Probleme mit Andersartigkeit oder mit Andersdenkenden?

Lieber Jan Fleischhauer, Ihre Kolumne hat mich, um mit Ihren Worten zu reden, so auf die Palme gebracht, dass ich Ihnen öffentlich antworten möchte.

Veröffentlicht:
von

Sie fragen sich, ob die Wiedervereinigung ein Fehler war, weil es angeblich einen “speziellen Rechtspopulismus in Ostdeutschland” gäbe. Sie machen einen “Wunsch nach Gleichförmigkeit” aus, deshalb seien die Ossis ” gegen Flüchtlinge”. Sie betonen,Sie. seien gern in den Neuen Ländern und es gäbe ja auch ” weltoffene, gebildete, freundliche, dem Neuen aufgeschlossene” Ostdeutsche. Aber mindestens jeder Dritte dieser Spezies sei eine rechtspopulistische Zumutung. Das machen Sie an der abenteuerlichen Behauptung fest, jeder dritte Wähler würde eine Partei wählen, die “Probleme mit der Andersartigkeit” hätte. Gemeint sind Linke und AfD. Um die Rechenaufgabe zu vereinfachen, nehmen wir an, beide Parteien hätten, was noch nirgends der Fall ist, zusammen 40 % der Wählerstimmen. Das macht bei einer Nichtwählerquote von 50%, wie sie im Osten bereits üblich ist, 20% der Wahlberechtigten. Also, nur jeder fünfte Wähler wählt AfD oder Linke. Falls man eine solche Wahl wirklich als Beweis für Fremdenfeindlichkeit nehmen will, sind also 4/5 aller Ostdeutschen keine Fremdenfeinde. Ihre Behauptungen sind daher diffamierend, aber leider Teil der inzwischen üblichen Propaganda, die Sie und Ihre Kollegen in den Medien betreiben. Was wollen Sie eigentlich mit der tiefen Spaltung der Gesellschaft erreichen?

