Preussag/TUI AG: Abzock Gesellschaft - mit Gewehr

Hannover im Herbst 1997, die Jagdsaison beginnt. Dr. Michael Frenzel, Vorstandsvorsitzender der Preussag AG erscheint im Sitzungszimmer - mit einem Jagdgewehr.

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Die Kollegen sind perplex.   Ich frage Frenzel, ob es etwas zu „regulieren“ gäbe. Der  läuft rot an und stammelt, er wolle sich nur für das schöne Geburtstagsgeschenk bedanken, das nun fertig sei - die Waffe, die er zum Geburtstag im März von Übervater Neuber erhalten hatte. Ich bitte ihn, das Schloss zu öffnen und frage ganz direkt, was das schöne Stück denn gekostet habe, nachdem es mit einem speziellen Schaft und anderen Extras versehen worden war. 50 000 DM war die knappe, wenn auch teuere Antwort. Das wären pro Kollege 7 000 DM, sage ich darauf und werde sofort vom Finanzkollegen belehrt, ich könne mein Geld „ruhig stecken“ lassen, die Waffe sei bereits bezahlt - von der Firma. Das beruhige mich aber, war meine ebenso spontane Antwort, da ich Wert darauf lege, dass das Geld nicht vom Vorstand komme. So weit zu den Fakten und zu meiner Frage zur TUI-HV 2003, wer Frenzels Gewehr bezahlt habe. Die zwischenzeitlich von der TUI dem Landgericht Hannover gegebene Antwort ist zwar richtig - was den Zahler angeht. Das war in der Tat der Aufsichtsrat, bzw. die Aktionäre. Nicht jedoch die Zahl. Mit 19 708,00  DM ist der Preis des Geschenks nur zu knapp 40 Prozent richtig. Die Frage, ob ein Geschenk für 50 000 DM aus Aktionärsvermögen angemessen ist für einen Vorstand, dessen Gesellschaft schon damals - operativ - tief in den roten Zahlen steckte, wird vom Aktiengesetz beantwortet.

Deutsche Aktien Gesellschaften sind zwischenzeitlich fast überwiegend zu reinen Abzock Gesell-schaften mutiert. Der Aufsichtsrat erhöht dem Vorstand die Bezüge und der Vorstand revanchiert sich beim Aufsichtsrat mit derselben Schmieren-Nummer. Bereits seit dem Geschäftsjahr 1996/97 verdient die Preussag kein Geld mehr im operativen Geschäft. Der Aufsichtsrat bezieht aber immer noch seine „Erfolgstantieme“. Er lässt dazu Gewinne ausweisen und zahlt Dividende aus dem Vermögen der Gesellschaft. Tafelsilber! Seit 7 Jahren nur noch Tafelsilber. Aus ehemaligem Staatsbesitz! Auch aktuell, in einer Situation, in der das Unternehmen rund 1 Milliarde Euro im operativen Geschäft verliert, wird Tafelsiber verscherbelt und von Gewinnen gefaselt. Da kommt es auch nicht mehr darauf an, dass Kollege Frenzel sich den Wagen der Frau in die Firma aufgetanken lässt. Man kommt ja sonst zu nichts bei der Minigage. Flüge im Firmenjet werden unternommen, gerade so, als ob die Firma den Familien Neuber und Frenzel persönlich gehöre. Ziehvater Neuber geht gern auf Kreuzfahrt - in der Eigner-Suite und damit „für lau“, versteht sich. Dafür hatte er sich von den Genossen in NRW schon einmal einen Reise-Konzern genehmigen lassen.
Folge: Milliardenfiasko mit LTU. Das hinderte den „Gangster in Nadelstreifen“ jedoch nicht daran, mit den Milliarden der staatlichen Salzgitter AG noch einmal „für lau“ auf Kreuzfahrt zu gehen. Folge: Milliardenfiasko mit TUI. Dafür wird eine hochprofitable Firma zerschlagen, Zehntausende Mitarbeiter verlieren ihren Job. Eine Kontrolle findet nicht einmal mehr im Ansatz statt. Der Ministerpräsident und das halbe NRW-Kabinett werden nicht nur mit Abzock-Flügen abhängig gemacht, Beamte und Abgeordnete „klassisch unter dem Tisch“ bestochen. Geldwäsche, Erpres-sung, Hantieren mit Schwarzgeld, Bilanz- und Börsenmanipulationen sind normales Tagesgeschäft, ebenso wie das Fälschen von Dokumenten - wenn nötig. Das OLG Celle hat auch damit kein Problem. Die „Wirtschaftsprüfer“ von PwC machen - bestochen und abhängig von den lukrativen Aufträgen - seit Jahrzehnten alle Betrügereien mit. Ebenso der Aufsichtsrat. Besetzt mit hoch-bezahlten Claqueuren. Namen wie Liesen, Dürr, Voss, Krumnow, Saßmannshausen und Kuhnt stehen vordergründig für Seriosität. Raffig stecken sich die Kontrolleure zu jeder Sitzung kleine Geschenke ein, die ein TUI-Aktionär gerne unter dem Weihnachtsbaum fände - Kameras, Farb-fernseher... Die Tatsache, dass die Tantieme bei den Verlusten der TUI reiner Betrug ist, stört hier keinen wirklich. Ebensowenig eine gefälschte Bilanz, die von den bestochenen Wirtschaftsprüfern nochmals testiert wird. Die Aktionäre haben es halt nicht besser verdient. Warum legen sie ihr Geld nicht seriös an? Die Ruhe, die diese Bilanzfälscher bislang trotz allem ausstrahlen, speist sich aus der Gewissheit, dass die Staatsanwaltschaft Hannover die Betrüger bis dato gewähren lässt - und dabei selbst kriminell handelt. Die Preussag/TUI AG - eine Abzock Gesellschaft mit Gewehr - dies übrigens „angemessener Repräsentationsaufwand“….  Noch Fragen?

Peine, den 18. November 2003                                             gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz

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