Realitätsverwegerung als Markenkern der Grünen

Schwarz-Gelb ist in der Wählergunst wieder vorn, und erste Risse zwischen Roten und Grünen werden deutlich.

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Die Umfragewerte für die christlich-liberale Koalition werden wieder besser, und es gilt erste Risse zwischen SPD und Grünen zu konstatieren. So ließ Gabriel, der sich als „Siggi Pop“ auch um den Schlager verdient gemacht hat, jüngst über die Bionade-Schlürfer von den Grünen verlauten: „Die Grünen werden nie verstehen, wie eine Verkäuferin bei Aldi denkt. Mit einem B 3-Gehalt versteht man auch nicht, warum einer Krankenschwester nicht egal ist, wie viel der Strom kostet.“

Recht hat er, der SPD-Parteivorsitzende. Allerdings sollte man der Fairneß halber anfügen, dass die Weinvorlieben seines Kanzlerkandidaten oder die präferierte Zigarrenmarke und Herrenbekleidung von Alt-Kanzler Schröder das Budget der Krankenschwester oder Aldi-Verkäuferin ebenfalls sprengen dürfte. Viel zu lange haben die Roten gedacht, sie dürften nur gemeinsam mit der Partei der Energiewende-Profiteure um Wähler kämpfen. So sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Dezember vergangenen Jahres, dass man gemeinsam streiten müsse, nicht jeder für sich.

Ungeachtet der Tatsache, dass laut Eigenbekundung Gabriel im Vergleich mit Trittin sichtbar der bessere Esser ist, haben sich die Gewichte zwischen Koch (SPD) und Kellner (Grüne) merklich verschoben, siehe Baden-Württemberg. Die Biertrinker der Arbeiterpartei müssen den Biowein-Aficionados von der Umweltpartei endlich mal wieder klar machen: Dat Schönste am Wein is dat Pilsken danach, auch wenn die einst glorreiche Bierkultur Dortmunds (die Herzkammer der Sozialdemokratie) schon ziemlich viel vom alten Glanz verloren hat.

Realität existiert bei den Grünen nicht

Die SPD ist – im Großen und Ganzen – eine Partei für die Wirklichkeit. Man mag die Rezepte der alten Tante für nicht überzeugend halten – in der Regel wissen die Genossen, was der Facharbeiter denkt. Leider sprechen sie es heute zu wenig aus – aus Rücksicht auf die Umweltbewegten. Manchmal tun sie es aber doch.

Nehmen wir ein Beispiel: Dass mit der Armutszuwanderung aus Bulgarien und Rumänien große Probleme in unseren Städten entstehen, nehmen die Grünen schlicht nicht zur Kenntnis. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. „Es ist naiv zu glauben, dass man das Armutsgefälle in der EU allein mit einer Willkommenskultur der Bürger und Transferleistungen des deutschen Staates ausgleichen könnte“, sagte der nordrhein-westfälische CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann kürzlich an die Adresse der Grünen. Diese hatten in Gestalt der grünen Landesvorsitzenden Monika Düker Bundesinnenminister Friedrich (CDU) „Populismus“ vorgeworfen. Der CSU-Mann stelle die europäische Integration in Frage, wenn er auf die Migration mit Abschottung reagiere. Der SPD-Kommunalexperte Michal Hübner mahnte laut Internetportal „Der Westen“ hingegen, daß NRW „die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Herkunftsländer nicht hier in unseren Städten lösen“ könne.

Die Probleme der Gegenwart – auch die Euro-Krise – sind nur dann zu lösen, wenn sich die Parteien der Wirklichkeit stellen und nicht um den heißen Brei herumreden. Ideologische Überhöhungen und das Ausblenden von Realitäten, die nicht ins eigene Konzept passen, sind der Markenkern der Grünen. Hiermit ist aber kein Staat zu machen. Die Grünen wären dann eventuell wählbar, wenn wir schon auf einer Insel der Seligen lebten. Wie lange dieser Zustand allerdings unter der Regentschaft der Realitätsflüchtlinge vorhalten würde, ist reine Kaffeesatzleserei.

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