Plädoyer für eine Politik der Qualifikation

 

Um mehr Gerechtigkeit und höhere wirtschaftliche Effizienz zu erreichen, ist eine Politik der Qualifikation erforderlich. Qualifikation sollte zum zentralen Faktor bei der Stellenvergabe in Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichem Dienst avancieren.

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Das Grundgesetz besagt, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf (Grundgesetz Artikel 3, Absatz 3). Bezogen auf die Praxis der Stellenvergabe heißt es: Nicht die Zugehörigkeit des Bewerbers zu einem Geschlecht, einer Nation, einer Rasse, einer Partei, einer Religionsgemeinschaft usw., sondern seine Befähigung/Eignung, in anderen Worten: seine Qualifikation, soll ausschlaggebend sein. Dies soll für die Praxis der Stellenvergabe in allen Arbeitsbereichen gelten: in der Wissenschaft, in der freien Wirtschaft und im öffentlichen Dienst.

 

Geschichtliche Erfahrungen lehren uns Folgendes: Wird die Zugehörigkeit zu den oben genannten Gruppen zum Richtmaß für die Stellenvergabe, führt dies nicht nur zu Ungerechtigkeiten, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Stellen werden nicht an die Fähigsten, sondern an Angehörige der (bevorzugten) Gruppe vergeben.

 

Beispielsweise wurden in den kommunistischen Diktaturen Mitglieder der kommunistischen Partei bei der Stellenvergabe bevorzugt. Dies führte weder zu mehr Gerechtigkeit noch zur Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz. In der Wissenschaft hatte diese Bevorzugung nicht den erhofften Fortschritt zur Folge.

 

Unsere Gesellschaft steht vor der entscheidenden Frage: Sollen bestimmte Gruppen einseitig gefördert und bevorzugt werden oder soll ein freier Wettbewerb, der auf Qualifikationen von Bewerbern beruht, über die Stellenvergabe entscheiden?

 

Qualifikation bezeichnet einen von besonderer Gruppenzugehörigkeit unabhängigen, auf mehr oder weniger objektive Anforderungen bezogenen Faktor. Achtet man bei der Stellenvergabe ausschließlich auf Qualifikationen, so verlieren die oben genannten Gruppenzugehörigkeiten, aber auch persönliche Vorlieben, Kontakte und Seilschaften an Bedeutung. Bewerber werden nur nach ihrer Leistung beurteilt.

 

Unser Land braucht eine Politik der Qualifikation. Ihre vordringlichsten Aufgaben wären, Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf die Bedeutung des Faktors „Qualifikation“ aufmerksam zu machen, weitere, genauere Qualifikationskriterien auszuarbeiten und sie dann in der Praxis der Stellenvergabe anzuwenden. Dinge der Unmöglichkeit wie „Gleichheit der Qualifikation“ hätten dann keinen Platz in den gesetzlichen Regelungen und in Stellenausschreibungen.

 

Eine entscheidende Rolle in der Politik der Qualifikation würde die wissenschaftliche Erforschung von Qualifikationen, die Qualifikationsforschung, spielen. Sie steckt noch in den Anfängen und findet kaum Unterstützung seitens der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Würde man der Qualifikationsforschung nur einen Bruchteil der finanziellen Mittel gewähren, die z.B. für das Programm des Gender-Mainstreaming vergeben werden (jährlich mehr als eine Milliarde Euro), lebten wir in einem gerechteren und effizienteren System. Eine Politik der Qualifikation hätte einen unschätzbaren Wert für die Volkswirtschaft, denn Stellen könnten in der Regel an die Fähigsten vergeben werden.

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Gravatar: Norman Runyon

Im Großen und Ganzen ist dem Autor zuzustimmen. Mit einer Qualifikationsforschung zur Entwicklung von Qualifikationskriterien ist zu beginnen. Eine Anwendung der gewonnenen Ergebnisse ist jedoch nur für den öffentlichen Sektor anzuwenden. Der Unternehmer in der Privatwirtschaft haftet mit dem Erfolg seines Unternehmens. Staatliche Vorgaben und Einschränkungen, nicht nur von Gleichheitsideologen, sollten im privaten Sektor komplett unterbleiben.

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