Putin vs. Polen: Streit um die Geschichte

Über die Unfähigkeit, überkommene Geschichtsdeutungen/Narrative zu hinterfragen.

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Unter dem Modewort Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung der Geschichte eines Nationalstaates oder Kulturraums zu verstehen, die die gemeinsamen Werte und Emotionen transportiert. Durch veränderte Bedingungen – zum Teil hervorgerufen durch die Veröffentlichung von bisher nicht zugänglichen Dokumenten – unterliegen diese „Erzählungen“ einem zeitlichen Wandel, der aber dank eines äußert starken Beharrungsvermögens sich nur unter Protest und sehr langsam vollzieht. 

Diesen Vorgang erleben wir gerade anlässlich der Äußerungen des Russischen Präsidenten Putin zur neueren Geschichte.

Gleich dreimal hintereinander hat er die historische Rolle Polens vor dem Zweiten Weltkrieg zum Thema gemacht: auf der großen Jahrespressekonferenz am 19. Dezember 2019, bei einem Treffen der von Russland geführten Eurasischen Staatengemeinschaft am 20. Dezember 2019 und bei einer Sitzung der Spitze des russischen Verteidigungsministeriums am 24. Dezember 2019.

Putin meinte Polen daran erinnern zu müssen, dass es das Münchner Abkommen, mit dem Großbritannien, Frankreich und Italien seinerzeit akzeptierten, dass Hitlerdeutschland die nach Versailles zur Tschechoslowakei geschlagenen deutschsprachigen Sudetengebiete für sich beanspruchte, dazu genutzt habe, selbst einen Teil der Tschechoslowakei zu besetzen (1). Das kann von niemanden geleugnet werden. Nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 besetzte die deutsche Wehrmacht das Sudetengebiet, während polnische Truppen im Einvernehmen mit Berlin das polnischsprachige Teschener Land okkupierten - daraus wurde dann der polnische Landkreis Cieszyn. Dass Polen dieses Gebiet nach dem 1. September 1939 wieder abgenommen wurde, kann die völkerrechtswidrige Annexion nicht aufheben. Aus dieser deutsch-polnischen „Waffenbrüderschaft“ Anfang Oktober 1938 leitet Putin eine polnische Mitschuld am 2. Weltkrieg ab.

Damit löste er Wellen der Empörung aus. Seither liefern sich Russland und Polen einen Krieg der Worte, und Polens Premier Mateusz Morawiecki warf Putin sogar vor, in Bezug auf Polen „mehrfach gelogen“ zu haben. Reflexartig berichteten fast alle westlichen Medien darüber, dass Stalin und Hitler im September 1939 Polen unter sich aufgeteilt haben. So twitterte Deutschlands Botschafter in Polen, Rolf Nikel: "Die Sowjetunion hat gemeinsam mit Deutschland an der brutalen Teilung Polens teilgenommen."(2) So schrieb z.B. die Neue Osnabrücker Zeitung am 14. Januar 2020: „Am 17. September 1939 marschierten Stalins Truppen im Baltikum und in Ostpolen ein und eroberten die Gebiete“.(3)

Der Weg in den Zweiten Weltkrieg

Am 1. September 1939 begann um 4:47 Uhr das zu dieser Zeit im Danziger Hafen liegende Schulschiff Schleswig-Holstein mit seinen Schiffsgeschützen Salven auf ein polnisches Munitionslager am Hafenrand von Danzig, der Westerplatte, zu schießen.  Dieses Munitionslager war ab 1933 entgegen den Bestimmungen des Völkerbundes von polnischer Seite befestigt worden. Das hatte 11 Monate zuvor das deutsch-polnische Verhältnis keineswegs gestört. Anfang Oktober 1938 hatte das deutsche und das polnische Militär Teile des Nachbarlandes Tschechoslowakei besetzt. Nach Hitlers Einmarsch in die Rest-Tschechei Mitte März 1939 übernahm Großbritannien plötzlich die Rolle einer „Schutzmacht“ Polens für den Fall eines deutschen Angriffs oder des Anschlusses der Freien Stadt Danzig (zu 98% deutschsprachig), obwohl man in London zuvor wegen der polnischen Ausdehnungs- und Unterdrückungspolitik eher distanziert war: „Man registriert in England, dass Polen zwischen 1918 und 1938 mit der Sowjetunion, mit Deutschland, Litauen und der Tschechoslowakei Kriege anfängt, um sich nach allen Seiten auszudehnen. Desgleichen sieht man die Unterdrückungspolitik der Polen gegenüber den Ukrainern, Weißrussen, Juden und Deutschen mit großen Unbehagen. So ist Polen für Großbritannien bis 1939 das, was man heute als „Schurkenstaat“ bezeichnet.“(4)