Und nun muss ich leider polemisch werden. Aus ihrer Sicht sind die Westdeutschen Musterschüler, was Liebe und Verständnis für alle Menschen mit Migrationshintergrund (oder muss es politisch- korrekt schon wieder anders heissen?) betrifft. Wirklich? Mitte der 80er Jahre heiratete eine Freundin meiner Schwägerin einen Thailänder, der sich in die DDR verirrt hatte. Sie war sehr stolz auf ihre Eroberung und wurde heftig beneidet. Als sie nach einem Jahr mit ihrem Mann nach Westberlin umzog, musste sie erstaunt feststellen, dass sie plötzlich Fragen zu beantworten hatte, warum eine gut aussehende Frau wie sie denn so einen Fidschi heiraten konnte. Gut, mögen Sie erwidern, vor 25 Jahren war auch im Westen noch nicht alles Multikulti- Sonnenschein. Hat sich das geändert? 
Im Jahr 2009 kandidierte ich noch mal aus Spass in Friedrichshain- Kreuzberg für den Bundestag. In dieser Zeit lernte ich die Kreuzberger ziemlich gut kennen. Ich besuchte eine Schule, in der das einzige deutsche Kind einer Klassenstufe der Sohn einer meiner Wahlkampfhelfer war- und der war mit einer Russin verheiratet. Die Kinder der Grünen und linken SPDler wurden von ihren Eltern nicht dort eingeschult, wo sie wohnten, sondern in Charlottenburg, wo es noch “homogen” (zuging. Die Westdeutschen haben jahrelang so genannte Gastarbeiter ins Land geholt und sind keineswegs auf die Idee gekommen, sie auch kulturell zu integrieren. Man ging zum Italiener, Griechen, später auch Araber, essen und liess seelenruhig Parallelgesellschaften zu. Ich sehe nicht ansatzweise, dass über diese vergangenen Fehler und ihre Korrektur nachgedacht wird. Aber heute ist doch die Rede von Integration? Frau Claudia Roth spricht sogar vom “Integrations- Turbo”. Nur, das ist die Roth, die kürzlich in Hannover mit anderen linken und grünen Politikern hinter einem Riesentransparent: “Deutschland, Du mieses Stück Scheisse” herlief. Wohinein sollen sich die Neuankömmlinge integrieren? In ein mieses Stück Scheisse? 
Ich bin wahrhaftig nicht die Einzige, die das als eine unerträgliche Heuchelei empfindet. Ich kenne jede Menge kluge, gebildete, freundliche Wessis, dei meine Sorgen um die Rechtsstaatlichkeit in unserem Land teilen.
Wir haben einen Justizminister, dessen Amtshandlungen erkennen lassen, dass er von Gewaltenteilung keine Ahnung hat oder sie nicht akzeptiert. Er hat auch keine Ahnung, was im Grundgesetz steht. Deshalb kann er auf den Gedanken kommen, ein Spitzelnetz für das Internet zu kreieren und sich dabei von einer ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeiterin der Staatssicherheit beraten zu lassen. Er ist auch schon an der Spitze einer Linksradikalen- Demo gesichtet worden und hat auf Nachfrage zu Protokoll gegeben, er könne ja nicht wissen, wer so alles mitlaufe.
Wir haben eine Familienministerin, die aus einem 43- Millionen- Topf für den “Kampf gegen Rechts”, unter anderem über die Stiftung der eben erwähnten Stasi-IM, neben anderen linksradikalen Aktivitäten Tötungsaufrufe gegen Journalistenkollegen finanzieren lässt und nicht daran denkt, diese Finanzierung zumindest auf den Prüfstand zu stellen, nachdem der SPD- Bürgermeister von Leipzig einräumen muss, dass die Antifa “Strassenterror”  betreibt. Wer mit faustgrossen Steinen auf Menschen wirft, nimmt deren mögliche Tötung in Kauf.
Was macht Ihr Blatt? Berichtet zwar über die Antifa- Exzesse in Leipzig, erweckt aber in der Überschrift den Eindruck, die Rechten wären verantwortlich gewesen. Das ist kein Einzelfall, sondern trifft mehr oder weniger auf alle Meldungen, die zu diesem Thema verfasst wurden, zu. Da wundern Sie sich, dass die Leute, besonders im Osten, den Medien nicht mehr trauen? Kurz nach dem Mauerfall haben die DDR- Medien gelobt, nur noch wahrheitsgemäss zu berichten. Und heute? Sie haben vor einem Jahr in einer anderen Kolumne geschrieben, die Leute gingen in Dresden, Leipzig oder Bonn auf die Strasse, weil sie keine ordentliche Zeitung mehr läsen und keine Tagesschau mehr sähen. Sie würden sich nur noch aus dubiosen Netzquellen informieren. Nun, wenn ich lediglich die Tagesschau oder heute sehen und nur die Qualitätspresse lesen würde, hätte auch ich den Eindruck, dass in Dresden der braune Mob tobt, während die"danke liebe Antifa” (Tagesspiegel), Blümchen und bunte Luftballons austeilt, um auf die Gefahr von rechts aufmerksam zu machen. In Wirklichkeit ist es ein antifaschistisch Mob, der immer gewalttätiger wird und sogar zur Tötung von Andersdenkenden aufruft.
Dass es die Leute auf die Strasse treibt, weil sie sich von den Medien fehlinformiert fühlen, um es höflich auszudrücken, ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen. Aber genau das ist der Fall. Die Medien haben ihre Kontrollfunktion weitgehend aufgegeben und sind zu Verkündern der Regierungsmeinung mutiert. Für Menschen, die in der DDR auch für Pressefreiheit auf die Strasse gegangen sind, ist das eine besondere Zumutung. Ihr Kollege Wolfram Weimer hat in seinem Artikel ” Schluss mit dem Gutmenschen- Gegurke” eine treffende Analyse des Zustands unserer Medien geliefert. Ist er jetzt auch ein Rechspopulist, obwohl sichtbar kein Ossi?

