Real existierender Unterschied

Egal, wie wir es drehen und wenden: Männer und Frauen sind nun einmal nicht gleich. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir verändern können.

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Wann ist ein Mann ein Mann? Wann ist eine Frau eine Frau? Das grundsätzliche Problem im Umgang zwischen den Geschlechtern besteht inzwischen nicht mehr in ihrer Unterschiedlichkeit, sondern in unserer Unfähigkeit, diese zu akzeptieren.

Nur eine aufgebrochene Geschlechter-Rolle ist heute noch eine gute Rolle. Das macht die Dinge kompliziert, denn die meisten Menschen leben und verhalten sich nach wie vor innerhalb klassischer Rollenstereotypen. Damit sind sie höchst unmodern und gelten als überholungsbedürftig. Verhaftet in traditionellen Klischees, wo Männer noch die Tür aufhalten und Frauen sich die Rechnung bezahlen lassen. Mein Gott, wie altmodisch!

Weiber, die ihren Mann stehen

Sozialkonformes Verhalten besteht also inzwischen darin, sich dem jeweils anderen Geschlecht im Verhalten anzunähern. Es zu kopieren. Damit Frau um Himmels Willen nicht typisch weiblich daher kommt und Mann vermeidet, als typisch männlich zu gelten. Frau ist angesehen, wenn sie möglichst einen typisch männlichen Beruf hat, Karriere macht, Macht besitzt und diese auch nutzt. Sich durchsetzt und auf keinen Fall diesem Klischee von Weiblichkeit entspricht, in dem überbordende Gefühle eine Rolle spielen. Ja, dieses Weib steht ihren Mann!

Der gute Mann von heute arbeitet hingegen an seinen Soft Skills und seiner Teamfähigkeit. Er kann zuhören, seine Gefühle zeigen, senkt die Stimme und das Haupt, schleppt sein Kind im Wickeltuch vor dem Bauch und interessiert sich doll für ­soziale Pflegeberufe.

Typisch weiblich ist also nur noch dann akzeptabel, wenn Mann es ausführt; typisch männlich, wenn Frau es sich als Verhaltensweise aneignet. Während also Frau eine Heulsuse ist, wenn sie öffentlich weint, zeigt ein Mann endlich Gefühle, wenn er vor versammelter Mannschaft Tränen kullern lässt. Bravo! Während Frau als tough gilt, wenn sie sich mit Ellenbogen durchsetzt, gilt ein Mann, der das tut, als unbelehrbar aggressiv. Wenn sich Frau einen Mann für eine Nacht holt, ist sie selbstbewusst und sexy. Wenn Mann sich eine Frau für nur eine Nacht holt, ist er ein Schwein.

Die Frage ist also gar nicht, wo ein Unterschied zwischen den Geschlechtern noch bestehen darf. Die Frage ist, warum wir den real existierenden Unterschied zwischen Frauen und Männern neuerdings als Problem betrachten? Frauen sind anders, Männer auch. Ist doch herrlich, könnte man sagen. Männer und Frauen fühlen sich voneinander angezogen. Das war so, ist so und wird immer so bleiben. Viel von dieser sogenannten Sexismusdebatte wäre uns erspart geblieben, würden wir uns mal grundsätzlich auf das besinnen, was nicht zu ändern ist, was wir also im Umgang gestalten müssen, ohne die Unterschiede dabei wegzureden.

Auch Frauen wollen starren

Während wir also in den Feuilletons den neuen Mann und die neue Frau verzweifelt herbeischreiben, zeigt sich im alltäglichen Umgang, dass die Veränderung oft nur auf dem Papier besteht und nicht in den Köpfen. Denn obwohl wir inzwischen von den Bäumen runter sind, offenbaren sich im Paarungsverhalten des Säugetieres Mensch immer noch die gleichen Schemata wie vor Jahrtausenden. Sex sells nach wie vor, Frauen heiraten nach oben, Männer reagieren auf Äußerlichkeiten.

Es stellt sich die Frage, ob wir das überhaupt ändern können, sollten wir es denn wirklich alle wollen. Gleichberechtigung und Unterschiedlichkeit ist kein Widerspruch. Wer die Unterschiede zwischen den Geschlechtern beseitigen will, schafft keine Gleichberechtigung, sondern betreibt Gleichmacherei.

Die Zauberformel besteht also nicht in einheitlichen oder gar starren Reglementierungen im alltäglichen Umgang von Männern und Frauen, sondern in Respekt. Das reicht völlig aus. Respekt gegenüber Männern und Frauen. Denn Sexismus ist kein rein weibliches Problem. Vieles, was heute als Sexismus definiert wird, ist nichts weiter als schlechtes Benehmen. Und das beherrschen sowohl Männer als auch Frauen, wir haben nur unterschiedliche Ausdrucksweisen.

Wer also Sexismus als Problem beseitigen will, muss darauf hinarbeiten, dass Männer und Frauen sich auf Augenhöhe begegnen, und da müssen beide Seiten sich bewegen. Hier können wir etwas ändern, nicht aber die Tatsache, dass Männer und Frauen sich auch noch in zweitausend Jahren zueinander hingezogen fühlen – zu den Falschen, die das möglicherweise gar nicht wollen, an den falschen Orten und bei unpassender Gelegenheit. Eine Gesellschaft, die sich ständig ändert, die auf Vielfalt und Individualität setzt, muss diese dann auch aushalten.