England befürchtete, dass Hitler nach Danzig auch die ehemals deutschen Kolonien wieder zu Deutschland holen würde. Mit der Zusicherung des britischen Beistands im März 1939 wurde Polens Haltung gegenüber Deutschland zunehmend kompromisslos.  Im geheimen Zusatzprotokolls des britisch-polnischen Beistandsabkommens vom 25. August 1939 heißt es, daß der Schutz Englands nur gegenüber Deutschland gilt – parallel zum Beistandsabkommen schloss Hitler einen Nichtangriffsvertrag mit Stalin.

Mit dem Angriff am 1.September 1939 kam die im Vertrag von Versailles gelegte Zündschnur das Pulverfass für einen neuen großen Krieg in Europa zur Explosion. Selbst der „Hardliner“ Marschall Ferdinand Foch, der Architekt des Waffenstillstands vom 11. November 1918, hatte im Versailler Friedensvertrag keine Grundlage für einen dauerhaften Frieden gesehen: „Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf 20 Jahre.“(5) Während Hitler im August 1939 Polen entlang der Weichsel teilen wollte – dieser Teilungsplan kursiert in den Geschichtsbüchern – ließ Stalin seine Truppen am 17. September 1939 nur bis zur alten Westgrenze von 1939 (der sogenannten „Curzon-Linie“) marschieren.(6) Von einer sowjetischen Annexion „Ostpolens“ kann somit keine Rede sein.

Polen ist keineswegs der Unschuldsknabe, für den es sich gern hält. Nehmen wir Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki  "... wir müssen die Wahrheit verlangen ...“ beim Wort!

