Pirinçci und die Integration

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Kaum jemand, behaupte ich, hat mehr für die Integration getan als Akif Pirinçci mit seinem letzten Werk. Ganz sicher toppt er die Leistung der gesamten Integrationsindustrie. Seinem Buch „Deutschland von Sinnen“ (Sie erinnern sich?) merkt man an, dass es aus Liebe zu diesem und Sorge um dieses Land geschrieben wurde. Im Gegensatz zu seinen migrantischen Kollegen, die immer irgendwelche Geschichten über Identitätsprobleme und Grenzerfahrungen zwischen den Kulturen erfinden oder gleich Reportagen über die Herkunftsländer ihrer Eltern schreiben, die also nicht wirklich hier angekommen sind, ist er konsequent ein deutscher Schriftsteller gewesen und geblieben.

Leider sind die Deutschen immer noch nicht ganz bereit, das zu erkennen. In eigentlich allen Interviews zu seiner Wutschrift, die praktisch nur von Wohlmeinenden und Zustimmenden geführt wurden, wurde Pirinçci als Türke oder türkischstämmiger Autor angesprochen. Das war gut gemeint; gut war es nicht. Denn ein jedes Mal musste er betonen: Ich bin ja Deutscher.

Das muss noch kommen: die Leute mit ausländischen Namen, die perfekt deutsch sprechen und zu diesem Land stehen, komplett als Deutsche anzunehmen, sie also genauso hart zu behandeln, aber eben auch genauso gut; mit anderen Worten: gerecht. Das wird natürlich nur gehen, wenn die Deutschen jene, die hier zwar gut leben, aber nicht zu diesem Land stehen, auch deutlich kritisieren. Zu beidem sind die Deutschen immer noch wegen ihrer Vergangenheit nicht wirklich in der Lage. Da ist immer noch viel zu viel Verkrampfung.

Das hat sich leider nicht geändert in den letzten 30 Jahren. Schon ganz zu Beginn von Pirinçcis Karriere 1982 schrieb die „Zeit“ bedauernd: „Wer hofft, in seinem Buch etwas über das Denken und Fühlen der zweiten Ausländergeneration zu erfahren, wird enttäuscht: über Türken und deren Probleme schreibt er so gut wie nichts. Das nämlich, erklärt er, [...],»ist überhaupt kein Thema, das kennt doch jeder«“. Warum also sollte er über Türken schreiben, er, der doch nach eigenem Bekunden so deutsch ist „wie eine Eiche“.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Andreas Schneider

Das "natürlich nicht", Herr Professor, scheint mir angesichts der Realität als blanker Hohn. Tatsächlich muss ich feststellen, dass "Keine Boni für Migranten, nur weil sie Migranten sind" oft genug als Einstiegsticket für Vorwürfe angeblicher Ausländerfeindlichkeit her hält.

Kann man in einer solchen Atmosphäre tatsächlich jemandem Vorwürfe Machen, der Migranten auf Distanz hält? Unschön, ja - aber nur allzu menschlich.

Gravatar: Lemke

Er ist so deutsch wie Wernher von Braun amerikanisch geworden war. Wir brauchen mehr solche mutigen Leute, die mal ihre Klappe sich trauen aufzumachen!

Gravatar: Adorján Kovács

Natürlich nicht, um auf Ihre letzte Frage zu antworten. Frechheit muss Frechheit genannt werden dürfen. Das ist es doch, was ich sage: Keine Boni für Migranten, nur weil sie Migranten sind. Aber die, die hier zuhause sein wollen und sich entsprechend gut verhalten, die muss man gewinnen, indem man sie nicht in einen Topf mit den anderen wirft.

Gravatar: Andreas Schneider

Wir sind durchaus auf einer Linie, Herr Professor. Ich habe nicht umsonst darauf hingewiesen, dass eben die Angepassten unter dem Ruf leiden, den Andere ihnen eingebrockt haben.