Was die Fremdenfeindlichkeit der ostdeutschen Demonstranten betrifft: Gegen Islamismus zu sein, ist keine Fremdenfeindlichkeit. Etwas gegen den täglich stärker werdenden importierten Antisemitismus zu tun, ist keine Fremdenfeindlichkeit. Vor einer Überforderung der Gesellschaft zu warnen, ist keine Fremdenfeindlichkeit.
Die Kehrseite des freundlichen Gesichts unserer Kanzlerin ist die hässliche Fratze der traumatisierenden Massenunterkünfte für die Neuankömmlinge, in denen weder die Christen vor weiterer Verfolgung, noch die Frauen und Kinder vor sexuellen Übergriffen geschützt werden können. Oder die Endlosschlange vor der Lageso in Berlin, die nicht bewältigt werden kann, obwohl fast alle Mitarbeiter des Amtes nur noch mit Flüchtlingsregistrierung beschäftigt sind. 
Die Folgen der chaotischen Einwanderungspolitik tragen zuerst und am schmerzhaftesten die Menschen, die der wiederholten freundlichen Einladung unserer Kanzlerin gefolgt sind, mit Erwartungen, die gar nicht erfüllt werden können. In einer solchen Situation nicht umzusteuern ist von einer Verantwortungslosigkeit, die fassungslos macht. 
Aber Ihre Kolleginnen sind auf dem Parteitag der CDU auch aufgestanden und haben mitgeklatscht, obwohl sie keine Delegierten waren, sondern zur Neutralität verpflichtete Beobachter. Sie hätten bemerken und berichten müssen, dass es in Merkels Rede keine einzige Problembeschreibung gab, geschweige denn einen Lösungsvorschlag. Die Süddeutsche liess sich sogar zu dem Satz hinreissen: “Angela Merkel führt. Die Partei folgt.” 
Die Menschen in Dresden und anderswo gehen auf die Strasse, weil sie nicht geführt werden und folgen wollen, sondern weil sie selbst bestimmen wollen, wie ihr Leben und die Gesellschaft aussehen sollen. Warum die besten Demokratie, die Deutschland je hatte, unbedingt grundlegend geändert werden soll, ohne dass sie gefragt werden, finden sie unerträglich. Ich auch.
Natürlich sind unter tausenden Demonstranten auch ein paar, die man lieber nicht dabei hätte. Aber das sind wenige. Ich erinnere an Ihren eifrigen Kollegen, der bei einer Pegida- Demo undercover dabei war und, als sein Kamerateam nicht die gewünschten fremdenfeindlichen Statements fand, selbst solche ablieferte. Andere Berichterstatter bedrängten die Demonstranten regelrecht und beschwerten sich dann, wenn jemand die Kamera vor seiner Nase wegschob. 
Man sollte sich nicht wundern, dass unter diesen Umständen das Vertrauen in die Medien nicht mehr gegeben ist, nicht nur unter den Demonstranten, sondern insgesamt. Wenn über die Hälfte der Bürger den Medien nicht mehr vertrauen, ist es nicht höchste Zeit mal selbstkritisch in sich zu gehen, statt Andersdenkende zu diffamieren?
Lieber Herr Fleischhauer, stimmen Sie folgendem Sätzen zu?  “Für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und politisch Verfolgten. Das ist Menschenpflicht.” Er stammt aus dem 19- Punkte Papier von Pegida. Fremdenfeindlich?
Vielleicht haben Sie ja einfach nur Probleme mit Andersdenkenden, oder, um wieder eines Ihrer Worte zu benutzen, Andersartigen.

Beitrag zuerst erschienen auf achgut.com

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Ursula

Herzlichen Dank, Frau Lengsfeld, für diese Replik!

Ich bin als eine "Wessi" stolz auf die vielen Ostdeutschen, welche den Mut haben, so ausdauernd unter dem Dauerbeschuss von wüsten Beschimpfungen und Verunglimpfungen selbst von höchster Ebene (Stichworte: "Pack", "Fremdenhasser", "dunkle Seite Deutschlands" usw.) auf die Straße zu gehen! Sie reagieren dank ihrer DDR-Erfahrungen wohl noch empfindlicher auf die mehr oder weniger subtile Gehirnwäsche des herrschenden Mainstreams mit "Lügenpresse" und "Staatsfunk" als die Westdeutschen.
Bitte weiter so!

