Plaßmann-Challenge

Christentum und gesellschaftliche Wirklichkeit unserer Tage widersprechen sich zu tiefst. Die christlichen Wurzeln unsere Kultur, unserer Gesellschaft, unserer Philosophie und last not least auch unserer Rechtsordnung sind längst verschüttet, ja regelrecht ruiniert. Der Grundkonsens abendländischer Kultur ist gekündigt und abgewickelt.

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© Thomas Plaßmann – mit freundlicher Erlaubnis

 

Antwort:

Ach ja, wissen Sie, wir leben eine existentielle Seinsweise in der Spannung zwischen Immanenz und Transzendenz auf Basis von Weisungen der inkarnierten zweiten Emanantion einer absoluten Entität. Nichts weiter besonderes, ich kann dabei meinen Job machen und Frau und Kinder habe ja ich auch. Ich hörte, Sie waren letzte Woche in Hongkong. Ist das nicht eine beeindruckende Insel? …

Der Smalltalk kann, wie die Journalistin und Schriftstellerin Monika Metternich schreibt, „in der Tat die Welt zusammenhalten (…), selbst wenn diese dem Untergange gefährlich nahe scheint.“ (Monika Gräfin Metternich. Vornehm geht die Welt zugrunde. Vom Geheimnis des guten Stils. Augsburg 2011. S. 47) Man lese das Kapitel über den Smalltalk. Es lohnt sich!

Wer allen ernstes glaubt, „Kirche“ oder „missionarische Pastoral“ könne sich auf einer Cocktailparty – gar in einer Situation wie der von Plaßmann gezeichneten – ereignen, der glaubt auch, daß Volksvertreter das Volk vertreten oder Zitronenfalter Zitronen falten.

Anders mag es sich bei einer guten Zigarre und einem Glas guten Rotweins in einem entsprechenden Umfeld darstellen. Doch das ist ein ganz anderes Thema.

Christentum und gesellschaftliche Wirklichkeit unserer Tage widersprechen sich zu tiefst. Die christlichen Wurzeln unsere Kultur, unserer Gesellschaft, unserer Philosophie und last not least auch unserer Rechtsordnung sind längst verschüttet, ja regelrecht ruiniert. Der Grundkonsens abendländischer Kultur ist gekündigt und abgewickelt. Im besten Falle steht mir auf so einer Cocktailparty ein in der Wolle gefärbter Esoteriker gegenüber. Viel wahrscheinlicher ist es ein ahnungsloser Hedonist, der mir begegnet. Wie es da gelingen soll, intersubjektiv gültige Aussagen über die religiöse Wirklichkeit des Christentums zu machen, erschließt sich mir nicht.

Wer den Cartoon von Plaßmann sieht und nicht spontan darüber lachen kann, während sein inneres historisches Bewußtsein bittere Tränen vergießt, ist in der Wirklichkeit unserer Tage nicht angekommen oder gehört selber zu den Typen, die diese dämliche Frage stellen würden.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Blobfisch

Lassen wir mal eben die Gretchenfrage, ob es denn nun tatsächlich ein höheres Wesen, einen Gott gibt, für den Moment außer Acht.

Lässt man dieses Thema außen vor, so stellt sich die Frage, ob Religionen überhaupt noch notwendig sind.

Betrachtet man dann Religion(en) ganz objektiv, so stellt man fest, dass diese verschiedene Zwecke erfüllen:

1.)
Der Mensch ist ein Wesen, das sich seiner selbst bewusst ist und anders als Tiere nicht nur instinktbasiert und situationsbezogen handelt. Dadurch ergeben sich zwangsläufig verschiedene Fragen, die sich der Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann stellt.
Dazu gehören: Was passiert, wenn ich sterbe? Woher komme ich eigentlich? Warum gibt es mich? etc.
Religionen versuchen, diese Fragen zu beantworten.
Da die Wissenschaften mittlerweile deutlich weiter entwickelt sind, wurde dieser Zweck der Religion teilweise überflüssig. Andererseits sind viele dieser Fragen durch die Wissenschaft nur teilweise oder unzureichend zu beantworten, sodass Religion hierin nach wie vor ihre Existenzberechtigung findet.

2.)
Daneben erfüllen Religionen auch den Zweck, ein vernünftiges Zusammenleben großer Menschengruppen zu realisieren, ohne, dass man sich selbst oder gegenseitig umbringt.
Dieser Zweck wird in den Religionen durch verschiedene Gesetze und Regeln verwirklicht.

Dieser Zweck wird heutzutage durch Gesetze geregelt, sodass dieser Teil der Religion größtenteils überflüssig geworden ist und gewissermaßen "outgesourced" wurde.
So findet sich z.B. ein Großteil der 10 Gebote in den meisten modernen Gesetzen wieder. "du sollst nicht töten" und "du sollst nicht stehlen" sind Teil unseres STGBs, "du sollst Vater und Mutter ehren" kann man in der Unterhaltspflicht sehen.

Andere Gesetze der Bibel dienen dazu, den Mensch davor zu bewahren, sich selbst zu schaden.
Vorschriften wie "Iss dieses bestimmte Fleisch nicht" existieren, da entsprechendes Fleisch häufig unverträglich war oder statistisch häufig Krankheiten verursacht hat. Diese Regelungen sind in der modernen Gesellschaft durch allgemeine Hygienezustände u.ä. überflüssig geworden. Deswegen essen wir ja auch nicht nur koscheres Fleisch.

Insgesamt muss man also feststellen, dass der Widerspruch zwischen dem Text der Bibel und der tatsächlichen heutigen Gesellschaft leicht zu erklären ist und durchaus auch seine Berechtigung hat.

Trotzdem bleibt noch die Gretchenfrage, die ich am Anfang ja vorübergehend ausgeklammert habe und an diesem Punkt wieder mit ins Boot nehme.

Man kann also durchaus Religionen praktizieren, gläubig und ein guter Christ sein, ohne sich an den genauen Wortlaut der Bibel zu halten und ohne deswegen ein schlechtes Gewissen haben zu müssen oder den "guten alten Zeiten" nachzutrauern.

Gravatar: Peter Schaefer

Herr Winnemöller,

versuchen Sie nicht krampfhaft zu missionieren, seinen Sie nur wahrhaftig - auch auf einer Cocktailparty.
Für den Rest sind Sie nicht zuständig.

Gravatar: Joachim Datko

CHRIST? ... UND WAS MACHT MAN DA SO?

Kirchensteuer zahlen, damit die Kirchen immer reicher werden.

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