Pippi Langstrumpf-Journalismus oder: Der Marsch für das Leben in den Medien

Es kam zu Gewalt gegen friedliche Teilnehmer am Marsch für das Leben. Es ist – so könnte man sagen – nicht einmal mehr gerade noch gut gegangen, wenn Menschen angegriffen und verletzt worden sind. Geradezu ein Skandal ist die Beteiligung von Journalisten an der Gewalt - das ist noch mal eine ganz neue Qualität.

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Haben Sie in Ihrer Zeitung heute etwas über den Marsch für das Leben am vergangenen Samstag in Berlin gelesen? Nein? Warum eigentlich nicht. Ein paar Überlegungen ist das schon wert, wieso das so ist.

“Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.”, so könnte man das prominente Schweigen mit einem Zitat aus dem Titelsong der Serie umschreiben. Aber den Qualitätsjournalisten Willkür zu unterstellen? Geht das?

Wohl ist es so, daß angesichts von Krisen und Kriegen in der Welt, dem 80. Geburtstag der Loren, dem Freigang von Uli Hoeneß und der Tabellenführung des SC Paderborn 07 das Blatt einfach gefüllt war. Print ist eben doch ein paar Beschränkungen unterlegen. Doch auch Onlineportale großer Medien schweigen sich beharrlich aus. Konnte man in den vergangenen Jahren wenigstens aus der Gegendemonstration noch eine Meldung machen, so fällt auch dies jetzt aus. Schwerer Vandalismus gegen die Bundesgeschäftsstelle des BVL am Vorabend, aggressive Störungen des Schweigemarsches, Gewalt gegen Teilnehmer des friedlichen Marsches durch Gegendemonstranten und am Ende auch noch die Störung eines Gottesdienstes machen es schwer, selbst dem dümmsten anzunehmenden Leser oder Zuschauer die Gegendemonstranten als Beispiel für Toleranz zu verkaufen.

Eine neue Qualität ist nicht nur durch die massive Gewalt im Vorfeld und während des Marsches erreicht. Mitarbeiter des ZDF haben Berichten zu Folge selbst Hand angelegt und sind gegen den Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe tätlich geworden. Ein Angriff von Mitarbeitern einer öffentlich rechtlichen Medienanstalt auf einen gewählten Volksvertreter ist keine Kleinigkeit. Augenzeugen wollen gesehen haben, daß Lutz van Horst von der Satiresendung “heute show” an den Tätlichkeiten gegen Hüppe beteiligt war. Das ZDF war auf Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit. Damit der Vorfall nicht unbeachtet in der Versenkung verschwindet, wird das Thema in Blogs und sozialen Medien weiter verfolgt werden. Daß mit einem solchen Vorfall das Vertrauen in die “Qualitätsmedien” weiter sinkt, dürfte sich von selbst verstehen.

Gerne und großzügig wird natürlich auch verschwiegen, daß die Gegendemonstranten in diesem Jahr erstmals großzügig mit Geldmitteln ausgestattet waren. Welch eine Art von Desinformationspolitik damit betrieben wurde, hat Bloggerkollege King Bear untersucht. Die Aggressivität und Brutalität der Gegendemonstranten war größer als zuvor. Nun könnte man fragen, ob dies im Sinne von Herrn Gysi war, der eine großzügige Spende aus der Parteikasse für die Gegendemonstranten locker gemacht hat. Auch die Kollegin Lara Katharina Fritzsche, die ihr Preisgeld, das sie für den katholischen Medienpreis von der GKP erhalten hat, den Gegendemonstranten gespendet hat, wird sich fragen lassen müssen, ob die Gewalt gegen friedliche Demonstranten ihrem Verständnis von Toleranz und Meinungsfreiheit entspricht.

Klar und unmißverständlich auf der Seite der gewalttätigen Störer hat sich die LINKE aus Thüringen präsentiert, indem das Büro der Landesvorsitzenden Henning-Wellsow an den BVL schrieb:

„Ihren antifeministischen, antiemanzipatorischen und konservativen Dreck können Sie gerne behalten! Wir verbitten uns für die Zukunft weitere Mails Ihres Verbandes und hoffen inständig, dass Ihnen das Bündnis gegen den Marsch für das Leben am 20.September ordentlich in die Suppe spuckt.“

Vom Ergebnis her betrachtet läßt dies keine Frage offen. Wehe unserem Land, wenn politische Extremisten, ganz gleich, ob rechts oder links verortet, jemals wieder politische Macht in unserem Land ergreifen. Es wäre das Ende der Freiheit. Das sollte jedem klar sein, der hier oder dort sein Kreuz auf dem Wahlzettel macht.

Über alles dies liest man heute in keiner Zeitung, hörte am Samstag und Sonntag darüber nichts im Radio und sah nichts im Fernsehen. Doch brauchen wir das eigentlich?

Ja, wir brauchen das. Eine funktionierende freiheitliche Gesellschaft braucht eine funktionierende freie Presse. Es braucht den öffentlichen Diskurs nicht nur über Fragen des Lebensrechtes für alle geborenen und ungeborenen Menschen. Es braucht den öffentlichen Diskurs über unser Verständnis grundgesetzlich verbriefter Rechte, wie im aktuellen Fall das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, das Recht auf freie Religionsausübung. Alle diese Rechte sind am vergangenen Samstag in Berlin von gewaltbereiten, intoleranten Gegendemonstranten massiv angegriffen worden. Es kam zu Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Es ist – so könnte man sagen – nicht einmal mehr gerade noch gut gegangen, wenn Menschen angegriffen und verletzt worden sind. Ist es für sich genommen schon eine Schande, daß es zum Schutz einer friedlichen Demonstration und eines öffentlichen Gottesdienstes in unserer Hauptstadt eines massiven Polizeieinsatzes bedarf, so ist es umso schlimmer, wenn die große Zahl der Polizeikräfte nicht ausreicht und es im kommenden Jahr wohl noch mehr Polizisten sein müssen, die den Marsch schützen müssen. Geradezu ein Skandal ist die Beteiligung von Journalisten an der Gewalt, das ist noch mal eine ganz neue Qualität, über die noch zu reden sein wird.

Im kommenden Jahr wird am 19. September erneut ein Marsch für das Leben stattfinden. Es bleibt zu hoffen, daß aus dem diesjährigen Marsch Lehren gezogen werden. Es bleibt ferner zu hoffen, daß im kommenden Jahr erneut die Teilnehmerzahl steigt. Es bleibt ferner zu hoffen, daß die Teilnehmerzahl irgendwann so groß ist, daß nicht einmal Pipi Langstrumpf-Journalisten sich noch weiter in Ignoranz üben können.

Am Ende bleibt noch die Frage, wie die Mauer des Schweigens durchbrochen werden kann. Blogger berichten darüber. Das ist nicht nichts. Kath.net, idea und andere sind eine feste Größen, wenn es um Berichte über den Marsch geht. Es kommt auf jeden einzelnen an. Wenn die 5.000 Teilnehmer jeder und jede nur 10 Menschen vom Marsch erzählen, dann wissen schon 55.000 Menschen davon. Und wenn wir in den Sozialen Medien die noch viel zu wenigen Berichte und Meldungen teilen, dann erfahren noch viel mehr Menschen davon. Und was hindert Sie, als Teilnehmer am Marsch für das Leben eigentlich, mal bei der Lokalzeitung nachzufragen, warum sie nicht berichten? Klappern, so sagt der Volksmund, gehört zum Handwerk. Klappern wir also.

Zuerst erschienen auf katholon.de

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Blobfisch

Dieser Satz sagt gar nichts über mein Demokratieverständnis.
Am liebsten wäre es mir ja auch, wenn es bei Demonstrationen keine Gewalt gäbe. Die Realität sieht aber halt anders aus. Weil ich diese Tatsache feststelle bin ich also demokratiefeindlich?
Ich kann mich halt an keine Demonstration erinnern, bei der es nicht zu irgendeiner Form von Gewalt gekommen wäre.
Das sagt also nur etwas über mein Erinnerungsvermögen aus. Vielleicht noch etwas über mein Menschenbild.
Deswegen gibt es ja bei allen Demonstrationen Polizei, um eben gegen diese erfahrungsgemäß auftretende Gewalt vorzugehen.
Das finde ich auch absolut gut so.

Und wie gesagt, dass es beim Marsch zu Gewalt gekommen ist, finde ich auch nicht in Ordnung.
Mein Problem liegt darin, dass die Artikel über den Marsch es so darstellen, als wäre der Marsch die einzige Demonstration in der Geschichte von Demonstrationen gewesen, bei der es jemals zu solchen Angriffen gekommen ist.
Das ist schlicht und einfach nicht wahr.

Gravatar: Blobfisch

Dass sie darauf hinweisen ist ja okay. Aber es gibt 5 verschiedene Artikel auf dieser Seite, deren einziger Inhalt die bösen Gegendemonstranten sind und keinen Einzigen über den eigentlichen Marsch.
Die Teilnehmer des Marsches scheinen selbst der Ansicht zu sein, dass die Gegendemonstranten um einiges wichtiger sind als die Botschaft des Marsches.

Gravatar: Florian Hohenwarter

"Angriffe und Gewalt gibt es bei Demonstrationen nun mal."

Dieser Satz sagt viel über Ihr Demokratieverständnis. Anscheinend gehört Gewalt für Sie zu einer richtigen Demo einfach dazu. Aber natürlich nur, wenn es die Anderen trifft, gell.