Gravatar: Bartholomay

Einfach Danke,aber das mit großer Wucht für dies Analyse des 68er Geist bekifften Haluzinationsjournalismus, der mit manipulativer Hetze und Propaganda die Realitäten unter den Teppich kehrt,und Andersdenkende als Rechtsextreme und Nazis etikettiert, und diesen böswilligen
Lügendreck als Wahrheit in die Presse schmiert.Das erlauben sich solche feigen,weichgespülten Hofberichterstatter aber nur weil sie,weil sie eine unrechtsstaatliche Justiz im Rücken haben,die das geltende Recht und Gesetz flächendeckend mißbraucht.
Das Ziel der 68er ist erreicht.Der lange Weg der Eroberung der Instanzen,wurde nach ihrem Scheitern damals,unter Helmut Schmidt ,als Ziel ausgegeben.Diese Studierten von einst sind heut überall in Positionen zu finden,auch die A.M. Physikerin will die Gefahr von Rechts mit allen Mitteln bekämpfen,um dem rotfaschistoiden Terrorhorden den Weg frei zu machen.
68 oder 89,wenn man es dreht macht man aus friedlicher Revolution von 89,eine rot-grüne mit C getarnte Antifa Europa Totalitarismus Union,und dann brennt nicht nur der Baum !
Nicht in diesem Sinne,aber Sinne von Weihnachten,frohe Festtage,in der Hoffnung das in D. einige Chaosverantwortliche zur Besinnung kommen,bevor es zu spät ist - denn die bestraft der Teufel ewiglich.

Gravatar: svenski Romanow

Ja Frau Lengsfeld, und wir haben sie erlebt.... all die Mitläufer, Spitzel,Denunzianten und der restliche politische Gullydreck, sind hinterher wieder zu feige zu sagen:"Ja wir waren überzeugt". Nein, sie werden wieder "relativieren, erklären und ... in Ämter aufsteigen und ungeschoren davon kommen. Alle Diktatoren sind bisher nie zur Verantwortung gezogen worden. Chile, oder generell Südamerika waren für die "heldenhaften" Deutschen (ob Nazis oder Honecker) immer die letzte Zuflucht. Am gerechtesten war die Verfahrensweise Nicolae Ceaușescu am 25. Dezember 1989.
Das vor Augen, sollten die derzeitigen Politiker ihre Zukunft befragen. Sie werden wieder nicht dabei gewesen sein......

Gravatar: Tomas Poth

Danke für diese beherzte Erwiderung auf den im SPON geäußerten Stuss!
Die Demokratie in Deutschland wird durch rotgrünen, willfährigen, regierungstreuen Jubeljournalismus gefährdet und nicht durch anders denkende.
Wir wollen mehr Demokratie wagen, so einst die Worte von Willy Brand, dafür wurde er gewählt.
Was ist aus diesem versuchten Aufbruch geworden?
Wir marschieren momentan direkt in eine Elitenautokratie, die den Bürger entmündigt und ihn nur noch mit lauen Medien bespielt.
Jede kommende Wahl muss genutzt werden, um die rotgrün Verschiebung in allen Parlamenten zu stoppen und zu korrigieren. Es gibt Alternativen!

Gravatar: Hans

Frau Lengsfeld, ich kann ihnen zustimmen. In Mitteldeutschland gibt es wahrlich mehr Menschen, die eine Sensibilität für Wahrheit und Rechtsstaatlichkeit haben. Da haben die Wessis noch großen Lernbedarf.
Ich selbst bin Wessi und habe nach der Wende 10 Jahre in Mitteldeutschland gelebt. Die meisten Wessis kennen Mitteldeutschland nur aus den Medien oder von Kurztripps.

Gravatar: Stephan Achner

Eine sachliche Auseinandersetzung mit diesen Bekloppten von der Mainstream-Presse macht doch gar keinen Sinn mehr. Die kapieren doch gar nicht, was in Deutschland und in Europa vor sich geht. Diese Mainstream-Journalisten wollen doch nur eines: Es soll alles so bleiben, wie es in der links-grün versifften Kuschel-BRD mal war. Letztendlich verweigern sich diese sogenannten Journalisten den Veränderungen in der Lebenswirklichkeit überall in Europa. Hier liegt das Kernproblem dieser Leute. Denen kommt man mit Sachdiskussionen nicht mehr bei. Schade um die Zeit. Es hilft nur noch, diesen Pressemüll zu boykottieren und nicht mehr zu kaufen, damit die Müllerzeugnisse wirtschaftlich den Bach runter gehen.

Gravatar: Coyote38

DANKE, Frau Lengsfeld.

Ich hatte mich bei Spiegel-ONLINE im Kommentarbereich ähnlich, wenn auch kürzer als Sie, geäußert.

Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass mein Kommentar selbstverständlich NICHT veröffentlicht wurde.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang