Primitives Geschreibsel

Ich habe mir erlaubt, den Text des deutschen Chefredakteurs einer ansonsten auch seriösen Zeitschrift einmal umzuschreiben, um den primitiv einseitigen Unsinn aufzudecken, der da verzapft wird. Der linke Mainstream gibt kein Pardon im Gesinnungskrieg und läßt nur sich gelten.

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Der Originaltext lautet so:

„Das sind keine Nazis, aber...

In der Debatte um die neue Rechte wird der Satz “Ich bin kein Nazi, aber” immer wieder zu Analyse-Zwecken ins Feld geführt. Das bringt nichts, denn die allermeisten Flüchtlings- und Muslimhasser der Gegenwart sind in der Tat keine Nazis.

 

Ein Nazi sein ist so zwanzigstes Jahrhundert. Runenschrift, Rassenideologie, Millionen Tote, der Führer. Mir scheint, dass viele derer, die heute rechte Einstellungen haben, mit dem Dritten Reich und seiner Ideologie, die zur Vernichtung der Juden, dem tausendfachen Mord an Sinti und Roma, Homosexuellen, politischen Gegnern geführt hat, erst einmal nichts anfangen können. Sie sind heute rechts und nicht in den ersten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Der rechte AfDler, der rechte Christ, der rechte besorgte Bürger ist in den meisten Fällen kein Nazi in diesem, kurz skizzierten, historischen Sinne. Er ist ein Modernisierungsgegner, ein Globalisierungsgegner, ein Bewahrer des Status Quo. Er will keinen Lebensraum im Osten, er will innerhalb seiner Grenzen in Ruhe gelassen werden. Er trifft primär keine Urteile über Menschen aufgrund ihrer Religion oder Hautfarbe, sondern in dem Maße, wie sie ihm als Fremde auf die Pelle rücken und ihm etwas wegnehmen. Der Rassist heute ist aus seiner Sicht ein Verteilungskämpfer: er, der Deutsche, hat sich etwas durch das Deutschsein verdient, der andere, der in sein Land kommt, nicht.“

Wie liest dieser Text sich umgeschrieben?

„Das sind keine Stalinisten, aber...

In der Debatte um die neue Linke wird der Satz “Ich bin kein Stalinist, aber” immer wieder zu Analyse-Zwecken ins Feld geführt. Das bringt nichts, denn die allermeisten Deutschen- und Christenhasser der Gegenwart sind in der Tat keine Stalinisten.

Ein Stalinist sein ist so zwanzigstes Jahrhundert. Sozialistischer Realismus, Klassenideologie, Millionen Tote, das Väterchen. Mir scheint, dass viele derer, die heute linke Einstellungen haben, mit der Sowjetunion und ihrer Ideologie, die zur Vernichtung der Kulaken, dem tausendfachen Mord an Bürgerlichen, Homosexuellen, politischen Gegnern geführt hat, erst einmal nichts anfangen können. Sie sind heute links und nicht in den ersten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Der linke Grüne, der linke Atheist, der linke bewegte Bürger ist in den meisten Fällen kein Stalinist in diesem, kurz skizzierten, historischen Sinne. Er ist ein Modernisierungsfanatiker, ein Globalisierungsfanatiker, ein Zerstörer des Status Quo. Er will keine Weltrevolution, er will aber unbedingt den Menschen und die Gesellschaft mit allen Mitteln ändern. Er trifft primär keine Urteile über Menschen aufgrund ihrer Religion oder Hautfarbe, sondern in dem Maße, wie sie ihm als Andersdenkende auf die Pelle rücken und ihm etwas wegnehmen. Der Feind heute ist aus seiner Sicht ein Gesinnungskämpfer: er, der Linke, hat sich etwas durch das Linkssein verdient, der andere, der seine Gesinnung nicht teilt, nicht.“

 

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hoover

Es sollte vielleicht doch verraten werden, daß der eingangs zitierte Text von Herrn Görlach von "The European" stammt. Ich habe gerade das Original gelesen und festgestellt, daß Herr Kovacs uns noch vor den größten Brocken aus den textlichen Giftschrank Görlachs verschont hat. Den Kulturkampf-Linken brennen offenbar so langsam alle Sicherungen durch. Auch die aggressiv eingeforderte naive Gutgläubigkeit, die dem biblischen Realismus über das Böse entgegensteht, ist erschreckend. Jetzt werden Menschen, die eine realistische Schau vom Bösen besitzen, selbst zu den Bösen gemacht.

