Rechte denn damit verbunden sind und sein sollen und was der Begriff der Ehe eigentlich alles beinhaltet. Aber für die Rechte von Homosexuellen einzutreten, das ist modern, chic, beweist Weltoffenheit … und ist, noch mehr als das „N“, so gratismutig wie nur irgendwas. Nicht dass ich nicht denjenigen Homosexuellen, die sich für die „Homo-Ehe“ einsetzen, die Freude über die Entscheidung abnehme, aber es wird wohl kaum so viele Aktivisten geben, wie es heute regenbogenfarbene Profilbilder gibt. Den meisten wird also das Anliegen der Homosexuellen relativ fern liegen, aber sich jetzt bunt einzufärben bewahrt einen in jedem Fall vor dem Verdacht, homophob zu sein.

Perfide wird die Diskussion dann, wenn sich nun User fragen, wann sie denn das Bild wieder normalisieren könnten. Die Frage stammt aus einer Überschrift von T-Online, deren Link bezeichnenderweise auf einen führeren Überschriftenstand hindeutet:http://www.t-online.de/hotbites/id_74564706/regenbogen-foto-auf-facebook-wann-darf-ich-es-aendern-.html. Da fragen sich also allen Ernstes Leute, ob sie nicht vielleicht als homophob gelten könnten, wenn sie sich wieder ein normales Bild geben? Da kommen tatsächlich Menschen auf den Gedanken, es müsse eine Instanz geben, die die Profilbilder wieder frei gibt? Und die gleichen würden vermutlich behaupten, niemals, nieeeemals im Dritten Reich Mitläufer des Nazi-Regimes geworden zu sein!

Über das Thema der Homo-Ehe habe ich schon einiges geschrieben, ich nehme nicht an, dass ich das hier noch mal wiederholen muss. Aber so viel gesellschaftlicher Unverstand, soviel Kollektivismus bis zur Selbstaufgabe, soviel schlecht getarnter Faschismus könnte doch bitte auch mal den – wirklich überzeugten – Befürwortern der „Homo-Ehe“, die nicht auf solche hanebüchenen Aktionen angewiesen sind, auffallen. Solche Dinge machen mich wirklich pessimistisch, was die Zukunft unserer Gesellschaft angeht! Herr, hilf!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuerblog.de 

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Protest:

Der REGENBOGEN ist die Farbe und das Symbol für ein globales, planetares Umweltbewusstsein.

Es geht zurück auf den Gründer von Greenpeace, David McTaggart, der in den '70ern gegen Atomversuche in der franz. Südsee protestierte, später mit den Rainbow Warrior Schiffen.

Ich protestiere hiermit auf Neu-Deutsch:

"The Rainbow Flag Belongs to the Rainbow Warriors !"


Rosa-Rot: Das ist die Farbe der Schwulen.

mfG

HP

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