Qualmen für den Frieden

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Als überzeugter Nichtraucher kann man sich darüber freuen, dass in Europa nur noch 28% der Menschen rauchen und dass man in Restaurants nicht mehr zugequalmt wird. Als überzeugter Freund der Freiheit gruselt es einem, mit welchen Methoden dieser Zustand erreicht wurde. Raucher werden inzwischen als Menschen zweiter Klasse stigmatisiert und auch dort an der Ausübung ihrer Laster gehindert, wo es nicht oder kaum andere tangiert. Ein Berliner CDU-Abgeordneter hat gerade erfolgreich das Sommerloch gefüllt, indem er ein Rauchverbot an Bushaltestellen forderte. Spätestens 2017 soll der bestehende Verbotekatalog EU-weit durch einen Katalog des Schreckens ergänzt werden. Für Schadenfreude langezeit getriezter Nichtraucher ist schon deshalb kein Platz, weil diese Verbotskultur an der freiheitlichen Denkweise rüttelt.

Statt der schon lange vermissten ästhetischen und witzigen Zigaretten-Werbefilme im Kinovorprogramm sollen nach dem Willen der Brüsseler Chefregulierer (Link) größerformatige Warnhinweise auf Zigarettenschachteln und Schockfotos mit Raucherlungen, schlechten Zähnen oder Krebstumoren sowie Amputationen zu sehen sein. Das ist wie eine Kindererziehung, die vor dem Schwarzen Mann warnt (was natürlich auch schon längst verboten ist). Nun mehren sich aber dummerweise die Hinweise, dass die scheinbar gute Tat nach hinten losgeht.

Hinsichtlich des verbissenen Kampfes gegen den Qualm geben jetzt Forscher sowohl aus Tel Aviv als auch aus Singapur zu bedenken, dass Warnhinweise langfristig einen gegenteiligen Effekt zu haben scheinen. Nach ihren Untersuchungen setzten Raucher nach einiger Zeit diese Schachteln voller Warnhinweise mit Ehrlichkeit gleich und bringen Ihnen unterbewusst Sympathie entgegen. In einer Doppelstudie führte das dazu, dass die mit Schockpropaganda infiltrierten Probanden nach drei Monaten weitaus mehr Zigaretten kauften als die ungewarnten. Das nennt man dann wohl einen kybernetischen Effekt.

Das Problem mit Verboten ist eben, dass sie Fakten zu schaffen versuchen, ohne die Bedürfnisse und den gesellschaftlichen Hintergrund zu verändern. Dies könnten Appelle an Moral und Bewusstheit, doch das ist in dieser schwarzen Pädagogik nicht vorgesehen. Deshalb werden deren „Erfolge“ auch nie flächendeckend sein: Aus dem Verlies des Verbietens lassen sich immer Schlupflöcher finden, nicht selten mit schlimmeren Folgen.

Ein solches Schlupfloch sind gegenwärtig die Shishas, die ganze Viertel in Deutschlands großen Städten erobern und bei Migranten und Jugendlichen zum schicken Ersatzkonsum genutzt werden. Im Gegensatz zu einer Zigarette mit einer Reichweite von wenigen Metern kann eine Shisha-Bar mit ihrem penetranten Parfümgeruch einen ganzen Straßenzug temporär unbewohnbar machen. Es verdichtet sich aber auch immer mehr die Erkenntnis, dass das Ersatzrauchen mindestens ebenso, wenn nicht gefährlicher ist als das Original.

„Shishas sind deutlich schädlicher als der Rauch von herkömmlichen Zigaretten“, sagt beispielsweise Gunther Wiest, Chefarzt für Lungenheilkunde in Hamburg. Weil die Rauchstoffe der Zigaretten bei Shishas ausgefiltert würden, kratze der Rauch weniger im Hals und werde deshalb tiefer inhaliert. Die krebserregenden Giftstoffe seien aber in dem Rauch genauso enthalten. Eine längere Shisha-Session sei so schädlich wie 100 Zigaretten. Wer zweimal pro Woche Shisha rauche, der inhaliere so viele Schadstoffe wie ein starker Kettenraucher.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält sich bisher vornehm zurück und formuliert verquast, der durchschnittliche Konsum von „ein bis zwei Wasserpfeifen pro Woche“ sei weniger schädlich als „20-30 Zigaretten am Tag“. Na toll. In jedem Falle massiv belastend für den Raucher und die betroffene Umgebung, und wo sind nun unsere so gerne verbietenden Gebieter? Haben Sie Angst vor dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit? Ist Qualm, den man nicht sieht, für sie besserer Qualm?