Nur: die Angepassten sind zumeist derart angepasst, dass sie ebenso ruhig sind wie der Großteil der indigenen Bevölkerung. Von außen wahrgenommen wird jedoch das lautstarke Lärmen der nicht Angepassten.

Seit 6 Jahren lebe ich nun in Köln. Mein Heimatort, ein eingemeindetes 700-Seelen-Dörfchen kennt ebenso wie die Kleinstadt keine wirkliche "Ausländerproblematik". Es ist darüber hinaus eine Tatsache, dass sich Migranten zumeist in größerer Zahl eben auch in größeren Städten bzw. Ballungsgebieten sammeln. Diese Unterschiede sind phänomenal, Herr Professor! So gravierend, dass ich, der über Jahrzehnte hinweg auf einer Insel der Seligen lebte und die über die Medien kolportierten Probleme in der Praxis nicht kannte, hier eine Lanze für die zuvor beschriebene Blockadehaltung vieler Eigentümer brechen muss: ich nehme keine quasi angeborene Abwehrhaltung wahr, sondern vielmehr ein "Nie wieder!" (mit deutlicher Betonung auf "wieder"). Und wer mich vielleicht ein oder zwei Wochen einmal bei der Arbeit in Büro und Außendienst begleiten möchte, mag eine dicke Überraschung erleben, die wenig ausgeprägt oft genug die von Ihnen (richtigerweise) als so selbstverständlich dargestellte Höflichkeit gerade in Migrantenkreisen ausgeprägt ist. Ankommen und umschauen? Ja, das stimmt. Aber anpassen? Der Begriff "rotzfrech" umschreibt so manchen Kontakt noch recht wohlwollend. Und ich stelle an mir selbst fest, dass mich diese Erfahrungen selbst nur mit zunehmendem Widerwillen Anfragen mit Fremdnamen mittlerweile bekannter Herkunft bearbeiten lassen.

Wären da nicht auch so viele positive Überraschungen, möchte man an einigen Tagen glatt die Brocken hinwerfen. Diese Wahl habe ich aber nicht. Die Eigentümer schon.

Und ich behaupte, dass sich daran nichts ändern wird, solange eine verfehlte, geradezu pervertierte Toleranzkultur die Radaubolzen obendrein hofiert. Wenn wir Integration wirklich wollen, müssen wird auch bereit sein, Diejenigen auszuschließen, die sich nicht anpassen.

Aber ist man mit dieser Forderung nach gängiger Lesart damit nicht schon ein "Ausländerfeind", ein "Rechter"?

Gravatar: Adorján Kovács

Da ist natürlich etwas dran. Und ich übersehe die kulturellen Unterschiede keineswegs, die sich zwischen Einwanderern aus - sagen wir - Spanien oder Polen und - zum Beispiel - Algerien oder der Türkei auftun. Da gibt es ja Unterschiede dann auch im Verhalten hier in Deutschland. Es ist eigentlich so einfach: Der, der irgendwo ankommt, schaut sich um und passt sich an. Das ist eine Frage der Höflichkeit. Aber ich wollte auf die gar nicht so wenigen angepassten Migranten hinweisen, die das ausbaden müssen, was ihre unangepassten ehemaligen Landsleute so machen. Da müsste man klarer differenzieren, um die Angepassten mehr ins eigene Boot zu holen.

Gravatar: Julia

Danke, ich sehe das genau so.