Und welche Schlagseite die Berichterstattung hat, wundert niemanden, wenn man weiß, dass laut einer Umfrage unter Journalisten ca. 70 % angeben Links/Grün-Wähler sind.

Kostprobe gefällig?:

https://www.youtube.com/watch?v=Wi9ebHXBn1M
https://www.youtube.com/watch?v=5X-RVcYOcyE

Gravatar: MicroHirn

Blobfisch,

auf eine toleranzbefreite mit undemokratischen Mitteln agierende Gegnerschaft muß natürlich hingewiesen werden. Da helfen keine Relativierungen und keine Hinweise, dass es woanders auch Gewalt gäbe. Ich fürchte, Sie haben weder Sinn des Artikels, noch die Brisanz des Vorfalls mit fHerrn Hüppe verstanden. Oder wollen davon ablenken? Kann, sein, jedenfalls ist es wichtig das gewaltbereite Verhalten und die undemokratische Gesinnung der Gegendemonstranten aufzuzeigen.

Gravatar: Redaktion

Ist korrigiert. Danke

Gravatar: Blobfisch

Dann haben Sie und ich aber einen anderen Artikel gelesen. Der Artikel, den ich gelesen habe, beschwert sich darüber, dass es zu Angriffen und Belästigungen kam, und nennt den Journalisten nur als Beispiel.

Tja, aber wenn ich mir Ihre Antworten auf meine Kommentare immer anschaue, dann frage ich mich eh, ob Buchstaben und Wörter für Sie vielleicht etwas anderes bedeuten als für mich.

Sämtliche Berichte die ich auf dieser Seite oder auch sonstwo von Teilnehmern gelesen habe konzentrieren sich lediglich darauf, dass es zu Angriffen und Belästigungen kamen (was wie gesagt ein Bestandteil von Demonstrationen im Allgemeinen ist) und enthielten die (mehr oder weniger) unterschwellige Botschaft, dass die Meinung der Demonstranten ja allein deshalb schon richtig sein muss, weil sich die Gegner vor Ort so unreif und irrational verhalten haben.

Kaum ein Wort habe ich aber darüber gelesen, wie die Demonstration selbst verlaufen ist. Das einzige, was ich über den Gottesdienst am Ende weiß ist, dass dieser gestört wurde.

Lese ich dagegen einen Artikel über zum Beispiel einen Christopher Street Day, also eine Demonstration für die Rechte von LGBT Personen, so lese ich immer einiges über den Programminhalt, über die Leute, die mitgemacht haben, über die gute Stimmung der Teilnehmer, über die Botschaften, die die Teilnehmer vermitteln wollten, und nur ganz am Rande, dass es auch zu Übergriffen und Gewalt kam, man sich davon aber nicht hat aufhalten lassen.

Gravatar: keinUntertan

"Pipi" mach ich am Pissoir. Das Mädchen mit den langen Strümpfen heißt "Pippi".

Gravatar: MIcroHirn

Das ist dann treffsicher daneben, Blobfisch. Der Skandal ist hier, dass nach Schilderung von Herrn Hüppe, Journalisten am Werk waren. Bemerken Sie den Unterschied? Wenn Gewalt schon von solchen Institutionen ausgeht, wo soll das Ganze dann enden?

Gravatar: Karl Letis

Der öffentlich-rötliche Grünfunk scheint denen zu gehören, welche in ihrer Gründerzeit der RAF zugejubelt hat und mit den Mord an Hans-Martin Schleider "klammheimliche Freude" empfunden haben. Wer glaubt denn, das die sich ändern. Jetzt sitzen die im Parlament und im ParteifunK ARD, ZDF und DRadio.

Und entsprechend geben sich diese Leute auch.

Früher hat man die Männer hat man die Männer an der Spitze des Staates ermordet.
Jetzt sitzen diese Leute im Bundestag und in diesen Medien und ruinieren die Industrie und die Arbeitsplätze der Bürger. Warum auch nicht. Sie haben sich immer durch Steuern und Abgaben finanziert

Gravatar: Blobfisch

Angriffe und Gewalt gibt es bei Demonstrationen nun mal. Das ist sicherlich nichts Gutes, aber Sie brauchen es auch nicht s darstellen, als würde das nur den armen armen "Lebensschützern" passieren.

http://www.badische-zeitung.de/loerrach/eier-wuerfe-gegen-csd-parade--29840290.html

http://www.mopo.de/nachrichten/gewalt-nach-dem-csd-schwulen-hass-mitten-in-hamburg,5067140,23952504.html

http://www.linksfraktion-hamburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/kategorie/gleichstellung/zurueck/aktuelles/artikel/weiterer-angriff-beim-csd-hasskriminalitaet-verfolgen/

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