Wahrscheinlich von allem ein bisschen, aber hauptsächlich sind gerechtfertigte Verbote eines staatlichen Apparats einfach zu langsam. Alternativ dazu wäre eine Intervention die Aufgabe eines sich gegenseitig korrigierenden Sozialverhaltens einer funktionierenden freiheitlichen Gesellschaft. Doch die hat längst vor dem Individualismus und dem Toleranzedikt kapituliert.

Jedenfalls kommt es so zu der Widersprüchlichkeit, dass stinkende Zusatzstoffe wie Schokolade oder Vanille in Zigaretten oder gar in E-Zigaretten in zwei bis drei Jahren verboten sein werden, aber Shishas ungestört und unbeschränkt Menschen aus ihren Wohnungen vertreiben können. Hier raucht der Apparat eine Friedenspfeife zu viel. Nebel im politischen Bewusstsein ist tatsächlich gefährlicher als blauer Dunst in der Luft.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: mario

Ich kann zum Shisha rauchen eher die E-Shisha empfehlen dort kann man den Nikotingehalt auch ggf. drosseln und runterfahren. Für Ex-Raucher wäre dort die Option von Nikotinfreien Produkten da meist dieses halten der Zigarette fehlt.

Gravatar: Uwe Fuhrmann

Seitdem ich die Produkte von TetroBreath nutze ( www.tetrobreath-shop.de), ist mein Mundgeruch wie verflogen. Die Produkte weisen einen erhöhten Sauerstoffgehalt auf und wirken so den Bakterien entgegen. Ich bin begeistert und kann es Leidensgenossen nur weiterempfehlen!

Gravatar: Herbert Dunkel

Ein wenig habe ich schon Schwierigkeiten, diesem Kommentar zu folgen.

Also der gute Mensch stellt sich an eine Bushaltestelle, folglich an eine gut befahrene Strasse und regt sich über ein wenig Rauch auf. Es ist nicht schlimm, dass er den ganzen Dreck aus dem Auspuff von Fahrzeugen einatmet.
Genausowenig stört ihn die Alkoholfahne von links und die Knoblauchfahne von rechts.
Parfümgerüche von diversen Damen, aus welcher unbehaglchen Chemie diese auch immer bestehen mag, schon gar nicht.
Genausowenig hat er kein Problem damit, sich morgens sein Deo unter die Arme zu sprühen, ohne sich den geringsten Gedanken zu machen, was da überhaupt drin ist.
Dafür liest er wahrscheinlich genauestens, was eigentlich in seiner Zahncreme ist, und packt sich das Zeugs, obwohl er nicht den leisesten Schimmer zu den Inhaltsstoffen hat in den Mund. Glückwunsch, er hat aber erfolgreich übers rauchen gemeckert.

Das nächste mal wird er meckern, wenn durch ein vollständiges Rauchverbot jährlich rund ca. 14 Milliarden durch Tabaksteuer, folglich also mit Mehrwertsteuer, Einkommensteuer usw. geschätzte 30 Milliarden im Haushaltssäckel fehlen. Vielleicht auch eine Fehlannahme, denn er wird liebend gerne seinen Teil an anderweitiger Steuer übernehmen, die dieses Loch wieder ausgleichen muss.

Gravatar: Bea

Ich kann nur empfehlen die E-Zigarette mal zu versuchen. Gesünder als eine Shisha ist Sie bewiesener maßen und lecker noch dazu! Außerdem bringt Sie den ein oder anderen vlt von den schlechten Rauchgewohnheiten ab. Ich selbst bin dank E-Zigarette schon lange rauch- und dampfrei. http://www.smokesmarter.de/elektronisches-rauchen

Gravatar: Hustinette

Schöne Werbung fürs Rauchen und die große Freiheit. :)
Tatsächlich kenne ich keine Menschen, die dermaßen unter einem übermächtigen Zwang stehen wie Raucher: Nikotinspiegel auffüllen! Alle halbe Stunde. Alle Viertelstunde. Alle zehn Minuten. (Je nachdem)
Menschen, bei denen schon die Erwähnung von Orten, an denen eventuell eine Stunde oder mehr nicht geraucht werden kann, Entzugspanik auslöst. Menschen, die sich nicht mehr geschätzt, wahrgenommen, toleriert fühlen, weil anderen ihr Rauch buchstäblich "stinkt". Menschen, die sich ohne rauchende Tabakware im Mund als Nichts fühlen. Wie arm, wie schrecklich!
Schon mal zum Beispiel bei Regen in einem überfüllten Wartehäuschen (mit Schulkindern!) gestanden, wenn Eine/r oder Zwei rauchen? Wer sich da nicht zugequalmt fühlt, hat keine Nase mehr.