Zeugnis vom ehemaligen polnische Staatsoberhaupt General Woijech Jaruzelski


Über die Vorgänge zwischen 1919 und 1939 hat kein Geringerer als das ehemalige polnische Staatsoberhaupt General Woijech Jaruzelski ein beachtliches Zeugnis abgelegt. 1993 beschrieb er in seinen Erinnerungen eindrucksvoll die im Sommer 1939 spürbare Kriegsatmosphäre:
„Der Erste Weltkrieg war den Polen nicht im Gedächtnis geblieben. Während der Unabhängigkeit mußten sowohl Soldaten, die an der Seite der Alliierten oder in den Reihen der Zarenarmee, als auch diejenigen, die mit den Österreichern gekämpft hatten (die berühmten Legionen von Pilsudski), integriert werden. Der Krieg von 1920 gegen Sowjetrussland war als erfolgreich angesehen worden [während Russland sich im Bürgerkrieg befand, hatte Polen die Ostgrenze ca. 200 Kilometer nach Osten verschoben und damit das sogenannte „Ostpolen“ erobert – von 12 Millionen Einwohnern erklärten sich bei der polnischen Volkszählung von 1936 nur 1,5 Millionen als Polen, W.E.](7) und hatte ein Gefühl der Unbesiegbarkeit hinterlassen. Immer wieder tauchte dabei dieser Diminutiv [Verkleinerung, Verniedlichung, W.E.] „kleiner Krieg“ und die folkloristische Umschreibung des Krieges als Abenteuer auf. Der zweite Grund war die Propaganda des Staates, der Regierung und der Armee. Wir sind eine Macht. Wir sind ein großes Land. Niemand wird uns irgendetwas wegnehmen.
Einmal drangen wir in der Tschechoslowakei ein und nahmen die Region Teschen in Besitz [in Absprache mit Deutschland, das einen Tag zuvor, am 1. Oktober 1938, in das von Deutschen bewohnten Sudetengebiet einmarschiert war, W.E.]. Dann richteten wir ein Ultimatum an Litauen, das sich zurückziehen mußte. Überall Defilees und Paraden; eine ständige Zurschaustellung von Macht. Und vor allem eine dauernde Geringschätzung der Kräfte des Gegners. Die Panzer der Deutschen sind aus Pappe, oder sie bleiben im Schlamm und im Sand der polnischen Ebenen stecken. Unsere Kavallerie fegt sie schneller hinweg, als es dauert, diesen Satz zu sagen. Die Bolschewiken zählen sowieso nicht, eine Armee auf tönernen Füßen. Und außerdem haben wir mächtige Verbündete im Westen. Deshalb konnten wir von einem zukünftigen Krieg sprechen, ohne dabei die geringste Bedrohung oder Gefahr zu empfinden. Heute erscheint das unerhört, und wenn ich daran denke, schäme ich mich. Doch damals wünschten wir uns diesen Krieg herbei. Wir konnten endlich zeigen, wozu wir fähig sind, wir würden Helden sein, wir gingen überall hin, wo wir gebraucht würden, um zu kämpfen, und wir würden diesen Deutschen zeigen, mit wem sie es zu tun hatten. Manchmal, wenn wir erfuhren, daß jemand eine neue Friedensinitiative gestartet hatte, oder wenn die Spannungen nachgelassen hatten, fragten wir uns: „Wozu soll das gut sein?“. Verpassen wir den Deutschen eine Tracht Prügel, marschieren wir nach Berlin und damit Schluß! Unser Alter und eine im wesentlichen romantische Vorstellung von der Geschichte – „Wie hübsch ist doch der Krieg“ – waren die Gründe für diese totale Leichtfertigkeit. Die Wahrheit sollte uns auf grausame Weise aus diesen Träumen reißen. Doch das kam später“.(8)

Gedenkfeiern 2019

Am 1.September 2019 fand im polnischen Grenzstädtchens Wielun – hier hatte die deutsche Luftwaffe in den frühen Morgenstunden des 1. September 1939 heftige Angriffe geflogen - die zentrale Gedenkveranstaltung an den deutschen Überfall auf Polen 1939 statt. US-Präsident Donald Trump sagte kurzfristig ab, und der russische Staatschef Wladimir Putin war erst gar nicht eingeladen worden. Was ist hier von den polnischen Verantwortlichen zu denken, die zu diesem Gedenken den Repräsentanten des Landes, das im zweiten Weltkrieg die größten Opfer tragen musste, einfach übergingen?
Im Beisein von US-Vizepräsident Mike Pence, der NATO-Spitze und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bat der deutsche Bundespräsident Steinmeier die Polen um „Vergebung“ (gibt es vielleicht eine Absolution, wenn Deutschland mit Polen gegen Russland Krieg führt?) und hob gleichzeitig die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hervor.(9)

Auch auf der Westerplatte bei Danzig gab es 2019 eine Gedenkveranstaltung. Dort forderte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki Kompensation für die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden: "Wir müssen über die damaligen Verluste reden, wir müssen die Wahrheit verlangen,.wir müssen Wiedergutmachung verlangen."(10) Tage zuvor hatte der polnische Außenminister Jacek Czaputowicz Reparationen verlangt (Der Betrag von 1000 Milliarden war im Gespräch). Seiner Meinung nach habe es bei der Entschädigung der von Deutschland angegriffenen Länder einen „Mangel an grundsätzlicher Fairness“ gegeben. „Polen wurde in diesem Prozess diskriminiert.“ Es gebe „Länder, die ein Vielfaches weniger verloren, aber mehr Kompensation bekommen haben. Ist das in Ordnung?“(11) fragte Czaputowicz und verwies dabei auf Frankreich und die Niederlande. Dabei hat er wohl übersehen, dass Polen nach dem Potsdamer Abkommen vom August 1945 ein Fünftel des deutschen Staatsgebiets zur Verwaltung unterstellt wurde (nach dem Zwei-plus-Vier-Vertrag ist es heute ein Teil Polens).