Gravatar: Ursula Prasuhn

Dass kaum jemand mehr für die Integration der Migranten getan hat als Akif Pirincci, finde auch ich. Seine Geißelung der Wehleidigkeit, der Aggression und des Anspruchsdenkens von Einwanderern - besonders in der zweiten oder dritten Generation - ist bemerkenswert, ebenso seine Geißelung der naiv dümmlichen "Willkommenskultur" in Deutschland, die Nichtanpassung an deutsches Recht und deutsche Werte geradezu beflügelt durch mitfühlendes Verständnis, Nachsichtigkeit und sogar Belohnung.
Schade, dass sich viele an Pirinccis derber Ausdrucksweise stören. Zugegeben: ich habe auch etliche Male schlucken müssen bei seinen Zeilen. Auf der anderen Seite erregt aber gerade seine anstößige Sprache Aufmerksamkeit, ist also eine Stärke für die Wahrnehmung dessen, was er sagt.
Der im Herzen urdeutsche Pirincci ist ein Segen für unser Land. Sehr zu empfehlen das Erlebnis seiner Einwanderung als elfjähriger Türke:
http://www.newsmax.de/akif-pirincci-ich-bin-mit-jeder-faser-deutscher-news94773.html

Gravatar: Jürgen Zumpe

Die Integration ist gescheitert!

>> Von einem bis an die Grenzen ausgereizten Sozialstaat wird verdeckt, was Kassandrarufe auch in dieser Zeitung seit Jahrzehnten prophezeien: der Massenimport von Einwanderern aus fremden Kulturen bringt auch deren Probleme mit nach Deutschland. Noch herrscht kein offener Krieg, doch der demographische Verdrängungsprozeß zeigt seine Wirkung. Die gegenwärtigen Proteste anläßlich des Gaza-Konfliktes sind bei weitem heftiger als noch vor fünf Jahren. In weiteren fünf Jahren wiederum werden sie wahrscheinlich heftiger als heute sein. <> Ja, tatsächlich, der Deutsche ist schuld. Und das Abendland. Wieder einmal. So versteigt sich der Doyen der Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, gegenüber der Westdeutschen Zeitung zu der Aussage: „Klar: Es gibt einen muslimischen Antisemitismus. Aber das ist zu beträchtlichem Teil ein Import aus Europa.

Der Deutsche ist schuld, ganz ohne Zweifel, aber nicht in diesem Sinne. Hier wird wieder einmal die Ursache verkannt und aus lauter Fremdenanpassung und falscher, kriecherischer Unterwürfigkeit allem Fremden gegenüber nicht genannt, armer Wolfgang Benz.

Antisemitismus ist kein deutsches Phänomen, auch kein europäisches, weder gegen Juden noch gegen Araber. Die Toleranzhysterie, die man uns seit Jahrzehnten erfolgreich eintrichtert, ist bei den Deutschen angekommen. Wir üben Toleranz gegenüber jedem Fremden. Wir üben auch Toleranz gegenüber Fremdlingen in diesem Land, die keine Toleranz kennen und auch nicht gewillt sind, sie anzuerkennen. In ihren Heimatländern herrscht der Absolutismus, die Scharia kennt keine Toleranz. Warum sollten nun diese Einwanderer in toleranten Staaten ihre Dogmen aufgeben? Sie sehen diese Hysterie als Schwäche dieses Staates an, zertreten deren Jugend. Es ist absolut falsch und einfach widerlich, dem Europäer die Ausübung der zutiefst verwurzelten Regeln des Islam nun unterzuschieben. Diese Menschen brauchen Grenzen, Grenzen die ihnen erklären: „Halt, hier herrscht nicht der Islam, keine Scharia, wer diese Regeln nicht anerkennt, muss dieses Land verlassen.“ Stattdessen wird hier eine völlig falsche Toleranzhysterie, selbst bei den schlimmsten Straftaten herrscht Kuscheljustiz, bei diesen Leuten angewandt. Das ist der Fehler der Deutschen, der Deutsche macht sich schuldig, wenn er diese Leute nicht zur Räson bringen kann bzw. ausweist. In vielen anderen Ländern leben trotz dieser Krise Juden und Araber friedlich zusammen. Warum? Weil sie wissen, wenn sie in diesen Ländern dem Antisemitismus frönen, ihnen die Ausweisung droht. Z.B. die VSA. Wer einwandert, darf nicht gleich seine Konflikte mit importieren, sondern sich dem Einwanderungsland anpassen. <<

Gravatar: Andreas Schneider

Wahre Worte, Herr Professor!