Gravatar: Achim

Schade, daß sich der Autor nicht ein wenig informiert hat. Bei einer geselligen Shisharunde werden durchschnittlich 6 Gramm Tabak von mehreren Personen verkonsumiert, das entspricht der Menge von 10 Zigaretten. Wie dabei jetzt die zehnfache Menge an Schadstoffen entsteht, obwohl der Rauch auch noch Wasser und Rohrstrecke passieren muß, bleibt wohl für immer das Geheimnis von vereinzelten Lungenfachärzten und dem BfR. Und wem Vanille-oder Schokoadearomen stinken, der sollte sich zukünftig auch für die Schliessung von Konditoreien und Eiscafes einsetzen.

Gravatar: gernot

Ich lass mir mit Sicherheit die E-Zigarette verbieten. Durch die E-Zigarette bekomme ich wieder gut Luft und fühle mich rundum wohler. Das Rauchen im Allgemeinen nicht gesund ist, weiss man ja, aber E-Rauchen ist die weit aus bessere Alternative.
Jeden Tag sterben 100terte von Menschen weil die Politik weltweit nicht fähig ist sich um wirkliche Probleme zu kümmern, aber Einschränkungen meiner Rauchgewohnheiten scheint wohl wichtiger zu sein. Hinterfragt Euch selbst !!! Ein langjähriger Freesmoke Raucher !!!

Gravatar: Hui-Buh

Möchte wissen, was der Autor geraucht hat, als er das geschrieben hat...

Gravatar: Andreas Schneider

Auch ich halte mich lieber abseits unnötigen Qualms auf. Jedoch fehlt mir jegliches Verständnis für die Menschenhatz, die seitens geistig völlig verkrampfter Nichtraucher losgetreten wird.

Ich komme aus einem Nichraucherhaushalt und habe selbst nie geraucht. Jedoch entsprach es in meinen Kindheitstagen dem Comment, etwaigen Besuchern ungefragt einen Aschenbecher bereit zu stellen. Man ärgerte sich über den Gestank, aber die Dinge waren eben so. Aus heutiger Sich unvorstellbar - aber welche Nichtraucher, die ihre Schlausprüche vom Stapel lasen, haben diese Erfahrungen je gemacht?

Schon seit Jahren verlassen rauchende Bekannte und Freunde selbst ihre eigenen Wohnungen, wenn es zur Zigarettenpause geht; vom Zuqualmen fremder Räume ist keine Rede mehr. Worüber, um alles in der Welt, da noch solche Aufregung zustande kommt, entzieht sich meinem Verständnis.

Meine Stammkneipe suche ich nicht mehr auf. Die paar oft verkniffen drein schauenden Gäste, die das Rauchverbot "überlebt" haben, sind nicht meine Kragenweite. Ein netter Erfolg für die verbliebenen Nichtrauchergäste, da der Wirt zum Jahresende mangels Kundschaft schließen wird. Ein Einzelfall?

Und am Rande: vor 10 Jahren starb mein jüngerer Bruder im Alter von 35 Jahren; er kippte nach einem Fußballspiel in der Umkleidekabine tot um. Jahrelang lebten er, seine Frau, natürlich auch seine Verwandten (nicht zuletzt ich) und Freunde mit der Vorstellung, es reiche, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn er seine Kurzatmigkeit los werden wollte.

So äußerten sich aus stets die Hausärzte. Verständlich angesichts der gesellschaftlichenStigmatisierung des Rauchens. Ich frage mich immer noch, ob meine Nichte bei einem anderen Umfeld noch einen Vater hätte, wäre der angeborene Herzfehler meines Bruders nicht erst bei der Obduktion festgestellt worden.

Manche Eiferer schießen übers Ziel hinaus. Nicht nur hier. Herr Kustos hat vollkommen recht: individuelle Freiheit kommt unter die Räder. Auch die Freiheit, Fehler machen zu dürfen.

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