Warum gerade jetzt diese Reparationsforderungen? 

Auf dem Hintergrund der Kriegsplanungen der USA gegen China kann ausgeschlossen werden, dass die polnischen Politiker das ohne US-Erlaubnis tun. Täten sie es auf eigene Faust, könnte die Einigkeit der NATO gesprengt werden, was die Angriffspläne – auch auf Russland und den Iran – gefährden würde.
So wie sich die polnische Regierung 1939 für britische Interessen einspannen ließ, scheint sie auch heute aus vermeintlichem Eigeninteresse die transatlantischen Weltmachtambitionen zu unterstützen, anstatt den Frieden in Europa zu fördern.

Die Reparationsforderung an Deutschland kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Polen sich der Unterstützung durch den „Großen Bruder“ USA sicher sein kann, denn das Land wird gerade zur militärischen Speerspitze gegen Russland ausgebaut, wie folgende Meldungen zeigen:

Polen für Stationierung von Atomraketen in Europa offen(12)
 Neue US-Kampfjets F-35 für 6,5 Milliarden an Polen.(13)
US-Boden-Luft-Raketensystem vom Typ "Patriot" für 4,75 Milliarden Dollar
US-Konzerne modernisieren Polens Militär(14)
Milliarden für US-Militärbasis - Polen wünscht sich ein "Fort Trump"(15)
Die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen.

Im derzeitigen Krieg der Worte sagte Polens Präsident Andrzej Duda, das Verhältnis zwischen Russland und Polen sei historisch sehr kompliziert, weil Polen mehrfach von Russland überfallen worden sei. »Heute sagen mir Historiker, dass Präsident Wladimir Putin eine Ideologie umsetzt, die man neo-stalinistische Ideologie nennen könnte.«(16)

Wann wurde Polen denn von Russland überfallen?

Kann man die „Erste Teilung“ des Doppelstaats Polen-Litauen 1772 als Überfall bezeichnen?
Für viele Russen ist dagegen der Polnisch-Russische Krieg von 1609–1618 unvergessen. Unter Führung des polnischen Königs Sigismund III. Wasa wollte sich das Königreich Polen-Litauen die Krone Russlands sichern und führte einen umfassenden Angriffskrieg gegen Russland. Erst am 4. November 1612 wurde Moskau von der polnischen Besatzung befreit. (17) Dieser Tag wurde unter Putin 2005 wieder als Gedenktag festgelegt.
Im Westen wird dieser erste Überfall eines westlichen Nachbarn auf Russland konsequent ausgeblendet – nur der Überfall Napoleons 1812 und der Hitlers 1941 hat Eingang ins westliche Narrativ gefunden. Und Polen wird seit dem 2. Weltkrieg als dreimal geteiltes Opfer der Geschichte dargestellt.

Wer ist in der Lage, die «nackte Wahrheit» und sonst nichts zu schildern?

Der Wahrheit wird man sich zwar nur annähern können, und Geschichte bleibt eine Frage der jeweiligen Interpretation von Fakten und ihrem Zusammenhang, doch das bewusste Weglassen von Fakten und das Zementieren bloßer Vermutungen und Fiktionen muß man als Täuschung bezeichnen.

Zwischen den beiden Polen Fiktion und Faktizität muss als übergeordnete Aufgabe das Streben nach Frieden im Sinne Karl Jaspers stehen:

„Friede ist nur durch Freiheit, Freiheit nur durch Wahrheit möglich. Daher ist die Unwahrheit das eigentlich Böse, jeden Frieden Vernichtende: die Unwahrheit von der Verschleierung bis zur blinden Lässigkeit, von der Lüge bis zur inneren Verlogenheit, von der Gedankenlosigkeit bis zum doktrinären Wahrheitsfanatismus, von der Unwahrhaftigkeit des einzelnen bis zur Unwahrhaftigkeit des öffentlichen Zustandes.“(18)


Anmerkungen

1) www.hz.de/politik/russland-der-streit-um-die-vergangenheit-42169133.html
2) www.dw.com/de/streit-um-geschichte-polen-kontra-putin/a-51841782
3) Ein Krieg der Worte. 75 Jahre nach der Befreiung Europas vom Nazi-Terror liefern sich Russland und Polen verbale und diplomatische Schlachten  um das korrekte Gedenken, Neue Osnabrücker Zeitung vom 14. Januar 2020, Seite 3
4) Polens Bündnispolitik 1920 -1939 unter www.vorkriegsgeschichte.de/polens-buendnispolitik-1920-1939/ aufgerufen 2.10.2019
5) Zitiert nach Paul Reynaud: Memoires (1963), Bd 2, Seite 457
6) Dieter Blumenwitz: Denk ich an Deutschland Antworten auf die Deutsche Frage, hrsg. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1989, S. 64
7) Nach Angaben auf Grund polnischer Quellen („Polen, Deutschland und die Oder-Neiße-Grenze; Ostberlin, 1959, S. 863, 928 f.)
8) Woijech Jaruzelski: Mein Leben für Polen, München 1993, S.40/41
9) www.spiegel.de/politik/ausland/polen-frank-walter-steinmeier-mahnt-deutschland-zur-verantwortung-fuer-europa-a-1284689.html
10) Christoph von Marschall:Milliardenforderungen aus Polen Muss Deutschland noch für Kriegsverbrechen zahlen? www.tagesspiegel.de/politik/milliardenforderungen-aus-polen-muss-deutschland-noch-fuer-kriegsverbrechen-zahlen/24931278.html
11) Christoph von Marschall: Milliardenforderungen aus Polen Muss Deutschland noch für Kriegsverbrechen zahlen? Vom 23. August 2019 unter www.tagesspiegel.de/politik/milliardenforderungen-aus-polen-muss-deutschland-noch-fuer-kriegsverbrechen-zahlen/24931278.html
12) Michael Backfisch und Jochen Gaugel: Polen für Stationierung von Atomraketen in Europa offen vom 23.08.2019 - 23:00 Uhr  www.zeit.de/news/2019-08/24/polen-offen-fuer-stationierung-von-atomraketen
13) Der Rüstungsdeal soll sich voraussichtlich auf rund 6,5 Milliarden US-Dollar belaufen unter
    file:///Volumes/INTENSO/US-Regierung%20genehmigt%20milliardenschweren%20Kampfjet-Verkauf%20an%20Polen.html
14)Monika Sieradzka:US-Konzerne modernisieren Polens Militär
    15.9.19 www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/politik/polen-armee-aufruestung-100.html
15) www.n-tv.de/politik/Polen-wuenscht-sich-ein-Fort-Trump-article20630535.html
16) www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/streit-um-putin-aussagen-polens-praesident-verteidigt-seine-reaktion
17) Mit dem Vertrag von Deulino 1618 endete der Konflikt. Polen-Litauen wurden territoriale Zugeständnisse gemacht – es erreichte  damit seine größte territoriale Ausbreitung, während das Russische Zarenreich seine Unabhängigkeit sichern konnte.
18) Karl Jaspers: Die Voraussetzung des Friedens (1958) www.zitate.eu/autor/karl-jaspers-zitate/134363

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Prabel

Es ist traurig. Einiges wird im Eintrag zu sehr vereinfacht. Polen war wie ganz Europa zwischen den Kriegen kein Mädchenpensionat, es war sich jedoch bewußt, daß man Deutschland nicht mit Frakreich aufteilen kann und Rußland nicht mit Japan. Daß Putin oder Dr. Merkel nicht nach Wielun eingeladen wurde kann ich verstehen. 1945 war kene Befreiung sondern die zweite Runde der Versklavung. Das Problem der Reparatiionen löst sich erst nach dem Rücktritt von Dr. Merkel. Die Flüchtlingsverteilung und das Rechtsstaatsverfahren müssen zuerst vom Tisch. Wenn man ständig mit Sanktionen droht lädt man sich Gegendrohungen auf.

Gravatar: Thorsten Wirsing

Der Artikelautor Herr Wolfgang Effenberger ist ein studierter Politologe.
Der Titel des Artikels ist: „Putin vs. Polen: Streit um die Geschichte“. Zum eigentlichen Thema bringt der Artikel so gut wie nichts. Effenberger bespricht ganz kurz das Münchener Abkommen und erwähnt die Besetzung des bis dato tschechischen Anteils an Cieszyn durch Polen. Effenberg schreibt am Ende des Kapitels ohne Putins Aussagen zu bewerten: Aus dieser deutsch-polnischen „Waffenbrüderschaft“ Anfang Oktober 1938 leitet Putin eine polnische Mitschuld am 2. Weltkrieg ab.
Es gab keine polnische Waffenbrüderschaft und man stellt sich die Frage: Ist Polen am Ausbruch des II. Weltkrieges (man schreibt es mit römischen Ziffern) mitschuldig? Ja oder nein?

Mit dem Kapiteltitel: „Der Weg in den Zweiten Weltkrieg“ endet das eigentliche Thema des Artikels. Etwa drei Viertel des Textes betrifft andere Themen, aber nicht das Artikelthema „Putin vs. Polen“
Dieses Kapitel beendet Effenberger mit dem Satz: Polen ist keineswegs der Unschuldsknabe, für den es sich gern hält. Nehmen wir Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki "... wir müssen die Wahrheit verlangen ...“ beim Wort!
Dem folgen weitere Ausführungen aus den Memoiren von Wojciech Jaruzelski (Zeugnis vom ehemaligen polnische Staatsoberhaupt General Woijech Jaruzelski).

Im Text findet man eine Bemerkung von Effenberger: „während Russland sich im Bürgerkrieg befand, hatte Polen die Ostgrenze ca. 200 Kilometer nach Osten verschoben und damit das sogenannte „Ostpolen“ erobert – von 12 Millionen
Einwohnern erklärten sich bei der polnischen Volkszählung von 1936 nur 1,5 Millionen als Polen, W.E.]
Ich möchte hier nicht auf die Zahlen eingehen, aber hatte dann Sowjetrussland nach Herrn Effenberger Anspruch auf die Belarussen oder die Ukrainer? Abgesehen davon hießen die Einwohner von Lemberg noch in Österreich Rusinen und man weiß, dass dies 1939 verboten wurde und in Polen nach 1945 auch. Nach dem polnisch-sowjetischen Krieg hatte man einen neuen Staat konzipiert und dieser hieß seit 1922 Sowjetunion.
Sowjetunion entstand, nachdem sich die Bevölkerung in Belarus und in der Ukraine während des Krieges ablehnend gegenüber den sowjetrussischen Truppen verhielt. Der Name Russland verschwand aus dem Staatsnamen. Wie war denn die Sowjetherrschaft in der Ukraine in den 1930 er Jahren?

Am Ende findet man das Kapitel „Wann wurde Polen denn von Russland überfallen?“ Man merkt hier Effenberger so gut wie keine Ahnung hat und eine ziemlich verwirrte Argumentation bringt, dass
„für viele Russen dagegen der Polnisch-Russische Krieg von 1609–1618 unvergessen (ist). (…) Erst am 4. November 1612 wurde Moskau von der polnischen Besatzung befreit. Dieser Tag wurde unter Putin 2005 wieder als Gedenktag festgelegt.“
Herr Effenberger, Putin ist und bleibt ein alter Stalinist. Der Gedenktag auf den 4. November zu bestimmen hängt mit der Erweiterung der EU 2004 zusammen. Und es gab Polnisch-Litauisches Reich, nicht Polen alleine, das beispielsweise 1512 von Russland überfallen wurde.

Ich finde es sehr schade, dass die stalinistische Geschichtsschreibung nach dem Motto Russland und Sowjetunion befreit die Welt auf der Seite der „Freien Welt“ verbreitet wird.

Gravatar: harald44

Polen war 1939 das, was Belgien 1914 für Großbritannien war: Beide Staaten lieferten der damaligen Großmacht Großbritannien den gewünschten Vorwand, um dem Deutschen Reich den Vernichtungskrieg erklären zu können, der in London schon Jahre vor dem eigentlichen Kriegsausbruch vorbereitet war. Insofern hatte Großbritanniens Premier Major vollkommen recht, wenn er von einem "Dreißigjährigen (1914- 1945) Krieg" gegen Deutschland sprach.
Und Polen konnte das Deutsche Reich in einen erneuten Krieg hineinziehen, lebten doch ca. 3,5 MIllionen Volksdeutsche in den ihm von den Versailler Siegermächten zugesprochenen Provinzen Posen und Westpreußen, die es nach Belieben schikanieren und blutig verfolgen konnte, solange bis Hitler gezwungen war gegen Polen einzuschreiten, nachdem von diesen jeder noch so vernünftige Vermittlungsversuch einen bewaffneten Konflikt zu vermeiden, unter Federführung Großbritanniens abgelehnt worden war.
Und auch diese 1919 erzwungene Abtretung der beiden Provinzen mitsamt der Abtrennung Ostpreußens vom Reichskörper war von den siegreichen Ententemächten unter Führung Großbritanniens gezielt - in der Politik geschieht nichts zufällig - in die Wege geleitet worden, um dadurch jederzeit und mit geringem Aufwand einen neuen Kriegsgrund gegen Deutschland schaffen zu können. Dafür - für seine Mithilfe - wurde Polen nach 1945 mit den Gebieten Ostbrandenburg, Schlesien, Pommern und der Hälfte Ostpreußens von den alliierten Siegermächten belohnt.
Weltkriege entstehen nicht einfach so, sondern sie wurden von langer Hand vorbereitet, und deren Drahtzieher saßen unter Führung von Alfred MIllner und zahlreicher seiner einflußreichen Anhänger, zu denen auch W. Churchill gehörte, In London, der Hauptstadt der damaligen Weltmacht Nummer Eins.

Gravatar: Catilina

Fragen Sie jemanden, der Haus und Hof verloren hat und in hohem Alter als deutscher Tourist zurückkam, um zu sehen was daraus geworden ist. Der Pferdestall, in dem einst Trakehner gezüchtet wurden, ist jetzt voller Ziegen. Was der alte Mann in seinem ostpreußischen Singsang über die polnischen neuen Herren von sich gab, ist leider nicht druckreif.

Gravatar: Wilfried Düring

Ich bin schon entsetzt darüber, daß dieser Beitrag in dieser Form auf der Plattform 'FreieWelt' erscheint. Meines Erachtens hätte die Redaktion mindestens für eine - hochkarätige - Gegenstimme im Rahmen einer 'Pro- und Contra-Diskussion' sorgen müssen.
Falls die antipolnische Tendenz dieses Beitrags die (neue) Linie von Redaktion und Geschäftsführung sein sollte, werde ich die 'Freie Welt' nicht mehr unterstützen und weiterempfehlen können!
Herr Effenberger kann hier seitenlang polnische Nationalisten und Deutschen-Hasser (die es sicher gab) zitieren. An den folgenden Fakten kommt er nicht vorbei.
(ich bin nicht der geforderte 'Hochkaräter'; gebe als Autodidakt aber trotzdem mein Bestes.)

Reichskanzler Hitler erklärte am 26.09.1938 im Berliner Sportpalast: ‘Es ist die LETZTE TERRORIALE FORDERUNG, die ich in Europa zu stellen habe, aber es ist die Forderung, von der ich nicht abgehe ...’. Es ging um die Abtretung der Sudentengebiete an das Deutsche Reich! Am 30.09.1938 unterzeichnete u.a. der britische Premier Chamberlain das Münchener Abkommen. Hitler bekam seinen Willen. Und dann BRACH ER sein Versprechen und dieses Abkommen (‘Zerschlagung der Rest-Tschechei’). Warum sollte nach dem März 1939 noch IRGENDJEMAND mit Hitler Verträge abschließen? Hitler hatte bewiesen, daß er sein gegebenes Wort (‘letzte territoriale Forderung’) ebenso rücksichtslos bricht, wie internationale Verträge (hier das Münchener Abkommen). Es gab nach der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei und dem Einmarsch in Prag nur noch EINEN relevanten Staatsmann, der mit Hitler Verträge schloß. Dieser Mann hieß Stalin. Und im Pakt vom 23.08.1939 wurde die Aufteilung Polens (und der baltischen Länder) ‘vertraglich’ geregelt. Stalin 'holte' sich am 17.09.1939 seinen Anteil der Beute (sowjetische Besetzung Ostpolens) - und wenige Monate später die unabhängigen baltischen Staaten (die Hitler skrupellos 'geopfert' und verraten hatte !!!).
Nach diesem Tag konnte Hitler die ‘vollständigen gebietsmäßigen Restitution eines souveränen Polens’ als ‘Preis’ für einen Frieden mit England natürlich anbieten - nur wer sollte ein solches ‘Angebot’ ernst nehmen? Das Gebiet, welches als ‘Ost-Polen’ von 1922-1939 zum polnischen Staat gehörte, gehört noch heute zu den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Dieses Gebiet wurde nie an Polen zurückgegeben!

Auch das Schlagwort von der 'Unterdrückung der Deutschen' durch das Polen der Zwischenkriegszeit bedarf eines Kommentars. Ja diese Unterdrückung gab es. Diese Unterdrückung hat die Regierung Hitler aber nicht daran gehindert, einen (durchaus freundschaftlichen) Nichtangriffspakt mit eben diesem Polen abzuschließen (26. Januar 1934). Die in Polen lebenden Deutschen haben Hitler einen Dreck interessiert, solange er anderweitig 'beschäftigt' war! Sein Herz für die 'armen unterdrückten Deutschen' entdeckte er erst, als er nach der wort- und vertragsbrüchigen Besetzung der Rest-Tschechei für die Westmächte (insbesondere die damalige Weltmacht England) politisch eine Art 'toter Mann' war. Hitler suchte einen neuen 'Partner' und kam mit Stalin ins Geschäft. Und die Deutschen in Polen wurden zum Objekt der antipolnischen Kriegs-Propaganda (die es von 1933-1938 so nicht gegeben hatte !) - weiter nichts.

Abschließend möchte ich anmerken, daß bzgl. der aktuellen Politik und der aktuellen Krisen (Migration, EU-Euro, Klima, innere Sicherheit) mit Respekt und Achtung nach Polen blicke. Ich bin froh, daß es in Polen und Ungarn Regierungen gibt, die nationale Interessen vertreten - wenn es sein muß, auch gegen die Brüsseler Bürokratie. Noch ist Polen nicht verloren!

Gravatar: Elmar Oberdörffer

@stan2018: Ich empfehle Ihnen die Lektüre des sorgfältig recherchierten Buches "1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte" von Gerhard Schultze-Rhonhof. Da werden Sie sehen, daß Polen gar nicht so unschuldig am Ausbruch des 2. Weltkrieges gewesen ist.

Gravatar: stan2018

Dieses im Grunde antipolnische Narrativ passt sehr wohl in die sich langsam heranschleichende, neue Auslegung der deutschen Geschichte um die Schuld am Ausbruch des II WK mit seinen Opfern zu teilen. Das alles wird heute von vielen Kreisen mit der anti-polnischen Kampagne Putins synchronisiert. Und die zitierten „Dokumente“ wurden natürlich nach dem II WK von den „objektiven“ sowjetischen „Historikern“ gemacht... Sollen wir uns im Angesicht der Geschichte und der heutigen anti-polnischen Hetze wundern, dass Polen sowohl den östlichen und auch den westlichen Nachbarn nicht trauen und sich lieber unter den Schutzschirm der atlantischen Macht begeben? Die hat Polen noch nicht in ihrer Geschichte erschossen...

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