Urkundenfälschung
Das schriftliche Urkundenwesen entstand im Mittelalter. In kirchlichen und weltlichen Kanzleien wurde eine charakteristische Urkundenschrift gepflegt – diese war kunstvoll und ästhetisch. Es mag den Leser überraschen: die Schönheit der Kalligraphie mochte wohl auch das Auge erfreuen, doch diente sie nicht bloß diesem Zweck. Die eigenwillige Schriftform fungierte zugleich als Schutz vor Fälschungen. Jede Urkunde war ein Unikat, das nicht leicht zu kopieren war. Siegel und Monogramm rundeten das Gesamtbild der Echtheit ab.
Mit der Verbreitung der Schreibkunst setzte eine Uniformierung der Handschrift ein; gleichzeitig schwand die „graphische Fälschungssicherung“, womit dem Siegel und der persönlichen Unterschrift jeweils größere Bedeutung zukam. So lange Urkunden handschriftlich abgefaßt waren, erwies sich das Fälschen von Urkunden als zeitraubendes Unterfangen, das neben Intelligenz auch großes handwerkliches Geschick erforderte.
Diese Zeiten sind unwiderruflich vorbei, wie uns die Plagiatskandale deutlich vor Augen führen. Die technisierte Schriftreproduktion im Verein mit der unbeschränkten Verfügbarkeit von Schriftstücken aller Art versetzt jedermann in die Lage, aus vorhandenen Textbausteinen beliebige Schriftstücke zusammenzustellen, ohne geistige Eigenleistungen erbringen zu müssen. Schriftliche Äußerungen zur Dokumentation geistiger Reife dürften damit endgültig obsolet geworden sein. Immer häufiger werden im akademischen Bereich Fälle von Urkundenfälschung aufgedeckt. Dieser Sachverhalt ist deshalb heikel, weil die „Schriftdokumente geistiger Reife“ der Schlüssel sind, mit dem sich das Eingangstor öffnet zu höheren Diensten und Besoldung aus öffentlichen Mitteln.
Auch eine simple Prüfungsarbeit an der allgemeinen Schule ist eine Urkunde. Urkundenfälschung in diesem Bereich darf nicht zur allgemein akzeptierten Norm werden. Es wäre an der Zeit, sich über alternative Prüfungsverfahren Gedanken zu machen, die sich den plumpen Fälschungsversuchen von Schriftstücken widersetzen.
Kalorienmesser beim Sport
Es gibt Leute, die rechnen sich aus, wieviel Kalorien sie verbrauchen, wenn sie eine Stunde lang gehen. Viele Geher führen Stöcke mit, denn dieses Gerät soll, schenkt man den gängigen Tabellen Glauben, für zusätzlichen Kalorienverbrauch bürgen. Noch mehr Energie wird beim Laufen verbraucht. Wie kommt es, daß man niemals jemanden mit Stöcken laufen sieht? Nach der gängigen Kalorienlehre müßte der Stockläufer am Ende der Trainingseinheit die Hose festhalten müssen, damit sie nicht vom abgemagerten Körper rutscht.
Doch Spaß beiseite. Der Glaube, durch Gehen oder Laufen dauerhaft an Gewicht verlieren zu können, ist eine Illusion – ein Aberglaube, von dem die Sportbranche gut lebt. Nein, ich mache mich nicht lustig über die Walker, ich bin selbst begeisterte Läuferin, seit 25 Jahren. Gehen und Laufen sind wertvolle Tätigkeiten, sie beruhigen und stärken das Kreislaufsystem. Im Verein fördern sie die Geselligkeit. Sport macht Spaß, und das ist keine Lüge. Es stärkt das Selbstbewußtsein. Doch für eines taugt aller Sport nicht: zum Abnehmen. Der Appetit folgt der Bewegung auf dem Fuße, wie das Amen im Gebet. Die beeindruckend hohen Kalorienverbrauchszahlen sind überdies zu kommerziellen Zwecken geschönt. Und da kann es schon sein, daß einer durch das Laufen sogar zunimmt; nämlich dann, wenn er sich mit Hilfe der Tabellen haarscharf ausrechnet, was er nach einer Trainingseinheit ohne schlechtes Gewissen essen darf: ein Schnitzel mit Pommes und Majo, ein Stück Sahnetorte oder ein Eis – oder, weshalb nicht, nach sehr anstrengendem Training, alles zusammen?
Bewegung in der Natur ist etwas Wunderbares. Aber Bewegung macht halt auch furchtbar hungrig. Der dem Sport angedichtete Kalorienverbrauch ist geringer, als allgemein angenommen. Jogger, die mit der Kalorientabelle in der Hand zum Zwecke der Gewichtsreduzieren laufen, werden sich wundern.
Gehen
Etliche Jahre intensiver Forschungsarbeit wurden investiert, um das Geheimnis der menschlichen Fortbewegung zu lüften. In diesen Tagen ist der entscheidende Erkenntnisdurchbruch gelungen. Man hat herausgefunden, daß der Mensch beim Gehen immer einen Fuß vor den anderen setzt, und dies in konsequentem Wechsel. Endlich wissen wir, was „Gehen“ ist.
Ein Kinderrätsel
Wie viele Beine hat ein Schwein?
Vier.
Und wenn wir seinen Schwanz nun auch zu den Beinen zählen, wie viele sind es dann?
Fünf.
Aber ganz und gar nicht!
Weshalb denn?
Man kann einen Schwanz schließlich nicht zu einem Bein machen, indem man ihn einfach so nennt.
Kommentare zum Artikel
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Herrlich, dass auch ich endlich weiß, was "Gehen" ist.
Genauso ist es, Frau Pfeiffer-Stolz.
Warum streicht man nicht endlich viele Forschungsgelder?