Und um einmal den Bogen zu schlagen zu meinem Gewerbe, der Immobilienvermittlung: es ist für mich bei vielen Eigentümern ein Riesenproblem, Mietinteressenten mit türkischen Namen schmackhaft zu machen - insoweit gehen wir wohl in der Beurteilung der Lage konform.

Ich sehe jedoch auch im Tagesgeschäft, wo der Hund (immer noch?) begraben liegt - während bei Telefonaten mit "hier angekommenen" sog. "Migranten" (für mich, offen gesagt , ein Unwort) diese sich bisweilen mit Müller oder Meyer melden könnten und mir fiele nichts auf, geht ein guter Teil der Arbeitszeit für Gespräche mit Mitmenschen verloren, die sich kaum verständigen können, die nicht beschreiben können, um welches Angebot ihr eigener Anruf sich dreht, die in einem so ausgewiesenen Büroraum im 34. Obergeschoss eines hiesigen Hochhauses einen Gemüsehandel einzurichten gedenken usw. usw. Und eben aus solchen Kreisen haben sich lt. überein stimmendem Bekunden verschiedener Eigentümer in der Vergangenheit "Probleme" aller möglichen Coleur ergeben. Für meinen Geschmack allzu viele Eigentümer haben daraufhin - bildlich gesprochen - die Schotten dicht gemacht. Und da sie einerseits die nervigen Gespräche leid waren und andererseits eine Anzeigengestaltung mit "Keine Türken" einen Sturm der Entrüstung auslösen würde, hat man den Unrat ausgesourct . Und nun liegen die Dinge in unserer Hand. Ich lerne alle Seiten kennen und weiß nur zu gut, dass da leider Gottes viele Interessenten unter die Räder kommen, weil ihre Landsleute i. w. S. ihren Ruf mit ruiniert haben.

In einem Fall hat ein Eigentümer jedoch eine klare Differenzierung vorgenommen: er akzeptiert keine Mietinteressenten muslimischen Glaubens mehr. Nach seinem Bekunden hatte er mit einem älteren türkischen Ehepaar einen vermeintlichen Volltreffer erzielt -ruhig, sauber zuvorkommend. "Aber dann kam Ramadan." Und mit Ramadan die ganze vielköpfige Sippe, deren Kinder teils nach bis 3 Uhr im Treppenhaus Schabernack und 17 weitere Mietparteien nächtelang in den Wahnsinn trieben. So etwas kann sich - zumal bei nicht in angesagten Top-Lagen befindlichen Angeboten) dauerhaft kein Eigentümer leisten. Was sollte er also tun?

Und was kann ein (ein!) Akif Pirinçci da erreichen? Auch dieser Mann kämpft gegen einen Mainstream an, der an Bigotterie kaum übertreffen ist. Denn auch das zeigt meine Erfahrung:
so mancher Stadtteil mit extrem hohem "Gutmenschen"-Anteil, berücksichtigt man die Wahlergebnisse, erfreut sich in diesen Kreisen gerade deswegen besonderer Beliebtheit, weil er "kopftuchfrei" (so wortwörtlich!) ist.

Wer will und/oder kann da noch eine sachlich fundierte Kritik mit Anspruch auf Gehör äußern?

Gravatar: Lisje Türelüre aus der Klappergasse.

"....Zu beidem sind die Deutschen immer noch wegen ihrer Vergangenheit nicht wirklich in der Lage..."

Nein, meiner Meinung nach hat das nichts mit "der Vergangenheit" zu tun, sondern ist schlicht und einfach kulturell bedingt.
Denn entgegen dem laut verbreitetem Getöse ist Deutschland niemals ein Einwanderungsland gewesen.

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