Für diese Vielfalt kann es aber keine einheitlichen Umgangsschemata geben. Keine klaren Regeln, was man darf und was nicht. Je nach Situation und Gegenüber können die gleichen Worte mal angenehm oder völlig unpassend sein. Wir empfinden individuell, erwarten individuell Unterschiedliches, und auch mehrere Jahrtausende an Evolution haben uns nicht zu Hellsehern gemacht.

Wir können Sexismus nicht klar definieren – schon gar nicht für Geschlechterrollen, die doch in der Tat in ständigem Wandel sind. Ich will jedenfalls nicht, dass bei uns jetzt wie in den USA Mitarbeiter geschult werden, eine Frau nicht länger als fünf Sekunden anzusehen im Job, weil das dann schon als sexuelle Belästigung durch Blicke gelten darf. Denn auch als Frau will ich weiterhin das Recht haben, länger als fünf Sekunden zu starren, wenn ein Mann mir gefällt. Vielleicht gefalle ich ihm ja auch.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Printausgabe 3/2013 des „The European“ (online hier)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: FDominicus

"Der gute Mann von heute arbeitet hingegen an seinen Soft Skills und seiner Teamfähigkeit. "

Ich ahnte doch schon, daß ich kein "guter Mann" bin. Schreiben Sie uns doch einfach mal über die "Soft Skills". Heißt das ich muß jeden Tag zur Mutter Gaia beten? Oder muß ich mir die Lügen der Politiker und Journalisten anhören und mit ganz "betroffen" sein. Teamfähigkeit, heißt das, ich muß nur noch auf diejenigen achten die mit mir arbeiten nicht mehr auf diejenigen die mich für meine Leistung bezahlen?

Oder muß ich mich in diese wunderbare bunte Republik einordnen und akzeptieren was mir der "Teamleader" (Frau Merkel) vorgibt. Soll ich ab heute immer jemanden im Team fragen ob meine Ausgaben auch "teamkonform" sind oder neudeutsch compliant. Darf ich kein Fleisch mehr essen weil ich radikale Veganer in meinem Team habe?

So viele Fragen - so wenige Antworten...

Gravatar: Dr. Gerd Brosowski

Vor recht genau 2000 Jahren bemerkte Horaz zu solch verrückten Sachen: "naturam expellas furca, tamen usque recurret" ( Du magst die Natur mit der Heugabel vertreiben, sie wird dennoch immer wieder zurückkehren).

Gravatar: Onkel Heinz

Liebe Frau Kelle

Zum Text brauch ich eigentlich nix weiter zu sagen.......der ist wie immer, einfach nur Klasse.
"Der respektvolle Umgang Miteinander"....mehr braucht die Menschheit nicht zum Glücklich sein.
Der ganze Gender-Mainstream-Quatsch dient nur einem Ziel, das sich die Steuersklaven mit sich selber beschäftigen, sonst könnten se ja mal auf die wahren Probleme der Gesellschaft aufmerksam werden.

Onkel Heinz.......ein heimlicher Verehrer

Gravatar: Karl Schnall

Es wird ja immer Werbung dafür gemacht das Frauen in Männerberufe gehen,für Schlachter,Kanalarbeiter und Scharfschützen hab ich aber noch keine gesehen.

Das ist doch eine Diskriminierung sondersgleichen!

Gravatar: fegalo

Frau Kelle, Ihr Beitrag ist wie stets gut geschrieben und argumentiert gut. Sie sind inzwischen eine wichtige Stimme im Kampf gegen den Genderwahnsinn, und dieser Kampf ist bitter nötig. Diese Genderbewegung wird den Kampf verlieren, weil ihre Thesen unwahr sind, und die Gegenkräfte nehmen langsam Fahrt auf, und erfreulicherweise sind es sowohl Männer- als auch Frauenstimmen. Leider durfte dieser Unfug auf Regierungs- und Verwaltungsebene lange im Halbverborgenen wirken, aber je stärker diese Ideologie über die Medien an die Öffentlichkeit drängt, desto stärker wird die Ablehnung und der offene Widerstand. Bevor es vorüber ist, werden wir einen Preis zu entrichten haben, und davon sind die verpufften Millionen für Girls‘ Day etc. nur ein Teil. Der Preis besteht darüber hinaus in fehlgelenkten und beschädigten Biografien auf Frauen- wie auf Männerseite, in eine Hypersensibilisierung gewisser Menschen für das, was angeblich „Sexismus“ ist, aber, wie Sie vollkommen richtig schrieben, in Wirklichkeit nur schlechtes Benehmen, in der Errichtung von unsinnigen Vorschriften und Verboten, die wir so schnell nicht mehr loswerden, in sinnlosem Misstrauen zwischen den Geschlechtern und in der Zerstörung liebenswerter Traditionen des Umgangs der Geschlechter miteinander. Und die Welt wird um ein paar Zehntausend frustrierte und im Alter einsame Feministinnen reicher sein. Aber die Genderideologie wird verschwinden, weil ihre Thesen falsch sind, denn sie bestreiten die stärksten Kräfte, die in der menschlichen Natur wirksam sind.

Nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung hat die Wirksamkeit und Ausbreitung der Genderideologie bereits jetzt oder zumindest bald ihr Maximum erreicht. Der Widerstand wächst mit ihrer Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit, und außerhalb ihres selbstkritikfreien Milieus an den Unis und in diversen Verbänden und Behörden sind ihre Vertreterinnen vollkommen hilflos und rufen bei Widerspruch am liebsten nach der Zensur.

Doch die Natur, die Tatsache, dass Männer Männer sein wollen und Frauen Frauen, wird die Oberhand behalten.

Viel Erfolg weiterhin!

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