Gravatar: PD Dr. Jörg Gerke

Sehr geehrter Herr Kovacs,
auf der Seite Science files finden Sie einen Beitrag der Sozialwissenschaftler Dieffenbach zu Rassismus und Rassismuskritik. Dort wird referiert, wie Rassismuskritik von einer kritik am biologistischen Rassismus in den letzten 30 Jahren immer weiter ausgedehnt wurde. Am Rande erwähnt die Autorin auch noch, daß mittlerweile bis zum liberalen Marxisten jeden der Faschismusvorwurf treffen kann. Ich denke, daß kann eine Ergänzung zu Ihren Beitrag sein.

Gravatar: H.Roth

Sehr gut gelungen, dieser umgekehrte Spieß!
Dadurch wird in der Tat die primitive Propaganda gegen alles was "Rechts" ist als lächerlich entlarvt.
Man muss dem Chefredaktuer immerhin zugestehen, dass er sich wenigstens bemüht, etwas zu differenzieren, wohl im Wissen, dass platte Pauschalisierungen bei vielen Lesern nicht gut ankommen.

Was er aber nicht begreift, ist, dass man "konservativ" und "rechtsextrem" nicht in einen Topf werfen kann. "Konservativ" ist die stabile Mitte einer Gesellschaft und nicht eine Randerscheinung.

Dagegen weisen Nazionalsozialismus und Stalinismus erstaunlich viele "sozialistische" Parallelen auf. Man kann es auch so sagen, wie der Schweizer Luzi Stamm (SVP):

"Hitler und Stalin waren keine Gegener, sondern Konkurrenten. Der Gegner war die Demokratie."

Der sehr sehenswerte Vortrag von Luzi Stamm über "offene Grenzen" hier.
https://www.youtube.com/watch?v=N0VwnKXGEc8

Gravatar: Adorján Kovács

@Klimax
Na ja, scheinbar sind Attac und Grüne gegen Globalisierung, aber nur, wenn es gegen Amerika geht. Ansonsten sind alle ihre ideologischen Blasen - ungewollt? - Rückenwind für den „ökonomischen Internationalismus“. Sie sagen halt statt Humankapital Migrant oder Schutzsuchender. Es ist ja auch Blödsinn, Konservative als Fortschrittsfeinde zu diffamieren, aber linke Gesinnung stört das nicht.

Gravatar: Klimax

"Er ist ein Modernisierungsfanatiker, ein Globalisierungsfanatiker, ein Zerstörer des Status Quo. "

Sorry, aber das verkehrt die Realität völlig. Modernisierungsgegner? Linke. Globalisierungsgegner? Linke. Fast ausschließlich. Attac ist eine linke Gruppierung. Die Grünen, stets gegen Modernisierung und Globalisierung (der böse "Neoliberlismus"), sind eine linke Partei.
So sehr ich mich an Ihrer Lust zur Parodie erfeuen kann, so sehr scheinen sie doch linke Politik und linke Gesinnung in den angezeigten Punkten völlig mißzuverstehen.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Genau.
Einfach gestrickte, linke Dumpfbacken, deren Denkschablonen leicht zu durchschauen sind.

Spieglein, Spieglein an der Wand,
was wird nur gemacht, aus diesem Land.

Gravatar: ropow

Gratulation. Durch diese Dialektik haben Sie aus einem „primitiven Geschreibsel“ doch noch etwas Sinnvolles gemacht: Eine schmerzhaft deutliche Gegenüberstellung genau jener absolut unvereinbaren Positionen, die dieses Land spalten wie noch nie.

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