Natürlich hoffe ich doch sehr, meine Leser fühlen sich nicht hinters Licht geführt – sie könnten es aber schon! Was ist passiert? Am 5.2. habe ich einen Bericht über die Mittwochskatechese des Papstes veröffentlicht. Dabei habe ich recht ausführlich seine Worte zitiert und die Quelle auch verlinkt (hier nochmal) aber einen Absatz habe ich – bewusst – nicht mit aufgenommen, dessen Inhalt gerade hohe Wellen schlägt:
Ein guter Vater versteht es, zu warten und aus ganzem Herzen zu vergeben. Freilich weiß er auch, wie man mit fester Hand Fehler korrigiert: er ist kein schwacher, nachgiebiger, sentimentaler Vater. Ein Vater, der korrigieren kann, ohne zu verletzen, kann auch beschützen, ohne auf sich selbst Rücksicht zu nehmen. Einmal habe ich einen Vater sagen hören: „Manchmal muss ich meine Kinder ein wenig schlagen… aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen.“ Das ist schön. Dieser Vater nimmt Rücksicht auf die Würde seiner Kinder. Er muss strafen, aber er übertreibt nicht.
(Hervorhebung durch mich)
Warum habe ich diesen Absatz nicht zitiert? Vielleicht aus Angst, dass man “meinem” Papst aus diesen Worten einen Strick drehen könnte? In der Tat hatte ich diese Befürchtung, und ich habe nur darauf gewartet, bis die einschlägigen (!) Medien auf diesen Passus aufmerksam werden. Das war allerdings nicht der Grund, warum ich es nicht zitiert habe. Es ging mir auch nicht darum, dieses Thema auszuklammern, das ich allerdings für mich persönlich nicht für relevant halte. Ich habe meine beiden Kinder noch nie geschlagen und ich habe es auch nicht vor.
Insofern könnten mich die Worte des Papstes schockieren: Legitimiert er hier die Prügelstrafe in der Erziehung? Wer den gesamten Absatz über die Würde des Kindes liest oder besser noch die ganze Katechese nachvollzieht kann nur zu dem Schluss kommen, dass das wohl nicht gemeint sein kann. Konterkariert der Papst mit seinen Worten nicht die Bemühungen der Eltern, die unter hoher Anspannung die Nerven bewahren und ihre Kinder nicht schlagen? Ich selbst kann jedenfalls in dem Satz weder eine Aufforderung noch eine Rechtfertigung zum Schlagen erkennen. Der Satz ist kein Freibrief, weder zum Schlagen, schon gar nicht zum Prügeln.
Wenn ich also an dem Zitat nichts wirklich Staatstragendes erkennen kann, warum habe ich es dann nicht zitiert? Ganz einfach: Dieser Satz ist ein Schwachpunkt einer – wie bei Franziskus üblich – mehr oder weniger frei gehaltenen Katechese. Dieser Satz wird dem Rest der Katechese nicht gerecht, und mit Blick auf den emeritierten Papst Benedikt wünschte ich mir in Fällen wie diesen, der Papst würde seine Predigten und Ansprachen doch besser vorbereiten und vielleicht gegenlesen lassen. Mir gefällt das Beispiel nicht – auch wenn ich die Aufregung darum nicht nachvollziehen kann. Man kann das Beispiel auf die südamerikanische Herkunft des Papstes schieben, aus einem Land, in den man – machen wir uns nichts vor – die westeuropäische Aufregung um dieses Thema kaum wird nachvollziehen können. Und trotzdem bleibt auch bei mir der Eindruck: Dieses Bild hätte sich der Papst sparen können!
Aber dann wäre er nicht Papst Franziskus, der Papst “vom anderen Ende der Welt”, er wäre nicht der spontane Papst, den ich gerade zu lieben lerne, auch wenn ich immer mal wieder wehmütig an den bedachten und immer durchdachten Papst Benedikt denke (gerade bei solchen medialen Steilvorlagen), er wäre nicht mehr der Bischof, der im Konklave zum Papst gewählt wurde. Nein, um es noch mal zu sagen: Ich habe den Passus aus dem einzigen Grunde nicht zitiert, weil er mir nicht gefällt! Aber dass man jetzt medial einen Papst zu skizzieren versucht, der Prügel für Kinder für legitim hält, ist blühender Unsinn und wohl nur mit aufgestauter Feindseligkeit zu erklären.
Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de
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